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00:00:02: Guten Morgen, hier ist Ihr Tagesanbruch von TéOnline für Donnerstag den elften Dezember, twenty-fünfundzwanzig, was heute wichtig ist.
00:00:11: Europas wichtigstes Rüstungsprojekt droht zu scheitern.
00:00:15: Geschrieben von TéOnline-Chefredakteur Florian Harms unter Mikrofon bin heute ich, Johannes Schmidt.
00:00:24: Die gemeinsame europäische Verteidigung lässt sich in schönen Worten feiern.
00:00:28: Man bespürt ihre Notwendigkeit, entwirft Visionen, verspricht Solidarität und Stärke.
00:00:34: Schon steht die Festtagsrede.
00:00:36: Die Waffensysteme des XXI.
00:00:38: Jahrhunderts sollen hier bei uns auf dem Kontinent geschmiedet werden.
00:00:41: Die Abhängigkeit von den unberechenbaren USA soll enden.
00:00:45: Doch abseits des Rednerpuls herrscht eine Riesenstreit.
00:00:49: Das ambitionierteste europäische Verteidigungsprojekt steuert auf den Showdown zu.
00:00:54: FKAS, das Luftkampfsystem der Zukunft, ist nur auf dem Papier ein Symbol europäischer Kooperationen.
00:01:01: In der Praxis ist es ja ein abschreckendes Beispiel, wie man die gemeinsame Verteidigung auf keinen Fall organisieren sollte.
00:01:09: Ein multinationales Konsortium soll den modernsten Kampfjet Europas entwickeln, für einhundert Milliarden Euro.
00:01:16: Das Projekt soll die Luftverteidigung sichern und Europas Industrie technologisch an die Spitze bringen.
00:01:22: Im Zentrum stehen die Konzerne Airbus für Deutschland und das Soh für Frankreich.
00:01:28: Offiziell arbeiten sie gemeinsame Sicherheitssystemen, faktisch liefern sie sich einen Firmenkrieg.
00:01:34: Manager, Projektverantwortliche, sogar Gewerkschaften machen deutlich, was sie von der jeweils anderen Seite halten, gar nichts.
00:01:42: Die Antiparties zum Selbstläufer geworden, getragen von handfesten Interessenkonflikten.
00:01:48: Ursprünglich war Gleichberechtigung vorgesehen.
00:01:50: Gemeinsame Entwicklung mit Sprache recht auf Augenhöhe.
00:01:54: Doch Frankreich will das nicht mehr.
00:01:56: Das so verlangt die Kontrolle über den eigentlichen Jet.
00:02:00: Airbus soll sich mit Drohnen und der Combat Cloud begnügen.
00:02:03: Diese digitale Schaltzentrale vernetzt alle Komponenten, verbindet Jets, koordiniert Drohnen und verknüpft sie mit Systemen am Boden.
00:02:12: Künftige Waffen sollen in einem KI-gestützten Netzwerk agieren.
00:02:15: Das Ziel in Echtzeit erkennt und automatisch die jeweils nächst gelegene Waffe feuern lässt, ob vom Jet oder vom Boden aus.
00:02:23: Die Dassault-Manager finden, jeder soll seine Komponente bauen, aber sie bauen den Jet.
00:02:30: Airbus dagegen beharrt auf echter Zusammenarbeit.
00:02:33: In Deutschland wächst der Verdacht, die Franzosen wollten den Kampfjet und das lukrative Know-how allein kontrollieren, während Deutschland zahlt.
00:02:42: Aber auch die Franzosen misstrauen den Deutschen.
00:02:45: Airbus drängeln die gemeinsame Entwicklung, weil es beim Kampfjetbau weniger weit sei als das so und deshalb auf französisches Know-how zu greifen wolle.
00:02:54: Heute Partner, morgen Konkurrent, so die Befürchtung.
