Tagesanbruch von t-online

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00:00:02: Guten Morgen, hier ist Ihr Tagesanbruch von The Online für Mittwoch, den neunzehnten November, twenty-fünfundzwanzig.

00:00:09: Was heute wichtig ist?

00:00:11: Was gibt es schöneres als Jazz?

00:00:14: Geschrieben von The Online-Chefredakteur Florian Harms.

00:00:17: unter Mikrofon bin heute ich, Johannes Schmidt.

00:00:23: Als Journalist kann man über Krisen und Konflikte schreiben.

00:00:26: Man kann sich über freudlose Politik und ausbleibende Reformen erschuffieren, so wie wir es oft auch hier im Tagesanbruch machen.

00:00:34: Heute nicht.

00:00:35: Heute ziehen wir immer näher die Lackschuhe an und reisen den Gedanken einhundert Jahre zurück.

00:00:40: Wursch, schon sind wir im goldenen Jazz-Zeitalter angelangt.

00:00:45: Während wir uns noch den Staub der Zeitreise vom Wams klopfen, dringen schon die ersten Klänge einer zauberhaften Melodie an unser Ohr.

00:00:53: After Youth Gone, singt eine Bassstimme, dann ein heiteres Trompetchen und eine Klarinette, dazu das Banjo.

00:00:59: und schon schwingen wir im Takt.

00:01:01: Gibt es schönere Musik als dieses Lied?

00:01:04: Womöglich.

00:01:05: Womöglich gibt es aber auch Leute, die Zeitreisen für unmöglich halten.

00:01:09: Dabei haben sie einfach nur zu wenig Fantasie.

00:01:11: Uns kann das zum Glück nicht passieren.

00:01:15: Also weiter im Takt.

00:01:16: Wir wollen ja noch mehr hören aus dieser Epoche, als die Amerikaner einen Wirtschaftsaufschmung erlebten, nach dem Krieg endlich tanzen wollten und mit ihrer neuen Musik den halben Globus beglückten.

00:01:27: Zwischen eighteen und neunundzwanzig verlernte die Welt das Marschieren und entdeckte das Synkopieren.

00:01:35: Aus den Hinterhöfen in New Orleans aus Spirituals, Blues, Ractime, Brassband, Paraden und kreolischer Mehrsprachigkeit stieg eine Musik auf, die das Lot der Schwerkraft verschob.

00:01:46: Afroamerikaner trugen sie den Mississippi hinauf nach Chicago, dann weiter nach Harlem.

00:01:51: Prohibitionskeller wurden zu Hörschulen der Freiheit.

00:01:55: Dann kamen in den Jungen das Jahr des Kippmoments.

00:01:59: Mikrofoner ersetzten die Trächterplattenspieler.

00:02:02: Elektrische Aufnahmen machten Niosen plötzlich hörbar.

00:02:05: Der Rundfunk blies sie über den Atlantik nach Europa.

00:02:09: In Paris tanzte Josephine Baker, während in Chicago ein fröhlicher Mitzwanziger seiner Trompete Himmels Töne entlockte.

00:02:17: Louis Armstrong erhob das Solo-Spiel aus der Kollektivimprovisation, Ghostie Blues Grammatik in musikalischer Sternschnuppenbögen, er fand das Singen mit der Trompete und das Trompeten mit der Stimme.

00:02:29: Tiny Parham, der unterschätzte Bandleader in Chicago, wendigte die Wildheit mit Disziplin.

00:02:35: Klare Arrangements, Tanzmusik mit treibenden Beats, so eroberte der später zwanziger Sound die Welt.

00:02:42: Der begnadete Ferds Waller bearbeitete das Piano, die linke Hand wie ein Uhrwerk, die rechte wie ein Zauberstab und schrieb zwischen zwölf Bier-Urwürmer, die bis heute in den Bars von New York bis Berliner klingen.

00:02:55: Doch Jazz ist kein Denkmal, sondern ein Fluss.

00:02:58: Die Götterstimme Ella Fitzgeralds verwandelte das Rhythmus Hemmern in federleichte Klangarchitektur.

00:03:04: Billie Holiday erfand den verzögerten Gesang, der den Harmonien nachts zu trauern scheint.

00:03:09: Django Reinhard lief seine von einem Wohnwagenbrand verkrüppelten Finger über die gitarren Seiten fliegen.

00:03:15: Josephine Baker verlieh dem Jazz ein globales Gesicht.

00:03:18: Tänzerin, Kosmopolitin, Ikone.

