00:00:02: Guten Morgen.

00:00:03: Hier ist Ihr Tagesanbruch von The Online für Mittwoch, den zehnten Dezember, twenty-fünfundzwanzig.

00:00:09: Was heute wichtig ist.

00:00:11: Welthistorischer Umzug von Frankfurt nach Weimar.

00:00:14: Geschrieben von The Online-Chefredakteur Florian Harms.

00:00:17: Unter Mikrofon bin heute ich, Johannes Schmidt.

00:00:23: Manchmal finden Sensationen an unscheinbaren Orten statt.

00:00:27: Meckrige sechstausend Einwohner hatte Weimar im Jahr siebzehntundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhundhund.

00:00:44: Also engagierte er einen sechsundzwanzigjährigen Juristen aus Frankfurt, der ihm helfen sollte, das Schlammloch in eine Prunkstadt zu verwandeln.

00:00:52: Er ahnte es nicht, aber mit seiner Wahl machte der Regent Weltgeschichte.

00:00:57: Der junge Hesse, der da ausgewählt wurde, war noch zwei Jahre zuvor ein Niemand gewesen.

00:01:01: Aber jetzt nicht mehr.

00:01:03: Ein Jahr vor seinem Umzug nach Weimar hatte er mit einem Roman und einem Theaterstück ganz Europa begeistert.

00:01:10: Ein neues literarisches Genre erschaffen, junge Männer zur Raserei getrieben und Mädchen zu glühenden Liebeschwören beflügelt.

00:01:18: Es war nicht bloß ein Umzug, sondern eine tektronische Verschiebung.

00:01:21: Der Worterkrobert verlegte das Zentrum seines Schaffens und verschob damit für immer die Koordinaten der deutschen Kultur.

00:01:28: Die Zeitgenossen waren hingerissen.

00:01:31: Goethe, ist, so wie er ist, alles zusammengenommen, das größte Genie und zugleich einer der liebenswürdigsten Menschen unserer Zeit, jubelte der Übersetzer Christoph Martin Wieland am zehnten Dezember-.

00:01:48: In Weimar wollte er ausprobieren, wie einem die Weltrolle zu Gesicht stünde, gesagt getan.

00:01:54: Der Autor von Werther und Götz wurde vom Herzog in den staatlichen Maschinenraum geschickt.

00:01:59: Finanzbilanzen, Försterei und Straßenplanung dominierten nun seine Tage.

00:02:04: Da blieb nicht mehr viel Zeit für Reime.

00:02:07: Aber zwischendurch ging es auf Lustfahrten.

00:02:09: Partys in der Hofkutsche von einem Nest zum nächsten Jagen Mädelsklar machen, auch drank man viel.

00:02:15: Bald begann das Volk zu tuscheln.

00:02:17: Der Herzog läuft mit Goetten wie ein wilder Burscher auf den Dörfern herum, er besäuft sich und genießt brüderlich einerlei Mädchen mit ihm, berichtete einen Schriftstellerkollege.

00:02:27: Also zurück zur Arbeit.

00:02:29: Finanzbilanzen, Förstereistraßenplanung.

00:02:32: Puh.

00:02:33: Geht das noch ewig so weiter?

00:02:34: Finanzbilanzen, Försterei und Straßenplanung.

00:02:37: Herr im Himmel, so dröge.

00:02:40: Und zum Reimen kam er nun schon gar nicht mehr.

00:02:43: Das hält kein Dichterlanger aus.

00:02:45: Also Floyer.

00:02:46: Ab nach Italien, das Land, wo die Zitronen blühen, anderthalb Jahre dauerte die Reise nach Sizilien, das Meer, die Sonne, die gerischischen Ruinen.

00:02:56: Er fühlte sich wie neugeboren, ergürzt, inspiriert und kehrte trunken vor Glück nach Weimar zurück, wohin bald auch wieder die Muze köste.

00:03:05: Er leuchtet vom Paradiesgriffer wieder zur Federm, fand zwischen Hofkanzlei und Revolutionsbären ruhigestunden, um die größten Werke zu verfassen.

