Täglich mehr wissen
00:00:02: Guten Morgen.
00:00:03: Hier ist Ihr Tagesanbruch von The Online für Dienstag, vierter November, zwei Tausendfünfundzwanzig.
00:00:09: Was heute wichtig ist.
00:00:10: Wo sind all die Tiere hin?
00:00:12: Der Mensch vernichtet das Kostbarste, das er hat.
00:00:15: Geschrieben von The Online-Chefredakteur Florian Harms und am Mikrofon ist heute Caroline Breitschäde.
00:00:24: Wie aufmerksamen Leserinnen und Lesern des Tagesanbruchs aufgefallen sein könnte, stammten die täglichen Ausgaben der vergangenen zwei Wochen allesamt von Kolleginnen und Kollegen des Chefredakteurs Florian Harms.
00:00:36: Währenddessen frönte Harms dem Müßiggang, was keinesfalls gleichbedeutend mit Faulheit ist, eher im Gegenteil.
00:00:44: Bäume fällen, abgestorbenen natürlich, Wiesen-Man, große Feuerschüren, Wasserrohre verlegen, Trockenmauern aufschichten, Terrassenplatten zementieren.
00:00:53: Kurzum, alles, was man tut, wenn man einen wilden Garten besitzt und ausnahmsweise den Bizeps bemühen möchte, statt immerzu nur das Hirn.
00:01:02: Die Plackerei tat ihm gut so harmes.
00:01:04: Gartenarbeit hat also seinen Urlaub dominiert und er ist glücklich darüber, vor allem wegen einer Sache.
00:01:10: Früher war es etwas Selbstverständliches, das ist es für Großstädter aber schon lange nicht mehr.
00:01:16: Die Laute von Tieren.
00:01:18: In Berlin, Hamburg, Köln und vielen anderen Großstädten hört man rund um die Uhr Autos, Sirenen, Flugzeuge, Baumaschinen, Laubbläser, verrückt Rumbrüller, Handiklingeln, Radiogedudel und andere Lärmbelästigung.
00:01:33: Man hat sich so daran gewöhnt, dass man irritiert aufblickt, wenn für einen kurzen Moment ausnahmsweise stille einkehrt.
00:01:40: In seinen Urlaubstagen hingegen hört Florian Harms nachts nichts.
00:01:45: Es ist nicht in Worte zu fassen, was das für ein Schlafgefühl ist.
00:01:49: Himmlisch ist ein zu kleines Wort dafür.
00:01:52: Und in der Früh, nach dem Aufwachen in der Stille, als er ohne Wecker die Augen aufschlug, die sanfte Helligkeit vor dem Fenster ersperrte und in den Morgen hinein horchte, drangen sie an sein Ohr.
00:02:03: Ein erstes fröhliches Piepen, eine gekrähte Erwiderung, wieder Stille.
00:02:08: Dann rascheln, gefolgt von zweimal Quarken.
00:02:11: Ein näherkommendes Summen, bald wieder abgeschwirt, Dann ein aufmunterndes Ian, die Aufstehaufforderung eines vierbeinigen an einen zweibeinigen Esel.
00:02:22: Gesagt, getan, Wasser ins Gesicht, zwei Tassen Kaffee und dann ans Werk.
00:02:27: Den ganzen Tag überverließen hams die Laute nicht mehr.
00:02:30: Sie waren um ihn, die Tiere und ihre Geräusche und er liebte es.
00:02:34: Man hört auf, sich über Käfer, Wanzen und anderes Getier im Wohnzimmer zu ärgern, hat man erst einmal erkannt, dass man als Zweibeiner bei ihnen zu Gast ist, nicht anders herum.
00:02:45: Nur die Wildschweine, die des Nachts die frisch gepflanzten Bäumchen ausbuddelten, fand Hamstern doch ziemlich frech.
00:02:51: Aber gut.
00:02:52: Was so ein Urlaub im Garten doch bewirken kann.
00:02:55: Man besinnt sich als durchdigitalisierter hektischer Stadtmensch auf seine Wurzeln, denn aus der Natur kommen wir ja, wir Homo sapiens.
