Tagesanbruch von t-online

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00:00:02: Guten Morgen.

00:00:03: Hier ist Ihr Tagesanbruch von T-Online für Freitag, den sechsohnzwanzigsten September, zweitausendfünfundzwanzig.

00:00:10: Was heute wichtig ist, da ist der Lichtblick für Deutschland.

00:00:14: Geschrieben von T-Onlines Chefredakteur Florian Harms und am Mikrofon bin heute ich Ulrike Schulze.

00:00:26: Es kommt nichts Gutes dabei heraus, wenn man zu lange im eigenen Saft schmort.

00:00:30: Lassen wir Berlin also hinter uns und schauen wir uns um, was nebenan in Europa so vorgeht.

00:00:36: Eine Hausnummer weiter zum Beispiel bei den Franzosen.

00:00:39: Ein Land in der Krise.

00:00:41: In weniger als zwei Jahren gaben sich fünf Premierminister die Klinke in die Hand.

00:00:45: Die Regierung von Monsieur Macron bekommt die exorbitanten Staatsausgaben nicht mehr in den Griff, die Kassen sind leer, doch sobald es ans Sparen geht, fallen die politischen Blöcke im Parlament übereinander her und hunderttausende gehen auf die Straße.

00:01:00: Schuld an der Finanzkatastrophe ist allerdings das Füllhorn, mit dem der Staat seinen Bürgern während Corona, Krieg und Krise zu Hilfe eilte, damit sie davon nicht gar zu sehr gebeutet würden.

00:01:12: Die großzügige Unterstützung hat die Wirtschaft vor dem Schlimmsten bewahrt, das Wachstum erhalten, den Bürgern mit viel Geld das schwierige Leben versüßt und die Kassen gelehrt.

00:01:23: Haben die Franzosen sich damals darüber gefreut?

00:01:26: Waren sie zufrieden mit ihrer Lage?

00:01:28: Pustekuchen.

00:01:30: Proteste, Kritik, Frust haben trotzdem keine Pause eingelegt.

00:01:34: Dabei hätte ein Blick über den Tellerrand, zum Beispiel auf das dümpelnde Deutschland, dessen Wirtschaft mit angezogener Schuldenbremse nicht aus der Kurve kam, ihnen schnell klarmachen können, dass im Vergleich zu dem, was andere durchmachen, die Dinge in Frankreich gar nicht so schlecht standen.

00:01:51: Miese Stimmung selbst, wenn es gut läuft.

00:01:53: Das hat Folgen.

00:01:55: Es lämt.

00:01:56: Es schwächt.

00:01:57: Es untergräbt nicht nur die Bereitschaft, die Erfolge zu feiern, sondern auch sie zu sichern.

00:02:02: Indem man im richtigen Moment wieder kürzer tritt.

00:02:05: Zugleich liefert die gefühlte Dauerkrise erstklassiges Baumaterial für die Luftschlösser von Populisten.

00:02:12: Links- und Rechtsextremisten feiern die Erfolge ihrer Lügen.

00:02:16: Im Pariser Parlament erdrücken die politischen Ränder die Mitte.

00:02:19: Mehrheiten für Kompromisse fehlen.

00:02:21: Es geht nicht vor und nicht zurück.

00:02:23: Die Rechnung der Radikalen ist aufgegangen.

00:02:26: Wenn man lange genug den Niedergang des politischen Systems herbeireidet und der Schwarzmalerei verfängt, ist es irgendwann tatsächlich soweit.

00:02:35: Das zersetzende Gefasel vom Nieder- und Untergang ist keine Schrulle.

00:02:39: allein der Franzosen.

00:02:41: Der Meister in dieser Disziplin, der Donald in Amerika, hat der Welt vorgeführt, wie man mit einer erfundenen Negativbotschaft bei der Wahl Triumphal über die Ziellinie rauscht.

00:02:52: Auch bei uns schwindet gerade wieder einmal das Vertrauen.

00:02:55: Und das wird kräftig zelebriert.

00:02:57: Zum Beispiel in riesen Lettern beim HIOPS-Medium-Bild.

00:03:01: Brutale Umfrage für März und Co.

00:03:03: Deutsche haben kaum noch Hoffnung auf eine Wende, heißt es dort.

00:03:07: Brutal also.

00:03:08: Schlimm.

00:03:09: So, so.

00:03:11: Was haben uns die Wirtschaftsforschungsinstitute gestern in ihrer Konjunkturpugnose erzählt?

00:03:17: Die deutsche Wirtschaft wird im nächsten Jahr wieder einmal katastrophalschrumpf.

00:03:22: Moment.

00:03:23: Korrektur.

00:03:24: Wachsen wird sie.

00:03:25: Huch.

00:03:26: Ja, einfach ist die Lage nicht, haben die Experten zwar festgestellt.

