Tagesanbruch von t-online

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00:00:01: Guten Morgen.

00:00:02: Hier ist Ihr Tagesanbruch von TeeOnline für Donnerstag, neunter Oktober, zwanzigfünfundzwanzig.

00:00:08: Was heute wichtig ist, Deutschland macht es besser als Frankreich.

00:00:12: Geschrieben von TeeOnline-Chef Redaktor Florian Harms.

00:00:15: Unter Mikrofon bin heute ich, ins Rauchhaus.

00:00:22: Sie haben die Nacht zum Tag gemacht.

00:00:25: Stundenlang haben Friedrich Merz, Lars Klingbeil, Bebel Baas, Alexander Dobrindt und die anderen Koalitionäre im Bundeskanzleramt in Berlin zusammengesessen, um im Koalitionsausschuss über dringende Streitthemen zu beraten.

00:00:37: Die Bürger erwarten Entscheidungen, doch die Regierenden tun sich schwer.

00:00:41: Zu groß ist die Diskrepanz zwischen Klientel-Erwartungen und Pragmatismus.

00:00:46: Der Herbst der Reform droht, zum Flop zu werden.

00:00:49: Doch der Blick ins nahe Ausland dämpft den Frust der Reihe nach.

00:00:52: Deutschland ist eine Demokratie mit Stoßdämpfern.

00:00:55: Unser Verhältniswahlrecht baut der Macht ein Gelenk ein.

00:00:58: Statt der großen Faust gibt es die ruhige Hand.

00:01:01: Koalitionen werden nicht geboren, sie werden geknetet.

00:01:04: So wie in den vergangenen Stunden zwischen CDU, CSU und SPD.

00:01:08: In stundenlangen Sitzungen dreckseln die Politiker Sätze so lange, bis diese keine Splitter mehr aufweisen.

00:01:14: Das hat seinen Preis.

00:01:16: Der deutsche Kompromissmodus ist sehr wie Kaugummi, belohnt die Umstandskrämer und befügelt selten zu höherem.

00:01:22: Aber er verhindert Totalabstürze.

00:01:25: Die große Geste bleibt vor der Tür, in die Sitzung geht das Kleingedruckte.

00:01:29: Und heraus kommt immerhin ein gewisser Fortschritt.

00:01:32: Zwar keine Sprünge, aber wenigstens Schrittchen.

00:01:35: In Berlin entstehen Gesetze nicht als Heldentaten, sondern als Bedienungsanleitungen für die Wirklichkeit.

00:01:40: Es dauert lange bis drei Parteien den selben Satz unterschreiben, doch wer unterschreibt fühlt sich gebunden.

00:01:46: Das ist die unspektakuläre Logik des Konsenses.

00:01:49: Er produziert nicht die Schlagzeile von heute, sondern die Tragfähigkeit von morgen.

00:01:53: Schon richtig.

00:01:54: Wer große Würfe sucht, wird hierzulande enttäuscht.

00:01:57: Das Renten, das Sozial, das Gesundheits- und das Bildungssystem, die Bundeswehr, die Verwaltung der öffentliche Rundfunk und manches mehr brauchen dringend eine Generalreform.

00:02:06: Angesichts der gewaltigen Herausforderungen wirken die Details, mit denen sich März, Klingball und Kohnen stundenlang beschäftigt haben, dass Bürgergeld und die CO-Zweihabgabe für Verbrenneautos eher klein karriert.

00:02:17: Ja, als deutscher Staatsbürger muss man sehr geduldig sein.

00:02:20: Dafür fehlen hierzulande aber auch, wenn nicht gerade grüne oder gelbe Regieren, plötzliche Richtungswechsel und ideologische Geisterbahnfahrten.

00:02:27: Das Politikverfahren der Mitte ist nicht glamourös, aber rational.

00:02:31: Wenn jeder Beteiligter ein wenig verliert, gewinnt am Ende das Gemeinwesen.

00:02:35: So gesehen sind überschaubare Ergebnisse verkraftbar.

00:02:39: Als die Koalitionäre nach rund achtstündigen Verhandlungen das Kanzleramt am frühen Donnerstagmorgen verließen, hüllten sie sich zunächst entschweigen.

00:02:46: Beschlüsse zu den sozialen und wirtschaftspolitischen Themen, die Millionen Menschen betreffen, wurden vorerst nicht bekannt.

00:02:52: Doch heute soll über Ergebnisse informiert werden, hieß es von verschiedenen Seiten.

00:02:56: Der Blick zu unseren Nachbarn in Frankreich zeigt, wie es anders laufen kann.

00:03:00: Das Mehrheitswahlrecht soll dort Klarheit erzwingen, erzeugt jedoch ein gespaltenes Parlament.

00:03:05: Drei verfeindete Lager, ein überforderte Ministerpräsident nach dem anderen und ein Präsident dessen Autorität schneller zerbröselt, als man bis drei zählen kann.