00:03:03: Was man allerdings nach so einem Urlaub auch begreift, wenn man in die Großstadt zurückgekehrt ist, wie weit wir Menschen es mit der Umweltvernichtung schon getrieben haben.
00:03:13: Früher war das doch anders.
00:03:14: Nach langen Fahrten auf der Autobahn klippten auf dem Kühler und der Frontscheibe unzählige Insekten.
00:03:20: Heute klippt da nichts mehr.
00:03:22: Spaziert man hierzulande Querfeld ein, summt da auch nichts mehr.
00:03:26: Und in Städten bekommt man außerdem notorischen Köterkleffen, auch keine anderen Tiere mehr zu hören.
00:03:32: Stattdessen piepen, dröhnen, gedudeln.
00:03:36: Das hat Gründe.
00:03:37: Achtundneinzig Prozent der Wiesen, auf denen ganz von selbst bunte Blumen wachsen, die Wildbienen und Schmetterlinge ernähren, sind unter Straßen, Industriebauten und Siedlungen begraben oder zu Graseckern geworden, die so früh und so oft gemäht werden, dass nichts mehr blüht, schreibt die Süddeutsche Zeitung.
00:03:55: Auch das Artensterben beschleunigt sich rasant.
00:03:57: Der deutsche Naturschutzring hat schon vor sechs Jahren den globalen Notstand ausgerufen.
00:04:03: Wir Menschen vernichten durch unsere ungebremste Vermehrung, unseren Konsum und unsere Rücksichtslosigkeit nach und nach die anderen Lebensformen auf dem Planeten.
00:04:12: Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber Florian Harms hat sie dieser Tage erneut ereilt und erfindet sie bestürzend.
00:04:19: Wir können nur inständig hoffen, dass mehr Menschen das beglückende Geräusch von Käuzchen, Bienen und Fröschen hören können, um deren wahren Wert zu erkennen.
00:04:31: Was heute wichtig ist.
00:04:33: Der afrikanische Kontinent entwickelt sich zum wichtigsten Jobmarkt der Zukunft.
00:04:38: So lautet die Prognose des am dritten November erschienenen Global Job Index, den das Kieler Institut für Weltwirtschaft und das Hamburger Start-up IMPAC aus zahlreichen Daten berechnet haben.
00:04:49: Demnach entstehen bis zum Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr mehr als einhundert Millionen zusätzliche Arbeitsplätze und rund seventy-fünf Millionen davon in Afrika.
00:05:01: Knapp eine Woche vor Beginn der Weltklimakonferenz in Brasilien wollen die EU-Umweltminister heute versuchen, sich auf ein Klimaziel für zwei tausend fünfunddreißig zu einigen.
00:05:12: Bislang hat die EU dafür zwei gesetzte Fristen der Vereinten Nationen verstreichen lassen und nur ein Zielkorridor definiert.
00:05:19: Zwischen sechsundzwanzig, zwei fünf und zweiundsebzig, fünf Prozent soll die Emissionsminderung im Vergleich zu neunzehntundundneunzig betragen.
00:05:28: Bundesumweltminister Karsten Schneider zeigt sich optimistisch, dass ein ambitionierter Wert beschlossen werden kann.
00:05:37: Jung und erfahren, links muslimisch.
00:05:40: Das klingt nicht nach den besten Voraussetzungen, um in den USA zum Bürgermeister gewählt zu werden.
00:05:46: Doch genau das könnte heute passieren.
00:05:48: Der thirty-jährige Demokrat Sochran Mamdani in Uganda geborener Sohn indischdämmiger Eltern ist klarer Favorit bei der Stichwahl in New York.
00:05:58: Inhaltlich verspricht er eine Mietpreisbremse sowie kostenlose Busse und Kinderbetreuung und will zur Finanzierung die Steuern für Wohlhabende und Unternehmen anheben.
00:06:09: Das war der TierOnline-Tagesanbruch, produziert vom Podcast Radio Detektor FM.
00:06:14: Immer um kurz nach sechs Uhr morgens zum Start in den Tag.
00:06:18: Vielen Dank fürs Zuhören und Tschüss.
00:06:26: Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Ihr Florian Harms.