Täglich mehr wissen
00:00:01: Guten Morgen.
00:00:02: Hier ist Ihr Tagesanbruch von TeeOnline für Dienstag, den Eightzehnten, Elften, Zweitausendfünfundzwanzig.
00:00:08: Was heute wichtig ist, Facebook, Google, X. Deutschland droht digitale Versglavung.
00:00:15: Geschrieben von Chefredakteur Florian Harms.
00:00:18: Und am Mikrofon bin heute ich Ulrike Schulze.
00:00:23: Dieser Dienstag könnte zum wichtigsten Termin des Jahres werden.
00:00:27: Die Bundesregierung lädt zum europäischen Gipfel der digitalen Souveränität.
00:00:31: Was können die EU-Staaten, allen voran Deutschland und Frankreich, der rasant wachsenden Macht amerikanischer und chinesischer Digitalkonzerne entgegensetzen, um die Souveränität der europäischen Demokratien zu bewahren?
00:00:45: So viel ist klar.
00:00:47: Setzt sich die gegenwärtige Entwicklung fort, wird Europa nicht nur vom globalen Wirtschaftstrend abgehängt.
00:00:53: Dem Kontinent droht nichts weniger als die digitale Versklavung.
00:00:58: Der heutige Gipfel in Berlin ist ein ebenso ambitionierter, wie verzweifelter Versuch, diese Entwicklung aufzuhalten.
00:01:05: Europa soll innovativer und selbstbewusster werden, soll selbst digitale Technologien entwickeln, statt immer weiter in die Abhängigkeit amerikanischer und chinesischer Firmen zu geraten.
00:01:17: Es geht um künstliche Intelligenz und Datensouveränität, um Entbürokratisierung und günstige Voraussetzungen für Investoren.
00:01:25: Und natürlich geht es um Geld.
00:01:28: Wir müssen jetzt die Lebensbedingungen der nächsten Generationen sichern, hat der Digitalpionier Siria Gröding im Tagesanbruch-Interview erklärt.
00:01:37: Wenn wir jetzt nicht handeln, schneller und risikofreudiger agieren, werden unsere Kinder und Enkelkinder nicht mehr in einem Wohlstandsland leben.
00:01:45: Doch es geht nicht nur um den Wohlstand, sondern auch um den gesellschaftlichen Frieden.
00:01:50: Dieser wird durch TikTok, Ex, Facebook und Co.
00:01:54: in einer Art und Weise bedroht, wie noch nie, seit Ende des Zweiten Weltkriegs.
00:01:59: Die Dienste sind nicht einfach Plattformen.
00:02:01: Sie sind Profitmaximierungssysteme, die gezielt menschliche Schwächen ausnutzen.
00:02:07: Ihre Chefredakteure heißen Algorithmus, ihre Währung ist die Verweildauer, ihr Ethos lautet, alles egal.
00:02:14: Hauptsache, es klickt.
00:02:16: Diese perfiden Systeme kuratieren, was Millionen Menschen wissen, fühlen, wählen.
00:02:22: Sie sortieren die Welt nach Erregungswert und Rauben nutzen ihre Zeit.
00:02:26: Gerücht schlägt Nachricht, Häme schlägt Argument, Drohung schlägt Zweifel.
00:02:32: So wird die Öffentlichkeit zur Krachkammer, die Sprache verrot, das Vertrauen verdampft.
00:02:38: Filterblasen sind keine Zufälle, sondern Terrarien.
00:02:42: Sie füttern uns mit Belanglosigkeiten, bis die Hirne veröden und im Gleichtag ticken.
00:02:47: Irgendwann machen dann sogar besonnene Charaktere ihr Wahlkreuz bei Extremisten.
00:02:52: Die Schäden der A-Sozialen Medien sind gewaltig, sozial, politisch und ökonomisch.
00:02:58: Die Konzerne pumpen Daten ab Viroöl, pressen daraus Profile und füttern sie mit individualisierten Anzeigen.
00:03:06: Werbekunden lassen sich von den betrügerischen Praktiken blenden und berappen aber Millionen Euro dafür.
00:03:13: Gleichzeitig bedienen sich die Digitalfirmen ungeniert an Texten, Bildern und Tönen herkömmlicher Medien, um Erika-I-Modelle zu trainieren.
00:03:21: Auch dann, wenn Medienhäuser dieser Nutzung ausdrücklich widersprechen.
00:03:25: Das ist nicht Innovation, das ist Diebstahl.
00:03:29: Und während die Krösosse, Zuckerberg, Musk und Co.
00:03:32: farbelhafte Gewinne schäffeln, stürzen Verlage in existenzielle Krisen, verarmen ganze Gesellschaften.
00:03:39: Alles im Griff säuseln die Apollegeten von Google, Meta und Co.
00:03:44: Von wegen.
00:03:45: Nichts hat die deutsche Politik da im Griff.
00:03:48: Indem sie die Regulierung der Digitalkonzerne jahrelang vertrödelte, hat sie dreiundachtzig Millionen Menschen enormen Risiken ausgeliefert.
00:03:57: Das ist nicht nur fahrlässig, das grenzt an Körperverletzung.
00:04:01: Wer nach all den Enthüllungen und Studien über die Machenschaften der Social Media Firmen immer noch auf die Selbstregulierung der Plattformen hofft, verwechselt den Fuchsbau mit dem Hühnerstall.