00:03:14: Wo der Konsens nicht eingeübt ist, verausgaben die Parteien sich in Schau kämpfen.

00:03:18: Der Reformdruck wächst, die Schuldendito und die Mitte stöhnt über den Stillstand, während Radikale von links und rechts jeden Aufbruch torpedieren.

00:03:26: Im Vergleich dazu ist der Deuteweg nicht schöner, aber effizienter.

00:03:30: Hierzulande wird der Dissens zum Regelbetrieb verarbeitet.

00:03:33: Die Berliner Politik ist eher Klenderei als Choreografie, doch sie hält die Rohre warm, auch wenn draußen der Frost klirrt.

00:03:40: Kompromissbereitschaft ist kein Kuscheln, sondern eine Sicherheitsarchitektur.

00:03:44: Sie schützt Minderheiten vor Überrumpelung und Mehrheiten vor Selbstüberschätzung.

00:03:48: In Deutschland funktioniert der Konsens wie Mörtel.

00:03:51: Er wird niemals eine bildschöne Statue wie von Michelangelo formen, aber ohne ihn stützt jedes Haus ein.

00:03:57: Wer schnelle Siege will, baut bunte Zelte.

00:03:59: Wer dauerhaft gut leben möchte, baut Mauern.

00:04:02: Stein für Stein mit Mörtel zwischen den Fugen.

00:04:05: Genau darin liegt bei allerberechtigter Kritik am politischen Schneckentempo der Segen des deutschen Systems.

00:04:10: Es ist nicht die Kunst recht zu behalten, sondern die Kunst gemeinsam nicht unrecht zu tun.

00:04:15: So gesehen lohnt es sich durchaus, wenn Politiker sich die Nächte um die Ohren schlagen.

00:04:22: Was heute wichtig ist, in der Nacht zum Donnerstag kam tatsächlich die von vielen ersehnte Nachricht, dass Israel und die Terrororganisation Hamas sich auf die erste Phase eines Friedensabkommens geeinigt haben.

00:04:34: Dieses sieht den Rückzug der israelischen Armee hinter einer bestimmten Linie und die Rückkehr aller in der Gewalt der Hamas befindlichen Geiseln vor.

00:04:41: Im Gegenzug soll Israel unter anderem bis zu zweitausend inhaftierte Palästinenser freilassen.

00:04:49: sinkende Absatzzahlen gewinneinbrüche Stellenstreichungen.

00:04:52: Die deutsche Autoindustrie steckt in der Krise.

00:04:55: Weil es sich um eine Schlüsselbranche handelt, an der Millionenarbeitsplätze hängen, lädt Kanzler Friedrich Merz, trotz der langen Koalitionsnacht, heute Vertreter von Herstellern und Zulieferern, Verbänden und Gewerkschaften zum Gipfeltreffen in die Regierungszentrale.

00:05:08: Wie er ihnen helfen will, hat der CDU-Chef auch schon Kund getan.

00:05:11: Das von der EU ab dem Jahr ab dem Jahr ab dem Jahr ab dem Jahr ab dem Jahr ab dem Jahr ab dem Jahr ab dem Jahr ab dem Jahr ab dem Jahr ab dem Jahr ab dem Jahr ab dem Jahr ab dem Jahr ab dem Jahr ab dem Jahr ab dem Jahr ab dem Jahr ab dem Jahr ab dem Jahr.

00:05:18: Das Europäische Parlament in Straßburg stimmt über gleich zwei Misstrauensanträge gegen die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ab.

00:05:26: Herausgefordert wird sie von der Linksfraktion einerseits und den extremen rechten Patrioten für Europa andererseits.

00:05:32: Eine ausreichende Zustimmung für die Anträge gilt als unwahrscheinlich.

00:05:35: Notwendig wäre eine zwei Drittelmehrheit der abgegebenen Stimmen und gleichzeitig die Mehrheit der Mitglieder des Parlaments.

00:05:43: Das war der Tier-Online-Tages-Anbruch, produziert vom Podcast Radio Detektor FM.

00:05:47: Immer um kurz nach sechs am Morgen zum Start in den Tag.

00:05:50: Vielen Dank fürs Zuhören, bis morgen und tschüss!

Über diesen Podcast

Der Nachrichtenpodcast von t-online zum Start in den Tag.

Im „Tagesanbruch“ ordnet t-online-Chefredakteur Florian Harms im Wechsel mit seinen Kolleginnen und Kollegen die wichtigsten Themen des Tages ein, analysiert und kommentiert. Am Wochenende geht es in einer längeren Diskussion mit prominenten Gästen um ein aktuelles, politisches Thema. Neue Folgen gibt es montags bis samstags ab 6 Uhr morgens.

Fragen, Anregungen und Kritik gerne an: podcasts@t-online.de

Den Tagesanbruch gibt es auch zum Nachlesen unter https://www.t-online.de/tagesanbruch

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von und mit Florian Harms

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