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00:00:02: Guten Morgen.
00:00:03: Hier ist Ihr Tagesanbruch von T-Online für Dienstag, den siebten Oktober, twenty-fünfundzwanzig.
00:00:09: Was heute wichtig ist, Trumps Plan für Gaza wirkt ebenso große Risiken wie Chancen.
00:00:15: Geschrieben von Christine Holthoff, T-Online-Finanz-Redakteurin und am Mikrofon ist heute Eduard Baer.
00:00:23: Vor genau zwei Jahren dringen die Hamas nach Israel ein.
00:00:28: Sie wüten in Städten, töten nach israelischen Angaben mehr als ein- tausend zweihundert Menschen und verschleppen zweihundert-einundfünfzig Menschen als Geiseln in den Gasastreifen.
00:00:39: Noch am selben Tag recht sich Israel und beginnt einen Krieg gegen die Hamas, der zu massiven Zerstörungen im Gasastreifen führen wird.
00:00:47: Mehr als siebenundsechzigtausend Palästinenser soll nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gasastreifen bis heute getötet worden sein.
00:00:57: Der UNO zufolge wurden fast achtzig Prozent der Gebäude beschädigt oder zerstört.
00:01:03: Die humanitäre Lage ist katastrophal.
00:01:07: Nun gibt es endlich ernst zunehmenden Anlass für Hoffnung.
00:01:10: Zumindest auf eine Waffenruhe und die Freilassung der verbliebenen Achtundvierzig israelischen Geiseln, von denen nach israelischen Informationen noch etwa zwanzig am Leben sein sollen.
00:01:22: In Ägypten verhandeln in dieser Woche Vertreter beider Kriegsparteien über letzte Details eines Abkommens, wie US-Präsident Donald Trump sagte.
00:01:31: Es fällt nicht leicht, das zu beschreiben, aber ohne den Druck von Trump und seinen Einfluss auf Netanyahu hätte es diesen Dialog wohl nicht gegeben.
00:01:41: Dass es in Ägypten nur noch um letzte Details gehe, dürfte allerdings eine für Trump typische Übertreibung sein.
00:01:48: Denn die Hamas hat sich zwar bereit erklärt, alle israelischen Geiseln freizulassen.
00:01:53: Eine Kapitulation, wie sie Netanyahu verlangt, ist das aber noch nicht.
00:01:58: So gibt es noch keine Zusage, die Waffen komplett niederzulegen.
00:02:02: Auch eine Übergangsregierung ohne palästinensische Beteiligung im Gaza-Streifen, wie es der Trump-Plan vorsieht, hat die Terrormilit bisher nicht zugestimmt.
00:02:12: Stattdessen besteht sie auf einem Mitspracherecht.
00:02:16: Vieles spricht dafür, dass die Hamas auf Zeit spielt.
00:02:20: Dass sie den Plan nicht sofort abgelehnt hat, dürfte auch daran liegen, dass viele arabische Staaten ihr inzwischen den Rückhalt entziehen und Trumps Vorschlag unterstützen, teilweise sogar an ihm mitgewirkt haben.
00:02:32: Auch viele Palästinenser haben für die politischen Manöver der Islamisten nichts mehr übrig.
00:02:38: Israel hingegen könnte sein Bombardement mit Rückendeckung der USA fortführen, sollten die Verhandlungen scheitern.
00:02:45: Gut möglich also, dass die Hamas weiteren zentralen Punkten zustimmen wird.
00:02:50: Eine Übergangsregierung aus unpolitischen Technokraten beispielsweise könnte für sie attraktiver sein, als es auf den ersten Blick scheint.
00:02:59: Denn das würde auch bedeuten, die palästinensische Autonomiebehörde spielt im Gasastreifen erst einmal keine Rolle.
00:03:06: Und wer weiß, wie stabil ein solches Konstrukt unter dem geplanten Vorsitz von Trump und dem ehemaligen britischen Premier Tony Blair überhaupt wäre?
00:03:15: Die Hamas könnte darauf spekulieren, dass es am Ende ähnlich läuft wie in Afghanistan, wo die Taliban nach dem Rückzug der westlichen Staaten inzwischen an die Macht zurückgekehrt sind.
00:03:26: Überhaupt sollte man die Chance auf einen langfristigen Frieden in der Region durch den Trump-Plan nicht überschätzen.
00:03:34: Denn selbst wenn die Hamas allumfassend kapituliert, werden die Palästinenser weiter nach Unabhängigkeit streben.
00:03:41: Netanyahu hat deutlich gemacht, dass weder die Hamas noch die palästinensische Autonomiebehörde in Gaza regieren sollen.
00:03:48: Der Punkt im Trump-Plan, dass die Autonomiebehörde die Macht übernehmen könnte, sobald sie sich reformiert habe, dürfte also niemals eintreten.
00:03:57: Zumal nicht klar definiert ist, wann ein solcher Reformprozess als abgeschlossen gilt.
00:04:03: Israel könnte also stets behaupten, es sei noch nicht genug getan.
00:04:09: Andererseits ist das Gaseabkommen auch für Netanyahu heikel.
00:04:13: Denn es verpflichtet Israel, den Küstenstreifen nicht zu besetzen oder zu annektieren.
00:04:18: Netanyahus rechtsextreme Koalitionspartner hätten daher gerne gesehen, dass die Hamas den Plan ablehnt.
00:04:25: Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie die Regierung verlassen, sollte er tatsächlich umgesetzt werden.
00:04:31: Und bei Neuwahlen hätte Netanyahu schlechte Karten.
00:04:34: Wie auch immer die Verhandlungen in dieser Woche ausgehen.
00:04:38: Der Austausch von Geiseln und Gefangenen sowie eine Waffenruhe wären mehr, als man noch vor Kurzem erwarten konnte.
00:04:45: Und zumindest ein wenig Trost am Jahrestag des Massakas vom siebten Oktober.
00:04:54: Was heute wichtig ist.
00:04:56: In Gedenken an Geiseln der Hamas und weitere Opfer finden auch in Deutschland Gedenkveranstaltungen, Gottesdienste und Mahnwachen statt.
00:05:04: Am Abend wird etwa die Botschaft Bring Them Home Now auf das Brandenburger Tor projiziert.
00:05:12: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ernannt zwei neue Verfassungsrichterinnen und einen neuen Verfassungsrichter.
00:05:19: Ankatrin Kaufoldt, Sigrid Emmenegger und Günther Spinner folgen auf Doris König, Josef Christ und Ulrich Meidowski.
00:05:28: Nachdem der Nobelpreis für Medizin gestern an Immunforscher aus den USA und Japan ging, werden in Stockholm heute die nächsten Preisträger gekürt, diesmal im Fachbereich Physik.
00:05:40: Das war der TeeOnline-Tagesanbruch, produziert vom Podcast Radio Detektor FM, immer um kurz nach sechs am Morgen zum Start in den Tag.
00:05:48: Vielen Dank fürs Zuhören, bis morgen und tschüss.