Tagesanbruch von t-online

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00:00:02: Guten Morgen.

00:00:02: Hier ist Ihr Tagesanbruch von TeeOnline für Montag, den zehnten November, twenty-fünfundzwanzig.

00:00:08: Was heute wichtig ist, Klimakrise, gefährliche Gleichgültigkeit.

00:00:13: Geschrieben von Seniorredakteuren für Finanzen, Christine Holthoff.

00:00:17: Und am Mikrofon bin heute ich Ulrike Schulze.

00:00:23: Was waren das für Bilder, damals vor knapp zehn Jahren, als der französische Außenminister mit einem Hammerschlag das Pariser Klimaabkommen besiegelte?

00:00:33: Minister und Regierungsbeamte aus onehundertfünfundneunzig Nationen rissen jubelnd die Hände in die Luft, herzten und umarmten sich.

00:00:41: Manche hatten sogar Tränen in den Augen.

00:00:44: Wie Flaplanet.

00:00:45: brach es vorn auf dem Podium aus Frankreichs damaligem Präsidenten François Hollande heraus.

00:00:51: Es lebe der Planet.

00:00:53: Ja, der Planet lebt auch, auch in den letzten Jahren.

00:00:57: Doch sein Gesundheitszustand lässt sich nicht schönreden.

00:01:01: Er ist trotz des historischen Weltklimavertrags von Paris weiterhin schwer krank.

00:01:06: Wenn heute im brasilianischen Belem mitten im Amazonas Gebiet die dreißigste UN-Klimakonferenz beginnt, werden Regierungsvertreter und Wissenschaftler diese Realität ins Auge sehen müssen.

00:01:19: Das Rettungseil, wie der frühere EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker das Pariser Klimaabkommen nannte, hat die Weltgemeinschaft nicht ergriffen.

00:01:28: Das vereinbarte Ziel, die Erderwärmung langfristig auf Fünf-Grad-Zu begrenzen, wird laut aktueller UN-Prognose schon innerhalb der Zwei-Tausend-Dreißiger-Jahre gerissen.

00:01:39: Bis Zwei-Tausend-Ein-Hundert steuert die Welt auf ein Plus von Zwei-Kommer-Acht-Grad-Zu, wenn die Klimapolitik so halbherzig bleibt wie jetzt.

00:01:47: Während Geletscher schmelzen, Waldbrände und Horikane wüten und ganze Ökosysteme zu kippen drohen, reichen viele Regierungen ihre nationalen Klima-Pläne nicht einmal fristgerecht ein.

00:01:58: Andere wie die USA unter Klimaleugner Donald Trump wollen sich gleich ganz vom Pariser Abkommen verabschieden.

00:02:05: Statt gegenseitiger Motivation herrscht das Prinzip Ausrede.

00:02:09: Wenn die anderen nichts tun, tun wir eben auch nichts.

00:02:12: Oder in den Worten von Bundeskanzler Friedrich Merz, es nützt überhaupt nichts, wenn wir allein in Deutschland klimaneutral werden.

00:02:19: Selbst wenn wir es am heutigen Tag wären, würde sich morgen auf der Welt nichts ändern.

00:02:24: Dass solche Sätze hauptsächlich Klimaschützer empören, aber nicht die breite Masse, liegt daran, dass sich die Prioritäten verschoben haben.

00:02:32: In Deutschland und der EU hält laut einer Eurobarometer Umfrage nur noch etwa jeder zehnte Klima und Umwelt für die beiden drängendsten Probleme.

00:02:44: In den meisten Ländern bestimmen Inflation, Wirtschaftskrise, Migration und Kriege die politische Agenda.

00:02:50: Rechte Parteien in ganz Europa nutzen die Angst vor Wohlstandsverlust, um die Klimapolitik als Elitenprojekt zu diskreditieren.

00:02:58: Hinzu kommen mächtige Lobbyorganisationen der Öl- und Gasindustrie, die die Energiewende ausbremsen wollen.

00:03:05: So setzen sich eine gefährliche Gleichgültigkeit, wenn nicht gar Ablehnung in den Köpfen fest, die unambitionierte Klimaschutzmaßnahmen begünstigt.

00:03:15: Es ist ja richtig, Klimaschutz darf nicht überfordern.

00:03:18: Maßnahmen wie steigende CO-Preise oder Modernisierungspflichten müssen sozialpolitisch flankiert werden.

00:03:25: Und nicht nur das, sie müssen auch politisch besser vermittelt werden.

00:03:29: Bestes Beispiel, wie man es nicht macht, war das Haarbecksche Heizungsgesetz.

00:03:33: Eigentlich mit umfassenden finanziellen Hilfen und Übergangsfristen ausgestattet, kam es bei den Bürgern als übergriffige Zumutung an.

00:03:41: Dabei wäre es für die meisten Haushalte rein rational, sogar von Vorteil gewesen, auf Wärmepumpen umzurüsten.

00:03:49: Nur handeln Menschen eben nicht wie Rechenmaschinen.

00:03:51: Sie müssen motiviert werden, aus ihren Gewohnheiten auszubrechen.

00:03:55: Sie brauchen jemanden, der ihnen das Vertrauen gibt, dass das, was sie kurzfristig als Einschnitt erleben, ihr Leben auf Dauer verbessert.

