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00:00:02: Guten Morgen, hier ist Ihr Tagesanbruch von The Online für Freitag, den siebten November, twenty-fünfundzwanzig, was heute wichtig ist.
00:00:11: Wähler belohnen Außenseiter mit gravierenden Folgen.
00:00:14: Geschrieben von The Online-Chefredakteur Florian Harms und am Mikrofon ben heute ich, Johannes Schmidt.
00:00:23: Er kam von draußen und griff nach der Macht.
00:00:26: Ein Außenseiter ohne Unterstützung aus dem Parteiestablishment provozieren kontrovers.
00:00:31: Man hätte nicht gedacht, dass es so einer bis ins höchste Amtschaft.
00:00:35: Schon gar nicht bei all dem Gegenwind und einer Vergangenheit die Verzündstoff sorgte.
00:00:40: Doch an der Spitze einer Bewegung, die ihn anhimmelte, gelang ihm an der Wahlurne der Durchmarsch.
00:00:46: Sein Sieg war eine amerikanische Erfolgsgeschichte.
00:00:49: Mit markigen Sprüchen, großen Versprechungen und noch größeren Emotionen hatte sich der neue Zaumacht vorgearbeitet.
00:00:56: Alles würde mit ihm anders werden, schwor er seinen Anhängern.
00:00:59: Mamdani Zochran, Wahlsieger und künftiger Bürgermeister von New York.
00:01:04: Am Dienstag wurde er zum Chef der acht Millionen Metropole gewählt, die sich nicht als normale Staat, sondern eher als eigenes Universum versteht.
00:01:12: Mamdani wird in Zukunft der mächtigste Muslimin der US-Politik sein.
00:01:17: Seine Gegner hatten im Wahlkampf versucht, damit Stimmung zu machen und ihn zum Schreckgespenst zu stillisieren, ohne Erfolg.
00:01:24: Als Indistämmiger in Uganda geborener Einwanderer, der als Sozialist angetreten sowie jung und unerfahren ist, hat er eigentlich reichlich Angriffsfläche gegeben, um ihn schnell wieder aus dem Rennen zu kegeln.
00:01:36: Stattdessen fiel ihm die Mehrheit der New Yorker um den Hals.
00:01:39: Wie hat er das geschafft?
00:01:40: Das sollten wir genauer ansehen, denn er ist nicht der einzige dem dergleichen gelingt.
00:01:45: Ein ausgefeiltes politisches Konzept hat ihn jedenfalls nicht über die Ziellinie getragen.
00:01:50: Mandani hat viel versprochen, ohne dass man wüsste, wie er es bezahlen will.
00:01:54: Insofern rupt sich sein Auftreten vom üblichen Wahlkampfgehab nicht ab.
00:01:59: Die Stimmung allerdings, die er verbreitete, war einzigartig.
00:02:02: Schwung, gute Laune, Dynamik.
00:02:04: Er tauchte bei angesagten Konzerten auf, erntete zigtausende Likes für Restaurants auf Social Media, sprach die Jungen auf Augenhöhe an.
00:02:13: Im Wahlkampf schwärmten New Yorker plötzlich mit leuchtenden Augen von Hoffnung, Zukunft und Gerechtigkeit.
00:02:19: Gewiss entsprechende Phrasen gehören bei jedem Politiker zum Standardprogramm.
00:02:23: Das angesprochene Wähler dergleichen in die Mikrofone hauchen, ist allerdings außergewöhnlich.
00:02:28: Mandani ist jedoch kein Unikum, sondern Vertreter einer Politikerkategorie.
00:02:33: Ich bin nicht so wie die anderen, ist das Markenzeichen dieser Typen.
00:02:37: Ausgefallene Attribute wie muslimisch und indisch-ugandisch haben den Erfolg deshalb eher befördert, das fehlen einer politischen Spitzenkarriere sowieso.
