Tagesanbruch von t-online

Tagesanbruch von t-online

Täglich mehr wissen

Transkript

Zurück zur Episode

00:00:02: Guten Morgen, hier ist Ihr Tagesanbruch von THER ONLINE für Dienstag, den twenty-fünfundzwanzigsten November, twenty-fünfundzwanzig.

00:00:09: Was heute wichtig ist.

00:00:11: Die Beziehung zwischen den USA und Europa hat einen Tiefpunkt erreicht.

00:00:15: Das Misstrauen ist groß und berechtigt.

00:00:18: Geschrieben von THER ONLINE-Chefredakteur Florian Harms unter Mikrofonmen heute ich, Johannes Schmidt.

00:00:28: Hören Sie weiter nach nur einem Spot.

00:00:31: Regelmäßig erreichen uns die Nachrichten aus Gaza.

00:00:34: Die Not der Kinder ist unvorstellbar.

00:00:36: UNICEF leistet lebensrettende Hilfe.

00:00:39: Wir liefern Spezialnahrung, Trinkwasser und Medikamente.

00:00:42: Unterstützen Sie die Hilfe mit einer Spende unter unicef.de.

00:00:50: Europa sitzt auf der Zuschauer-Tribüne der Geschichte und betrachtet ein zynisches Spiel, in dem es selbst der Einsatz ist.

00:00:57: In der Ukraine heulen Nacht für Nacht die Serenen, Raketen zerschmettern Wohnblöcke, ganze Landsträche verwandeln sich in Friedhöfe.

00:01:04: Und in Washington verhandelt man über einen Friedensplan, der in Wahrheit einem Kapitulationsformular nahe kommt.

00:01:12: Moskau nickt zufrieden, Kiev ringt um Luft.

00:01:15: Und Europa?

00:01:16: Darf im Nachgang ein paar Änderungswünsche an den Rand kritzeln und hoffen, dass es am Ende nicht ganz so schlimm kommt wie befürchtet.

00:01:24: Das ist die eigentliche Zumutung dieses Moments.

00:01:27: Nicht nur die Brutalität Russlands, nicht nur die Skrupellosigkeit Donald Trumps, sondern die Schwäche eines Kontinents, der sich jahrzehntelang eingeredet hat, Sicherheit sei ein Naturzustand.

00:01:38: In Europa hielt man Frieden für eine Art klimatisierte Wohlfüllzone, immer da, immer angenehm, bezahlt von anderen.

00:01:45: Also sparte man die Armeenklein, mottete Panzer ein, degradierte Geheimdienste zu nachrangigen Behörden.

00:01:52: Man glaubte an die sanfte Macht von Verträgen, an die magieverflochtener Wirtschaftswege, an das beruhigende Gesäuse der eigenen Sonntagsreden.

00:02:00: Aber jetzt, da es nach bald vier Jahren des Töten zum die Nachkriegsordnung geht, steht Europa da wie ein Gymnasiast, der das Abitur in höherer Mathematik ablegt, nachdem er jahrelang stolz darauf war, nie die Hausaufgaben gemacht zu haben.

00:02:15: Das Ergebnis ist verheerend.

00:02:17: Am Tisch, an dem über Land und Leben über Grenzen und Garantien gefälscht wird, sitzt in Washington und Moskau.

00:02:23: Peking hört mit, Daily kalkuliert im Hintergrund.

00:02:26: Die Europäer dürfen gelegentlich anrufen, höflich intervenieren, Bedenken anmelden.

00:02:32: Aber auf keinen Fall Onkel Donald verärgern, er könnte ja sonst ungehalten werden.

00:02:37: Autoritäre Staaten wie Russland, China und Indien haben längst begriffen, dass der alte Kontinent zwar gern moralisierende Reden schwingt, aber nur noch selten durchsetzt, was er sagt.

00:02:47: Wer sich auf russisches Gas stürzt, während er Sanktionen predigt, wer auf amerikanische Soldaten vertraut, während er eigene Verteidigungs-Hetars zusammenstreicht, der sendet ein klares Signal.

00:02:58: Er nimmt sich selbst nicht ernst.

00:03:00: Warum sollten anderes tun?

00:03:03: Will Europa seine Sicherheit, seinen Frieden und seinen Wohlstand erhalten, reicht das Repertoire aus Empörung, Resolutionen und manenden Tweets nicht mehr.

00:03:12: Der Kontinent muss endlich erwachsen werden.

00:03:14: In einer konfliktbehafteten Welt ist das so anstrengend und aussichtsreich wie im echten Leben.