00:04:03: Diesen Willen zur Motivation sucht man an der Spitze der Bundesregierung bisher vergebens.

00:04:08: Kanzler Merz müsste sich erst mal selbst motivieren, Klimaschutz für wichtig zu halten.

00:04:13: Statt eine, da kann man leider nichts machen, Mentalität an den Tag zu legen, könnte er das jüngste, immerhin halbwegs ehrgeizige Klimaziel der EU, die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und zeigen, dass ökologischer Umbau und ökonomischer Erfolg kein Widerspruch sein müssen.

00:04:45: Wie es gehen kann, zeigt gerade die zweitstärkste Volkswirtschaft der Welt.

00:04:50: China hat die Klimatransformation längst als Marktchance erkannt und investiert stark in erneuerbare Energien, Elektromobilität, Batteriespeicher und Wasserstofftechnologien.

00:05:02: Zwar ist das Land noch immer der mit Abstand größte CO-Zwei-Emitent der Welt.

00:05:07: Doch der Ausstoß dürfte bereits in den kommenden Jahren anfangen zu sinken.

00:05:12: Es bewegt sich also durchaus etwas in der Welt.

00:05:14: Das sollte bei allerberechtigten Sorge nicht vergessen werden.

00:05:18: Sicher, niemand tut genug, aber hätte es das Pariser Klimaabkommen nicht gegeben, müsste der Planet noch früher auf die Intensivstation verlegt werden.

00:05:27: Vor dem Weltklimavertrag lautete die Prognose nämlich noch vier bis fünf Grad Erderwärmung statt der aktuellen zwei Komma acht Grad.

00:05:35: Und würden alle ihre bereits gemachten Versprechen halten, käme man immerhin noch bei eins Komma acht Grad raus.

00:05:41: Das Beste, was die Klimakonferenz in Belem hervorbringen könnte, ist daher eine neue Dynamik.

00:05:47: Eine gemeinsame Zuversicht, das oder noch ein Stück weiter herum reißen zu können.

00:05:52: Selbst wenn sich wichtige Steuermänner wie die USA vorerst entziehen.

00:05:56: Der politische Wind kann sich auch dort wieder drehen.

00:06:00: Bis dahin sollte der Rest der Nationen versuchen, frische Kraft aus dem zu ziehen, was man schon verhindern konnte.

00:06:07: Niemand erwartet neue historische Beschlüsse und Jubelorgien wie damals in Paris.

00:06:12: Aber zumindest etwas mehr Ehrgeiz und Entschlossenheit wären schön.

00:06:16: Kreative Ideen wie die von Gastgeber Brasilien für einen Tropenwaldfond, der die Abholzung der Regenwälder bremsen soll, sind ein guter Anfang.

00:06:25: Und sie zeigen, noch hat man nicht aufgegeben.

00:06:30: Was heute wichtig ist.

00:06:32: Vor dem Landgericht beginnt heute das Verfahren gegen den Attentäter vom Magdeburger Weihnachtsmarkt.

00:06:38: Taleb Al Abdul-Mohsen soll am zwanzigsten Dezember-Zw.A.

00:06:42: mit einem Auto in die Menschenmenge gerast sein.

00:06:45: Die Generalstaatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Mord in dreihundertdreißig Fällen vor.

00:06:51: Weitere Verhandlungstage sind bis März angesetzt.

00:06:56: Gerade erst hat der Typhoon Carl Maggie auf den Philippinen hunderte Menschen in den Tod gerissen.

00:07:01: Nun zieht ein neuer und noch stärkerer Wirbelsturm auf den Inselstadt so.

00:07:06: Erwartet wurde, dass der Sturm spätestens am frühen Montagmorgen Ortszeit auf Land trifft.

00:07:11: Die Behörden riefen mehr als eine Million Menschen auf, ihre Häuser zu verlassen.

00:07:18: US-Präsident Donald Trump empfängt Syrians Übergangspräsidenten Ahmed Al-Shara.

00:07:23: Bei dem Besuch soll Alshara laut Medienberichten eine Erklärung unterzeichnen, mit der Syrien der US-geführten Koalition im Kampf gegen die Terror-Meliz IS beitritt.

00:07:35: Das war der T-Online-Tagesanbruch, produziert vom Podcast Radio Detektor FM.

00:07:41: Immer um kurz nach sechs am Morgen zum Start in den Tag.

00:07:44: Vielen Dank fürs Zuhören.

00:07:46: Tschüss.

Über diesen Podcast

Der Nachrichtenpodcast von t-online zum Start in den Tag.

Im „Tagesanbruch“ ordnet t-online-Chefredakteur Florian Harms im Wechsel mit seinen Kolleginnen und Kollegen die wichtigsten Themen des Tages ein, analysiert und kommentiert. Am Wochenende geht es in einer längeren Diskussion mit prominenten Gästen um ein aktuelles, politisches Thema. Neue Folgen gibt es montags bis samstags ab 6 Uhr morgens.

Fragen, Anregungen und Kritik gerne an: podcasts@t-online.de

Den Tagesanbruch gibt es auch zum Nachlesen unter https://www.t-online.de/tagesanbruch

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von und mit Florian Harms

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