00:03:21: Später erschuf Paul Desmond, den Jahrhundertsong Take Five und gleich noch Take Ten hinterher.

00:03:27: John Coltrane öffnete schließlich die Harmonie ins Unendliche.

00:03:30: nineteenhundertsechsundzwanzig geboren war er das Kind der goldenen Jazz-Epoche und transportierte deren Erbe bis in die sechziger Jahre.

00:03:39: Der Quell zum Freisten aller Musikstile öffnete sich vor hundert Jahren, er sprudelt bis heute.

00:03:45: Der Jazz der Zwanziger ist nicht bloß unterhaltsam, er ist musikalische Demokratie.

00:03:50: Kollektiv und Individuum sprechen zugleich, widersprechen einander, finden dennoch auf der einst zusammen.

00:03:56: Improvisation ist hier kein Launenstreich, sondern geübter Aufmerksamkeit und zuhören eine Zivilisationsform.

00:04:04: Das erklärt, warum Jazz der Seele gut tut.

00:04:09: Was heute wichtig ist.

00:04:11: Zerreißprobe in Brandenburg.

00:04:14: Heute steht im Potsdamer Landtag ein prominentes Streitthema auf der Tagesordnung.

00:04:19: Die Abstimmung über den Reformstaatsvertrag der festlegen Säule wie ARD, ZDR und Deutschland radiokünftig arbeiten.

00:04:26: Obwohl der eigene Vizeministerpräsident Robert Krumbach das Werk bereits abgenickt hat, will die BSS-Fraktion mehrheitlich dagegen votieren, sodass keine eigene Koalitionsmehrheit zustande käme.

00:04:38: Eine Blamage für SPD-Ministerpräsident Dietmar Woitker.

00:04:42: Nachdem Gestern Niedersachsen als Vorletzt des Bundesland grünes Licht gegeben hat, ist die Brandenburger Abstimmung die letzte Hürde für den Reformstaatsvertrag, der am ersten Dezember in Kraft treten soll.

00:04:55: Entschlacken oder einknicken?

00:04:58: Auf Geheiß konservativer Parlamentarier hat sich EU-Kommission Chefin Ursula von der Leyen den Bürokratieabbau auf die Fahnen geschrieben.

00:05:06: Im Zuge ihrer Deregulierungsagenda kam bereits das Lieferkettengesetz auf dem Prüfstand.

00:05:11: Vergangene Woche stimmte das Parlament für eine deutliche Lockerung.

00:05:15: Heute will die Kommission ihren Fahrplan für die Vereinfachung der über Jahre entwickelten EU-Digitalgesetz vorstellen, etwa für künstliche Intelligenz, Cyber-Sicherheit und Datenschutz.

00:05:26: Ziel ist eine Entrumpelung bei gleichzeitiger Wahrung der Schutzvorkehrungen.

00:05:32: Bundeswehr übt in Berlin.

00:05:35: Falls Sie heute und in den nächsten Tagen und Nächten in Berlin Soldaten in Kampfmontur sehen, nicht erschrecken.

00:05:41: Es handelt sich nur um das Wachbataillon der Bundeswehr, das im Rahmen der Operation Bollwerk Berlin bis Freitag den urbanen Kampf trainiert.

00:05:50: Unter anderem am U-Bahnhof Jungfernheide soll geübt werden, wie man sich in unterirdischen Anlagen fortbewegt und Transportwege freikämpft.

00:05:58: Scharfe Munition kommt nicht zum Einsatz.

00:06:03: Das war der Tee-Online-Tagesanbruch, produziert vom Podcastradio Detector FM.

00:06:08: Immer um kurz nach sechs am Morgen zum Start in den Tag.

00:06:11: Abonnieren Sie den Tagesanbruch-Podcast, um keine Folge zu verpassen.

00:06:15: Vielen Dank fürs Zuhören und tschüss!

Über diesen Podcast

Der Nachrichtenpodcast von t-online zum Start in den Tag.

Im „Tagesanbruch“ ordnet t-online-Chefredakteur Florian Harms im Wechsel mit seinen Kolleginnen und Kollegen die wichtigsten Themen des Tages ein, analysiert und kommentiert. Am Wochenende geht es in einer längeren Diskussion mit prominenten Gästen um ein aktuelles, politisches Thema. Neue Folgen gibt es montags bis samstags ab 6 Uhr morgens.

Fragen, Anregungen und Kritik gerne an: podcasts@t-online.de

Den Tagesanbruch gibt es auch zum Nachlesen unter https://www.t-online.de/tagesanbruch

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von und mit Florian Harms

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