Tagesanbruch von t-online

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00:00:01: Wenn man in die USA schaut, fühlt man sich im Moment wie in einem ganz schlechten Film.

00:00:28: Die Dialoge werden von Szene zu Szene grotesker, die Darsteller unglaubwürdiger und der Plot verliert jeglichen Realitätsbezug.

00:00:36: Man fragt sich inzwischen oft, wo ist die Pausetaste?

00:00:39: So auch gestern Abend.

00:00:41: Da fand die Trauerfeier für Charlie Kirk statt, sieglich einem Staatsbegräbnis.

00:00:46: Hunderttausend Menschen reisten zu einem Footballstadion nahe Phoenix, um seiner zu gedenken.

00:00:51: Der US-Präsident und sein Vizesprachen verklärten Kirk zu einem Märtyrer.

00:00:56: Aber Charlie Kirk war kein Politiker, kein Staatschef.

00:01:00: Er war ein Podcaster, ein in vielen seiner Positionen radikaler Aktivist und ein Freund von Donald Trump.

00:01:06: Seine Ermordung ist ein Verbrechen, es ist zu verurteilen und der mutmaßliche Täter zu bestrafen.

00:01:12: Doch was seit Kirk's Tod in den USA passiert, folgt der Inszenierung eines zwar irren, aber gefährlichen Drehbuches.

00:01:19: Trump und seine Leute missbrauchen Charlie Kirk's Ermordung, um die Grundpfeiler der US-Demokratie noch schneller und aggressiver zu attackieren, als sie es bisher schon taten.

00:01:29: Die Entlassung des Late Night Talkmas, dass Jimmy Kimmel ist ein unrühmliches Beispiel für Trumps Angriffe auf die Meinungsfreiheit.

00:01:36: Der Präsident forderte, Kimmel solle für seine Äußerungen zum Tod von Kirk abgesetzt werden.

00:01:41: Der für die Medienaufsichts zuständige Behördenchef drohte daraufhin dem Sender und seinem Betreiber mit Lizenzentzug.

00:01:47: Kurz darauf war Kimmels Show abgesetzt.

00:01:50: Keine juristischen Gründe.

00:01:51: Allein der Wille des Präsidenten waren dafür notwendig.

00:01:55: Für Trump gilt Meinungsfreiheit nur für seine Sicht der Welt.

00:01:58: Deshalb verklagte Medien wie den New York Times und das Wall Street Journal entzieht Journalisten Zugänge zum Weißen Haus und schürt eine Stimmung der Angst, etwa wenn er uns seine Leute, Linke und Andersdenkende nun für Kirks Tod mitverantwortlich machen.

00:02:12: Wie aufgeheizt die Stimmung auch hierzulande ist, zeigte sich am Fall Julia Rus.

00:02:17: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat ein Glaubwürdigkeitsproblem.

00:02:21: Viele Menschen werfen ihm vor, Themen wie die Migration einseitig zu beleuchten und zu kommentieren.

00:02:26: Auch aus diesem Grund hat der NDR das Reportageformat klar entwickelt.

00:02:30: Es sollte bewusst Streitfragen mit konservativen Blick beleuchten und dafür besetzt der der Sender das Magazin ebenso bewusst mit der jungen konservativen Moderatorin Julia Rus als Aushängeschild.

00:02:41: In der vergangenen Woche verkündete er dann, das Magazin gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk weiterzuführen, auch weil es so beliebt sei, allerdings in den vom NDR verantworteten Folgen nicht mehr mit Julia Ruß.

00:02:51: Sie soll nur noch die BR-Folgen moderieren.

00:02:54: Natürlich entstand so der Eindruck, der NDR habe ein Problem mit Julia Ruß.

00:02:58: Hat er offenbar auch.

00:02:59: Wie eine Recherche der Welt zeigte.

00:03:01: Etliche NDR-Mitarbeiter hatten sich demnach an einem offenen Brief gegen sie ausgesprochen.

00:03:06: Und natürlich gab es deshalb einen öffentlichen Aufschrei.

00:03:10: Der Fall diente manchem als Beleg dafür, dass es auch um die Meinungsfreiheit in Deutschland nicht gut bestellt sei.

00:03:15: Doch Vorsicht vor falschen Vergleichen.

00:03:17: Die Sendung wird es weiterhin geben und Juliarus wird die BR-Folgen weiter moderieren.

00:03:22: Keine Regierung greift ein, setzt gar eine Sendung oder Moderatoren ab.

00:03:26: Die Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist im Fall von Juliarus nicht nur maßlos übertrieben, sondern auch gefährlich.

00:03:33: Wenn CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann diesen Fall zum Anlass nimmt, um das einfrieren der Rundfunkbeiträge zu fordern, wird auch hier eine Grenze überschritten.

00:03:42: Das ist eine tatsächliche, unzulässige politische Einflussnahme.

00:03:46: Dabei ist gerade in Zeiten wie diesen ein unabhängiger öffentlicher Rundfunk wichtiger denn je.

00:03:54: Was heute wichtig ist.

00:03:56: Bundesverkehrsminister Patrick Schneider wird ab zehn Uhr in Berlin seine Strategie für die Deutsche Bahn vorstellen.

00:04:02: und die Frau, die diese umsetzen soll, Evelyn Palla.

00:04:06: Die Südterolerin hat eine Lokführer-Lizenz, hat beim Vorzeige-Bahnbetrieb unseres Nachbarn Österreich gearbeitet und in den vergangenen drei Jahren als Vorständin den Regionalverkehr der Deutschen Bahn erfolgreich saniert.

00:04:19: Am Vorabend der achtzigsten UN-Generalversammlung in New York beginnt heute ein Gipfeltreffen, bei dem etliche Länder Palästina als Staat anerkennen wollen.

00:04:28: Schon im Wochenende taten dies Portugal, Australien und mit Großbritannien und Kanada sogar erstmals zwei G-Siebenländer.

00:04:35: Ein weiteres Frankreich will beim Gipfel folgen.

00:04:39: Vladimir Putin testet immer dreister den NATO-Grenzschutz.

00:04:43: Mit drohenden polnischen Luftraum, Kampfjets über Estland, einer Militärmaschine über der Ostsee.

00:04:49: Estland löste schon wie Polen sofort Konsultationen nach Artikel vier des NATO-Vertrags aus.

00:04:54: Man berät sich heute also erneut.

Über diesen Podcast

Der Nachrichtenpodcast von t-online zum Start in den Tag.

Im „Tagesanbruch“ ordnet t-online-Chefredakteur Florian Harms im Wechsel mit seinen Kolleginnen und Kollegen die wichtigsten Themen des Tages ein, analysiert und kommentiert. Am Wochenende geht es in einer längeren Diskussion mit prominenten Gästen um ein aktuelles, politisches Thema. Neue Folgen gibt es montags bis samstags ab 6 Uhr morgens.

Fragen, Anregungen und Kritik gerne an: podcasts@t-online.de

Den Tagesanbruch gibt es auch zum Nachlesen unter https://www.t-online.de/tagesanbruch

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von und mit Florian Harms

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