Tagesanbruch von t-online

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00:00:02: Guten Morgen.

00:00:03: Hier ist Ihr Tagesanbruch von T-Online für Montag, den achten Dezember, twenty-fünfundzwanzig.

00:00:09: Was heute wichtig ist, auch Superreiche müssen ihren Beitrag leisten.

00:00:14: Geschrieben von T-Online-Text-Chefin Heike Fowinkel und am Mikrofon ist heute Eduard Baer.

00:00:22: Einhundert sechsundfünfzig.

00:00:25: So viele Milliardäre gibt es hierzulande.

00:00:28: Dreißig Prozent mehr als im vergangenen Jahr.

00:00:30: Gerade gab die Schweizer Großbank UBS diese vielsagende Zahl heraus.

00:00:35: Damit ist Deutschland Spitzenreiter bei den Superreichen in Europa.

00:00:40: Sie konnten ihr Vermögen im Vergleich zum Vorjahr um onehundertfünfundvierzig, neun auf sechshundertzweiundneunzig, eins Milliarden Dollar steigern.

00:00:49: Und das inmitten der seit drei Jahren währenden Wirtschaftskrise.

00:00:53: Gleichzeitig gehört Deutschland seit langem zu den Ländern mit der höchsten Vermögensungleichheit in Europa.

00:01:00: Man muss schon sehr abgestumpft sein, um da keinen Stürrempfinden zu verspüren.

00:01:05: Deshalb ist es höchste Zeit, dass auch das Steuersystem gerechter wird.

00:01:09: Denn im Verhältnis tragen Renditen aus Kapital und großen Vermögen wenig zum Gemeinwohl bei.

00:01:15: Steuern werden vor allem auf Arbeitseinkommen gezahlt.

00:01:19: Und auch da zeigt sich, Steuervermeidung ist gerade bei Superreichen weit verbreitet.

00:01:24: Einer Studie des Netzwerks Steuergerechtigkeit zufolge zahlen Milliardäre wegen Sonderregelungen und Steuerprivilegien hierzulande sogar weniger Steuern als in der Schweiz.

00:01:35: Reflexartig kommt dann stets das Argument, würden die Vermögen der Superreichen besteuert, wanderten diese in Länder aus, in denen es steuerlich günstiger für sie ist.

00:01:45: Das mag für einen Teil auch zutreffen.

00:01:47: Deshalb wäre es wichtig, hier global oder zumindest europäisch zu denken.

00:01:52: Etwa eine globale, zweiprozentige Steuer auf das Vermögen von Milliardären.

00:01:57: Seit Donald Trump US-Präsident ist, sind die Chancen allerdings weiter gesunken, dass das umgesetzt wird.

00:02:03: Ein Namen von fünf bis siebzehn Milliarden Euro berechnete das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, DIW, wenn man Vermögen ab einhundert Milliarden besteuern würde.

00:02:14: Damit würde laut der IW-Ökonom Stefan Bach für Superreiche eine Steuerbelastung von um die dreißig Prozent erreicht, wie sie auch die Breite der deutschen Gesellschaft in Deutschland trägt.

00:02:25: In Deutschland wäre schon einiges gegen das Stör empfinden getan, würde zumindest die Erbschaftssteuer gerechter gestaltet.

00:02:33: So kann heute ein Milliardenvermögen verschenkt und vererbt werden, ohne dafür einen Euro Steuern zu zahlen.

00:02:40: Sogar die Wirtschaftsweisen präsentierten kürzlich einen Vorschlag, dem zufolge die Begünstigungen für Betriebsvermögen deutlich reduziert und die Freibeträge, die man bei Erbschaften und Schenkungen heute alle zehn Jahre nutzen kann, durch einen Lebensfreibetrag ersetzt werden sollten.

00:02:57: Auch ein konsequentes Vorgehen gegen Steuerbetrug würde helfen und dem Start Milliardenbeträge einbringen, rechnete unlängst der Bundesrechnungshof vor.

00:03:07: Einen anderen Gedanken brachte die Finanzjournalistin Anja Kohl in der vergangenen Woche bei Maischberger ins Spiel.

00:03:14: Zehntausende Arbeitnehmer verlören gerade ihre Jobs, oft langjährige Mitarbeiter, die besonders erfahren sein, aber eben deshalb auch teurer als Jüngere.

00:03:23: Gleichzeitig sehe man nichts Vergleichbares in den Chefetagen.

00:03:27: Im Gegenteil, die seien gewachsen.

00:03:29: Die Gehälter deutscher Bosse stiegen zwischen zwei tausend neunzehn und zwei tausend vierundzwanzig dreißigmal stärker als die ihrer Beschäftigten, wie eine Analyse der Organisation Oxfam in diesem Jahr ergab.

00:03:42: In dieser wirtschaftlichen Krise sind daher auch die großen Arbeitgeber und Konzerne gefragt, mit gutem Beispiel voranzugehen und nicht nur den Gürtel ihrer Belegschaft, sondern auch den eigenen Enger zu schnallen.

00:03:55: Aber Appelle allein werden hier nicht ausreichen.

00:03:58: Klare Regeln und harte Sanktionen braucht es für alle, die sich unfair verhalten.

00:04:03: Das gilt für diejenigen, die das Bürgergeld missbrauchen, genauso wie für Superreiche, die sich um ihren Beitrag zum Gemeinwohl drücken.

00:04:13: Was heute wichtig ist.

00:04:15: Nach der Millionenstrafe gegen seinen Kurznachrichtendienst X wegen Verstößen gegen den Digital Service Act fordert Elon Musk nun amerikanische Sanktionen gegen die EU.

00:04:26: Auch US-Außenminister Marco Rubio kritisiert die Strafe.

00:04:32: Heute reist Kanzler Merz nach London, um sich zusammen mit den Staats- und Regierungschefs von Frankreich und Großbritannien und dem ukrainischen Präsidenten Volodymy Zelensky über den aktuellen Stand der Verhandlungen über ein Ende des Ukrainekriegs zu besprechen.

00:04:49: Außenminister Johann Wadefühl, CDU, bespricht sich in der chinesischen Hauptstadt Peking mit Außenminister Wang Yi und Handelsminister Wang Wentao um Chinas Exportbeschränkungen für sogenannte seltene Erden.

00:05:03: Das war der The Online Tagesanbruch, produziert vom Podcast Radio Detektor FM.

00:05:08: Immer um kurz nach sechs am Morgen zum Start in den Tag, auch am Wochenende mit einer tiefgründigen Diskussion.

00:05:14: Vielen Dank fürs Zuhören, bis morgen und Tschüss!

Über diesen Podcast

Der Nachrichtenpodcast von t-online zum Start in den Tag.

Im „Tagesanbruch“ ordnet t-online-Chefredakteur Florian Harms im Wechsel mit seinen Kolleginnen und Kollegen die wichtigsten Themen des Tages ein, analysiert und kommentiert. Am Wochenende geht es in einer längeren Diskussion mit prominenten Gästen um ein aktuelles, politisches Thema. Neue Folgen gibt es montags bis samstags ab 6 Uhr morgens.

Fragen, Anregungen und Kritik gerne an: podcasts@t-online.de

Den Tagesanbruch gibt es auch zum Nachlesen unter https://www.t-online.de/tagesanbruch

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von und mit Florian Harms

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