00:03:14: Romane, wie Wilhelm Meisters Lehrjahre und die Wahlverwandtschaften, Dramen wie Toccato Taso, Gedichte wie den Errkönig, den Zauberlehrling und den westöstlichen Divan und natürlich die Krone deutscher Schreibkunst, den Faust.

00:03:28: Geniale Sätze entstehen im Korb von Fließen durch das Herz aufs Papier.

00:03:33: Aber auch geniale Sätze brauchen die passende Umgebung, um reifen zu können.

00:03:37: Johann Wolfgang Goethe, damals noch ohne das Von vor dem Nachnamen, fand sie vor zweihundertfünfzig Jahren in Weimar.

00:03:45: Das entscheidende an Goethas Einzug in Weimar war nicht der Glanz, sondern die Verwandlung.

00:03:49: Ein Sturm drängender Schriftsteller stieg aus der Komfortzone des Roms hinein in das Gemeinwesen und wurde erst dadurch ganz er selbst, wie ein Influencer, der durch Läuterung zum Literatur Nobelpreisträger reift.

00:04:03: Aus der Flucht wurde Haltung, aus der Provinz das neue Zentrum, aus der Karriere Geschichte.

00:04:08: Weimar war klein, aber der perfekte Ort, um das Talent zur Weltgeltung zu bringen.

00:04:14: Zweihundertfünfzig Jahre später dürfen wir deshalb mit einem kleinen Staunen vermerken.

00:04:18: Für eine weltbewegende Weichenstellung braucht es manchmal nur einen Koffer, eine Einladung und einen Winterweg.

00:04:25: Wie gut das je hinging, der Johann.

00:04:29: Was heute wichtig ist Vorbild Australien.

00:04:34: Kinder und Jugendliche sind auf Social Media Kanälen Gefahren ausgesetzt.

00:04:38: Was tun?

00:04:39: Eine Umfrage zufolge ist die Antwort klar.

00:04:42: Eine überwärtigende Mehrheit der deutschen Bevölkerung, um ca.

00:04:45: eighty-five Prozent der Erwachsenen, wünscht sich ein Mindestalter von sechzehn Jahren für die Einrichtung eines eigenen Social Media Accounts.

00:04:53: Genau diese Regel tritt heute in Australien in Kraft.

00:04:58: Spannung in Oslo.

00:05:00: Kommt sie oder kommt sie nicht?

00:05:02: Das ist die große Frage bei der für heute Mittag geplanten Übergabe des Friedensnobelpreises in Oslo.

00:05:09: Zwar hat die bereits im Oktober ausgezeichnete Venezuelanische Oppositionsführerin Maria Cortina Machado stets versichert, sie tue alles, was sie könne, um für die größte Ehrung ihres Lebens nach Norwegen zu reißen.

00:05:22: Andererseits müsste die an einem geheimen Ort lebende Widersacherin von Diktator Nicolas Maduro selbst bei geglückter Ausreise mit gravierenden Folgen bei der Rückkehr in ihr Heimatland rechnen.

00:05:35: Krisenstimmung bei der Bahn.

00:05:38: Es ist die letzte Sitzung vor Weihnachten, feierlich, aber dürfte es heute im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn eher nicht zugehen.

00:05:45: Während die schlechte Performance des Staatskonzerns längst nicht mehr nur die Kunden, sondern zunehmend auch die Mitarbeiter frustriert, will die neue Chefin Evelyn Palla dem Geremium ihre Pläne für den Umbau des Unternehmens vorstellen.

00:05:59: Zudem steht die abermals verschobenen Betriebnahme des St.

00:06:02: Nimmerleins Bahnhofs Stuttgart-I.

00:06:04: auf der Tagesordnung.

00:06:08: Das war der TherOnline-Tagesanbruch, produziert vom Podcast Radio Detector FM.

00:06:13: Immer am kurz nach sechs am Morgens zum Start in den Tag.

00:06:17: Abonnieren Sie den Tagesanbruch Podcast, um keine Folge zu verpassen.

00:06:21: Vielen Dank fürs Zuhören und Tschüss!