00:02:58: Der Staat ist so verhärtet, dass selbst Präsident Macron und die deutsche Regierung ihn nicht lösen konnten.
00:03:04: In Deutschland wächst deshalb der Wunsch nach einem klaren Schnitt, nun auch in der Regierungspartei CDU.
00:03:10: Deshalb muss nun improvisiert werden.
00:03:13: Verteidigungsminister Boris Pistorius trifft heute seine französische Kollegin, um FKs zu retten.
00:03:19: Größter Aussicht auf Erfolg hat der Vorschlag, weiterhin am gemeinsamen Projekt des Kampfflugzeugs der Zukunft festzuhalten, wofür die Partner die benötigten Komponenten entwickeln und bauen, außer dem Flugzeug.
00:03:32: Hier die Cloud, dort die autonomen Flugrobotarm und in der Mitte Mutzerlücke.
00:03:38: Parallel interessiert man sich in Berlin nun auffällig für das Konkurrenzprojekt von Großbritannien, Italien und Japan, das deutlich besser läuft.
00:03:46: Deutschland könnte dort noch einsteigen, vermutlich nur als Juniorpartner mit wenig Einfluss, aber voller Zahlungspflicht, ein vertrautes Moster.
00:03:56: Die Lektion aus dem Rüstungsdrama ist einfach.
00:03:58: Wer Interessenkonflikte nicht rechtzeitig ausräumt, dem fliegen sie um die Ohren.
00:04:03: Immerhin ist vom Durchbruch bis zum Debakel im Moment noch alles drin.
00:04:08: Man könnte jetzt das Popcorn holen und sich auf einen Krimi freuen.
00:04:12: Nur leider ist es eine bitter ernste Dooku.
00:04:22: Es ist eine herkulische Aufgabe, der sich die neue Bahnchefin Evelyn Palla gegenüber sieht.
00:04:28: Sie muss den aufgeblähten Konzern einem harten Sanierungsprogramm unterziehen, das von vielen Mitarbeitern Opfer verlangen wird und zugleich die Qualität und Pünktlichkeit des Angebots verbessern.
00:04:39: Auch die Stimmung in der Belegschaft könnte eine Aufhellung vertragen.
00:04:44: Wie die Südtiroler-Managerin, die zuvor die Regionalsparte DB-Regio profitabel machte und selbst eine Prüfung zur Lokführerin absolvierte, den Umbau angehen will, hat sie gestern dem Aufsichtsrat vorgestellt.
00:04:57: Für heute ist eine Präsentation vor Führungskräften geplant.
00:05:01: Die Konzernschaffin hat vor, die Führungsriege deutlich zu verkleinern.
00:05:05: Die erste Ebene unterhalb des Vorstands will sie offenbar von dreiundvierzig auf zweiundzwanzig Posten reduzieren.
00:05:14: Rütte in Berlin.
00:05:16: Was sagt eigentlich der NATO-Generalsekretär zur neuen US-Sicherheitsstrategie?
00:05:21: Das wird sich heute Mittag zeigen, wenn Mark Rütte auf Einladung der Münchner Sicherheitskonferenz in Berlin eine Grundsatzrede hält.
00:05:29: Während Kanzler Friedrich Merz dieses in seiner Europa-Feindlichkeit fast schon bizarre transatlantische Scheidungsdokument zumindest kritisiert hat, dürfte Rütte qua Amt einmal mehr den Beschwichtiger geben.
00:05:41: Unterdessen verzögert sich die Übergabe des von der Ukraine und ihren europäischen Verbündeten überarbeiteten Friedensplans an die USA.
00:05:49: Laut dem ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelensky soll das nur noch zwanzig Punkte umfassende Rahmendokument heute an Washington übermittelt werden.
00:06:00: Das war der Tee-Online-Tagesanbruch, produziert vom Podcast Radio-Detektor FM.
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00:06:12: Vielen Dank fürs Zuhören und Tschüss!