Tagesanbruch von t-online

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00:00:02: Die meisten Zeitgenossen bemerken es nicht.

00:00:25: Doch unser Kontinent erlebt in diesen Herbsttagen Schicksalsstunden.

00:00:29: Europa, das alte Kontinentals Schlachtschiff, dampft in Schleichfahrt auf einen gefährlichen Wasserfall zu.

00:00:35: Während über unseren Häfen, Kraftwerken und Flughäfen, Drohnenkreisen und russische Kampfjets rote Linientesten verheddern sich die europäischen Regierungen in Prüfaufträgen, Konsultationen und der Frage, ob die Lage neu zu bewerten sei.

00:00:49: Damit senden sie ein klares Signal an den Aggressor in Kreml.

00:00:52: Mach weiter, wir nehmen das hin.

00:00:54: Die Chronik der vergangenen Wochen ist erschreckend.

00:00:56: In Polen verletzten russische Drohnen den Luftraum.

00:00:59: In Rumänien traf es das Donaudelter.

00:01:01: In Dänemark legten Drohnen stundenlang den Betrieb Meererer Flughäfen lahm.

00:01:06: In Deutschland meldete Schleswig-Holstein nächtliche Drohnsichtung.

00:01:09: In Lettland trieben Ostseewellen Bruchteile einer russischen Drohne ans Gestade.

00:01:14: Auf die Drohnen folgen Kampfflugzeuge.

00:01:16: Vor knapp zwei Wochen drangen russische Jets in den isnischen Luftraum ein.

00:01:20: Norwegen meldete nach zehn Jahren Ruhe gleich drei russische Grenzverletzungen im April, Juli, August.

00:01:26: Die Militärs im NATO-Hauptquartier geloben derweil, jeden Zentimeter des Bündnisgebietes zu verteidigen.

00:01:32: Jeden Zentimeter?

00:01:33: Putins Luftwaffe hat längst ganze Quadratkilometer des NATO-Luftraums attackiert und spielt Katz und Maus mit den Uniform-Trägern des angeblich mächtigsten Militärbündnisses der Welt.

00:01:43: Gleichzeitig verkündet der große Bruder in Washington, ob russischer Eindringlinge auf NATO-Territorium abzuschießen sein, das werde fallweise entschieden.

00:01:52: Ein Satz, den man im Kreml nur als Einladung zu weiteren Provokationen verstehen kann.

00:01:56: Es ist bitter, aber man muss es so deutlich sagen.

00:01:59: Angesichts des neo-imperialistischen Kreml-Regimes entpuppt sich die NATO als Schönwetter-Schützenverein.

00:02:05: Imperialistische Aggressoren, die über Leichen gehen, lassen sich nicht mit Appeasement-Politik eindämmen.

00:02:11: Das ist die glasklare Lehre aus den Jahren und neunzehnhundertdreißig und neununddreißig.

00:02:15: Erschreckend, dass so viele europäische Entscheider das vergessen haben.

00:02:19: Gefordert ist jetzt nicht mehr Pathos, sondern mehr Führung.

00:02:22: Es braucht einen Churchill-Moment.

00:02:24: Rote Linien, integrierte Luft- und Drohnenabwehr vom Baltikum bis zum Atlantik.

00:02:29: Einheitliche europäische Waffensysteme statt nationaler Eifersichtelein, eine EU-Armee, Werbpflicht in allen NATO-Ländern und als Alternative einen Zivildienst.

00:02:37: Nein, das ist kein Ruf nach Krieg, sondern nach Wehrhaftigkeit, damit der Krieg gar nicht erst kommt.

00:02:43: Was würde Churchill heute tun?

00:02:44: Er würde als erstes die Lage beim Namen nennen.

00:02:47: Russland testet den Westen, also muss der Westen die Prüfung bestehen.

00:02:51: Er würde eine Koalition der Entschlossenen schmieden, die europäische Luft- und Drohnenabwehr unter einem gemeinsamen Kommando bündeln, das im Zweifel auch ohne die Amerikaner funktioniert.