00:02:46: Politik zu machen, ohne ein typischer Politiker zu sein, ist eine Botschaft, die verfängt, sobald die Wähler vom üblichen Betrieb die Nase voll haben.
00:02:54: Dass der Applaus aufbrandet, sobald ein frisches Gesicht den Bruch mit der politischen Vergangenheit verspricht, sollten sich Berufspolitiker aus allen Lagern hinter die Ohren schreiben.
00:03:03: Scharen von Wählern sind gewillt, Blankoschecks auszustellen.
00:03:07: Sofern der oder die neue es bitte, bitte nicht so macht wie all die anderen in dem Saft laden.
00:03:13: Die Strahlemänner leben vom Frust, den der übliche Polithekack und die Profilierungsucht hinterlassen.
00:03:19: Auch andere profitieren davon.
00:03:21: Mal heißen sie Marine Le Pen, ein anderes Mal Chad Wilders, Orban, Trump oder Weidel.
00:03:26: Sie ziehen ihre Klientel nicht bloß mit eigenen Kampagnen und massiver Präsenz in den sozialen Medien an.
00:03:32: Etablierte Parteien, die nicht liefern, schieben am anderen Ende mit.
00:03:37: Weller sind Auftraggeber.
00:03:38: Wer den Zuschlag erhält, kann sich bei ihnen den Schlüssel für den Regierungssitz abholen.
00:03:43: Wenn man dort Elektriker hineinlässt, erwartet man von ihnen, dass hinterher die Lichtschalter funktionieren.
00:03:49: Nicht erwünscht ist, dass die Handwerker vor dem Auftraggeber herumgehste Kulian und sich darüber zoffen, wer das tollste Messgerät hat.
00:03:56: Wenn das nicht besser wird, bekommt bei Nester Gelegenheit vielleicht ein neuer, junger Geselle den Auftrag, auch wenn er mit der Ausbildung noch nicht ganz fertig ist und keine Referenzen hat.
00:04:06: Egal, ob er Mamdani oder anders heißt.
00:04:09: Schlimmstenfalls landet der Job sogar bei dem Betrieb mit dem mies gelohnten Personal, der die Bude gleich ganz abreißen will.
00:04:16: In Deutschland hat die Firma Merz und Co.
00:04:18: in einer Tour mit Wackelkontakten zu kämpfen.
00:04:21: Es ist höchste Zeit, dass die Belegschaft das in den Griff bekommt und sich selbst auch.
00:04:28: Was heute wichtig ist.
00:04:30: Direkt nach dem Stahlgipfel in Berlin ist Friedrich Merz nach Brasilien gejetet, wo er sich vor der Weltklimakonferenz mit fünfzig Staats- und Regierungschefs zum Vorabgipfel trifft.
00:04:40: Der Kanzler will sich für eine globale Energiewende, Decarbonisierung und einen weltweiten Entwaldungsstopp einsetzen.
00:04:47: Konkrete Zusagen für den von Brasiliens Präsident Lula da Silva vorgeschlagenen Tropenwaldschutzfonds hat Merz allerdings nicht im Gepäck.
00:04:56: Zwar begrüße der Kanzler die Initiative, den deutschen Finanzierungsbeitrag, wolle er aber noch offen lassen, heißt es aus Regierungskreisen.
00:05:11: Dass der US-Präsident allerdings im Oktober nach langem Zögern endlich Sanktionen gegen die beiden größten russischen Urkonsahne, Rosneft und Lukau verhängte, um Putins Kriegskasse auszutrocknen, gefiel dem Rechtsnationalen aus Budapest überhaupt nicht.
00:05:26: Wenn Orban heute im Weißenhaus Trump trifft, wird er versuchen, für sein Land Ausnahmen von den Energie-Sanktionen zu erwirken.
00:05:33: Als Binnenstaat sei Ungarn besonders abhängig von Pipeline-Lieferungen, argumentierte Ministerpräsident, der trotz des Ukraine-Kriegs weiterhin Öl und Gas aus Russland beziehen will.