00:03:20: Erwachsen bedeutet, es braucht eine Verteidigungsunion der Willigen, ein Kern Europa, das seine Armeen, seine Rüstungsbeschaffung und seine Sicherheitsapparate zusammenlegt, statt sie allversüchtig zu fragmentieren.

00:03:33: Erwachsen heißt auch, die unangenehme Wahrheit akzeptieren, dass Sicherheit viel kostet, nicht abstrakt, sondern konkret.

00:03:40: Es braucht sehr viel mehr Geld fürs Militär für die Cyberabwärfe Geheimdienste.

00:03:45: Auch Zumutungen für die Bürger gehören zur Mündigkeit.

00:03:49: Zwar kann sich die gegenwärtige Duckmäuser-Koalition nicht dazu durchringen, doch jeder hellsichtige Beobachter erkennt, dass es wieder eine echte Wehrpflicht braucht, besser noch eine allgemeine Dienstzeit für alle, Männer wie Frauen.

00:04:02: abzuleisten, weilweise bei der Bundeswehr, im Zivilschutz, in der Kranken- oder Altenpflege.

00:04:07: Außerdem braucht Europa eine Außen- und Sicherheitspolitik, die diesen Namen verdient.

00:04:12: Keine Koordinierungsübung der nationalen Eitelkeiten, sondern eine gemeinsame Linie, der die nationalen Egoismen untergeordnet werden.

00:04:21: Vielleicht ist genau das die letzte Chance, dass Europa begreift, wie kleines geworden ist und daraus nicht Resignation, sondern Entschlossenheit zieht.

00:04:30: Die Zeiten, in denen sich Deutschland und seine EU-Verbündeten mit Moralinsaucherüberlegenheit und billiger Energie durch die Weltgeschichte schummeln konnten, sind vorbei.

00:04:39: Wer nicht wieder Objekt fremder Pläne werden will, muss sich zum Subjekt seiner eigenen Geschichte aufschwingen, kurz um erwachsen werden.

00:04:49: Was heute wichtig ist.

00:04:51: Ein CDU-Kanzler spricht auf dem Arbeitgebertag.

00:04:56: Wenn Friedrich Merz heute Nachmittag im Berliner Kongress-Center das Wort ergreift, muss er mit Widerspruch rechnen.

00:05:02: Ein Grund ist, wie schon jüngst beim eigenen Parteinachwuchs, die Rentenreform.

00:05:07: Der frisch wiedergewählte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulga eräußert Verständnis für die Sichtweise der jungen Unionsabgeordneten, die sich an der Fixierung des Rentenniveaus auf forty- acht Prozent über zwei- tausenddreißig hinaus stören, weil sie diese für zu teuer und belastend für junge Beitragszahler halten.

00:05:25: Zudem gab der BDA-Chef in der FHZ zu Protokoll, wie lange seine Geduld mit der schwarz-roten Koalition noch reicht, bis zum Frühjahr.

00:05:34: Auch führende Ökonomen, darunter drei Wirtschaftsweise, fordern den sofortigen Stopp des Rentenpakets der Bundesregierung.

00:05:41: Sie kritisieren ausnahmslos alle darin enthaltenen parteipolitischen Kompromisse.

00:05:46: Von der Achtundvierzig-Prozent-Haltelinie, SPD über die Aktivrente, CDU bis zur Ausweitung der Mütterrente, CSU.

00:05:55: Diese Vorhaben gefährdeten die Stabilität des Systems und zeugten von mangelnder Weitsicht.

00:06:00: Stattdessen empfehlen die Wissenschaftler eine langfristig tragfähige Reform, basierend auf den Empfehlungen der geplanten Rentenkommission.

00:06:30: Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.

00:06:32: Ihr Florian Harms.

Über diesen Podcast

Der Nachrichtenpodcast von t-online zum Start in den Tag.

Im „Tagesanbruch“ ordnet t-online-Chefredakteur Florian Harms im Wechsel mit seinen Kolleginnen und Kollegen die wichtigsten Themen des Tages ein, analysiert und kommentiert. Am Wochenende geht es in einer längeren Diskussion mit prominenten Gästen um ein aktuelles, politisches Thema. Neue Folgen gibt es montags bis samstags ab 6 Uhr morgens.

Fragen, Anregungen und Kritik gerne an: podcasts@t-online.de

Den Tagesanbruch gibt es auch zum Nachlesen unter https://www.t-online.de/tagesanbruch

Wenn Ihnen der Podcast gefällt, lassen Sie gern eine Bewertung da.

von und mit Florian Harms

Abonnieren

Follow us