00:03:00: Er würde die zerfaserte Waffenbeschaffung der EU-Staaten bündeln, gemeinsame Standards, Produktionen Tag und Nacht in allen Haushaltsbudgets Vorfahrt für die Aufrüstung.

00:03:10: Er würde Reservenreaktivieren, die Mutigen anspornen und die Bequemen verpflichten.

00:03:14: Er würde Klartext im Parlament sprechen, statt mit Beruhigungspillen um sich zu werfen, so wie in seiner historischen Rede im Mai, an Gesicht der Bedrohung durch Nazi-Deutschland.

00:03:24: Die Verteidigung der Freiheit kostet eben Blut, Müsal, Trennen und Schweiß.

00:03:29: Wer könnte die historische Aufgabe übernehmen, Europa zusammenzuschweißen, um es vor Schlimmerem zu bewahren?

00:03:35: Heute treffen sich die Staats- und Regierungschefs der EU in Kopenhagen, um über Verteidigungsfragen zu beraten.

00:03:41: Leider erweckt in ihrem Kreis niemand den Anschein, als wolle er oder sie wirklich vorangehen.

00:03:46: Vielleicht ist echter Führungswille heute ohnehin nicht von einer einzelnen Person zu erwarten, sondern eher von einer Koalition der Entschlossenen.

00:03:53: Aber jemand oder mehrere müssen endlich damit beginnen.

00:03:56: Es ist höchste Zeit.

00:03:59: Was heute wichtig ist.

00:04:01: Das Bundeskabinett beschließt bei seiner Klausurtagung die angekündigte Agenda zur Modernisierung von Staat und Verwaltung.

00:04:07: Sie soll die Bürokratiekosten um twenty-fünf Prozent rund sechzehn Milliarden Euro reduzieren.

00:04:14: In Mönchengladbach beginnt der Prozess gegen fünf Angeklagte, die eine riesige Plattform für Kinderpornografie betrieben haben sollen.

00:04:21: Ermittler hatten das Forum vor einem Jahr stillgelegt.

00:04:23: Hunderttausende Nutzer sollen Millionen von Bildern und Videos getauscht haben.

00:04:29: In Großbritannien tritt das Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel in Kraft.

00:04:33: Snacks, Süßigkeiten, Fastfood und zuckerhaltige Frühstückszerialien dürfen tagsüber im Fernsehen und ganztägig im Internet nicht mehr beworben werden.

00:04:42: Von der Regelung erhofft sich die Regierung in London eine Reduzierung der Fettleibigkeit bei Kindern.

00:04:48: Und was ich Ihnen heute insbesondere empfehle, bei uns nachzulesen?

00:04:52: Finland hat von allen NATO-Staaten die längste Grenze zu Russland.

00:04:55: Mein Kollege David Schafbuch war dort und hat sich von Politikern, Anwohnern und Grenzschützern erklären lassen, wie sich das Land auf einen möglichen Angriff Russlands vorbereitet.

00:05:04: Den Link dazu finden sehen in Shownotes und alle anderen Nachrichten gibt es auf tieronline.de oder in unserer App.

00:05:11: Das war der Tieronline-Tagesanbruch, produziert vom Podcast RadioDetektor FM.

00:05:16: Immer um kurz nach sechs am Morgen zum Start in den Tag.

00:05:19: Vielen Dank fürs Zuhören, bis morgen und tschüss!

00:05:28: Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Ihr Florian Harms.

Über diesen Podcast

Der Nachrichtenpodcast von t-online zum Start in den Tag.

Im „Tagesanbruch“ ordnet t-online-Chefredakteur Florian Harms im Wechsel mit seinen Kolleginnen und Kollegen die wichtigsten Themen des Tages ein, analysiert und kommentiert. Am Wochenende geht es in einer längeren Diskussion mit prominenten Gästen um ein aktuelles, politisches Thema. Neue Folgen gibt es montags bis samstags ab 6 Uhr morgens.

Fragen, Anregungen und Kritik gerne an: podcasts@t-online.de

Den Tagesanbruch gibt es auch zum Nachlesen unter https://www.t-online.de/tagesanbruch

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von und mit Florian Harms

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