00:04:12: Demokratie ist keine Gratisbeigabe der Plattformökonomie.
00:04:16: Sie ist deren Voraussetzung.
00:04:18: Und deshalb ihr notwendigster Gegner.
00:04:21: Deshalb braucht es jetzt vier Regeln.
00:04:24: Erstens.
00:04:25: Volle Medienhaftung.
00:04:27: Facebook, Ex, YouTube und Co.
00:04:29: müssen genauso wie Zeitungen, Online-Nachrichten, Radio und Fernsehsender als Medien behandelt werden.
00:04:35: Das bedeutet, ihre Eigentümer tragen die volle Verantwortung für sämtliche veröffentlichten Inhalte.
00:04:42: Wo sie Hass, Hetze und Bedrohungen dulden, muss es hohe Bußgelder hageln.
00:04:47: Sofort.
00:04:48: Nicht erst nach langwierigen EU-Verfahren, die von gut bezahlten Lobbyisten ausgebremst werden.
00:04:53: Zweitens.
00:04:54: Besteuerung ohne Schlupflöcher.
00:04:57: Gewinne, die in Deutschland erwirtschaftet werden, sind hier zu besteuern.
00:05:01: Nicht in einer irischen Steuer-Oase.
00:05:03: Punkt.
00:05:04: Nur so wird fairer Wettbewerb garantiert, dem auch Verlage standhalten.
00:05:08: Drittens, transparente Algorithmen.
00:05:12: Die Politik muss die Konzerne zwingen, ihre Technologien offen zu legen.
00:05:16: Unabhängige Ombudstellen sollten die Kurz fortlaufend überprüfen und deren Unschädlichkeit zertifizieren.
00:05:23: Das ist das Ende der verhängnisvollen Filterblasen.
00:05:26: Viertens, Urheberrecht durchsetzen.
00:05:28: Das heimliche Training von KI-Modellen auf fremden Medieninhalten ist gesetzlich zu unterbinden.
00:05:34: Weil sich Firmen wie OpenAI bislang schamlos über alle Regeln hinwegsetzen, braucht es auch hier Millionen schwere Bußgelder.
00:05:42: Wer nicht hören will, muss fühlen.
00:05:44: Es sind diese vier einfachen Regeln, die Europa wirklich souveräner machen und den gesellschaftlichen Frieden sichern.
00:05:52: Gelingt es den Regierenden nicht, Europas Interessen zu behaupten, kuschen sie weiter vor der Macht aus dem Silicon Valley und aus Washington, werden Europas Demokratien unwiederbringlich Schaden nehmen.
00:06:03: Die Ausbeutung durch digitale Raubritter muss enden.
00:06:06: Das ist kein Ruf nach Zensur, sondern nach Zuständigkeit.
00:06:10: Wer publizistische Macht bündelt, schuldet der Gesellschaft Transparenz, Fairness und Haftung.
00:06:16: setzt Deutschland diese Selbstverständlichkeit nicht schnell durch, wird die Republik zu Dauererregung dressiert, der Journalismus zur Resteverwertung degradiert und soziale Empathie zur Simulation vergrüppelt.
00:06:29: Wir stehen vor einer einfachen Wahl.
00:06:31: Entweder wir regeln diese Maschinen oder sie regeln uns.
00:06:37: Was heute wichtig ist.
00:06:39: Bisher bleibt Friedrich Merz bei seiner Linie.
00:06:42: Das von seiner eigenen Partei jugend abgelehnte Rentenpaket soll wie geplant noch dieses Jahr im Bundestag verabschiedet werden.
00:06:49: Allein schon, damit aktiv und Mütterrente wie versprochen Anfang twenty-sechsundzwanzig in Kraft treten können.
00:06:56: Erst danach will der Kanzler mit der SPD über eine umfassende Reform der gesetzlichen Rente sowie der privaten und betrieblichen Altersvorsorge ab zwei-tausend-zweiunddreißig verhandeln.
00:07:07: Spekulationen, die schwarz-rote Koalition könne an dem Streit zerbrechen, weist er zurück.
00:07:13: Dabei blendet er geflissentlich aus, dass seine Regierung nur über eine Mehrheit von zwölf Stimmen verfügt und auf die Zustimmung weiter Teile der achtzehn Mitglieder umfassenden jungen Gruppe der CDU CSU Bundestagsfraktion angewiesen ist.
00:07:28: Schwervorstellbar erscheint es nach dem denkwürdigen Deutschlandtag der Jungen Union, dass sich der Unionsnachwuchs mit einer Absichtserklärung einfangen lässt.
00:07:36: Schwervorstellbar erscheint allerdings auch, dass die SPD-Vorsitzenden Lars Klingbeil und Bärbel Baas doch nicht ihr Wahlversprechen eines stabilen Rentenniveaus bis zu einem Jahrzehnt.
00:07:48: Zumal das Kabinett dem Gesetzentwurf schon zugestimmt hat.
00:07:54: Das war der The Online-Tages-Anbruch, produziert vom Podcast Radio Detector FM.
00:08:00: Immer um kurz nach sechs am Morgen zum Start in den Tag.
00:08:03: Vielen Dank fürs Zuhören.
00:08:05: Tschüss!
00:08:09: Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.
00:08:11: Ihr Florian Harms.