00:03:30: Es gibt strukturelle Probleme und so weiter und so fort.

00:03:34: Viel Geld aus dem staatlichen Füllhorn hilft uns derzeit über die Runden.

00:03:38: Ein Investitionsfeuerwerk, das auch dringend notwendig ist wegen des vorangegangenen Investitionsstaus.

00:03:44: Aber ewig so weitergehen darf das nicht, weil die Schulden sonst durch die Decke gehen.

00:03:49: Falls Ihnen diese Diagnose bekannt vorkommt, schauen Sie doch kurz bei den Franzosen noch mal rein.

00:03:55: Nein, zurücklehnen können sich hierzulande weder Politik und Wirtschaft noch die Bürger.

00:04:00: Aber ein Debakel ist das alles nicht.

00:04:03: Er jammern auf hohem Niveau.

00:04:06: Satte selbst zur Friedenheit ist gefährlich.

00:04:09: Uferlose Selbstkritik ist es aber auch.

00:04:12: Wer wissen will, wie wir uns wirklich schlagen, darf nicht idealisierte Maßstäbe aus der Schublade hervorkraben und darüber lamentieren, wie mies die Bilanz gegenüber dem theoretisch erreichbaren Optimum ausfällt.

00:04:24: Man ist besser beraten, den Vergleich mit realen, uns ähnlichen Nationen zu ziehen.

00:04:29: Und siehe da, kritische Selbstüberprüfung ist zwar immer angebracht, aber zum Meckern, Nörgeln und Jammern geht es uns hierzulande auch im direkten Vergleich viel zu gut.

00:04:41: Deutsche Misere, brutale Krise?

00:04:44: Lassen wir die Kirche im Dorf, würde ich vorschlagen.

00:04:47: Und krempeln wir lieber die Ärmel hoch.

00:04:49: Anders als die Megerei kann das die Dinge nämlich zum besseren wenden.

00:04:54: Was heute wichtig ist.

00:04:56: Wenn Netanyahu heute Nachmittag ans Rednerpult der UN tritt, dürfte er die Versammlung einmal mehr als Sumpf des Antisemitismus schmähen.

00:05:05: Wie üblich wird der Kritik an Israel mit Judenfeindlichkeit gleichsetzen und damit ungewollt die Vorurteile seiner Kritiker im Linksextremen Lager bestätigen.

00:05:15: Beobachter befürchten allerdings noch Schlimmeres, dass der Premier gedrängt von seinen rechtsextremen Koalitionspartnern im Gegenzug die Annexion des Westjordanlands verkünden könnte.

00:05:28: Lukas Hufnagel, Eigentümer des Gebäudes der AfD-Zentrale in Berlin-Reinigendorf, will die Rechtsaußenpartei nicht länger als Mieter dulden.

00:05:37: Hintergrund ist eine Party nach der Bundestagswahl am XXIII.

00:05:41: Februar, bei der ohne Genehmigung im Innenhof des Bürohauses gegrillt und die Fassade blau angestrahlt wurde.

00:05:48: Während die AfD die Vorwürfe zurückweist und von einer rein wirtschaftlichen Auseinandersetzung spricht, führt vermieter Hufnagel über dies Bedrohungen und Erpressungsversuche ins Feld.

00:05:59: Heute Morgen will das Landgericht Berlin sein Urteil verkünden.

00:06:05: Bereits am Montag nahm Wien Abschied.

00:06:07: Da würdigte das Burgtheater den im Juli verstorbenen Regisseur und Intendanten Klaus Paimann mit einer großen Trauerfeier.

00:06:15: Heute findet die Beisetzung auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin statt.

00:06:22: Das war der The Online Tagesanbruch, produziert vom Podcast Radio Detector FM.

00:06:27: Am Wochenende blicken wir in einer Diskussion auf ein aktuelles Thema.

00:06:32: Die Folge gibt es ab morgen früh hier im Tagesanbruch Podcast zu hören.

00:06:36: Vielen Dank fürs Zuhören.

00:06:45: Tschüss.

Über diesen Podcast

Der Nachrichtenpodcast von t-online zum Start in den Tag.

Im „Tagesanbruch“ ordnet t-online-Chefredakteur Florian Harms im Wechsel mit seinen Kolleginnen und Kollegen die wichtigsten Themen des Tages ein, analysiert und kommentiert. Am Wochenende geht es in einer längeren Diskussion mit prominenten Gästen um ein aktuelles, politisches Thema. Neue Folgen gibt es montags bis samstags ab 6 Uhr morgens.

Fragen, Anregungen und Kritik gerne an: podcasts@t-online.de

Den Tagesanbruch gibt es auch zum Nachlesen unter https://www.t-online.de/tagesanbruch

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von und mit Florian Harms

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