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00:00:03: Carsten Janz: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge "Tagesanbruch – die Diskussion". Dieses Mal für das Wochenende vom 13. September 2025. Ich bin Carsten Janz, leitender Redakteur im Team Report und Recherche hier bei t-online. Wir schauen nach Sachsen-Anhalt, wo die AfD gerade auf einem Höhenflug ist. Unser Gast ist David Begrich von der Arbeitsstelle Rechtsextremismus bei Miteinander e.V. in Magdeburg. Er ist Sozialwissenschaftler, absoluter Experte zum Thema AfD und auch Rechtsextremismus. Wird die AfD in Sachsen-Anhalt im kommenden Jahr ihre erste Regierungsbeteiligung haben? Ist der Kampf auf TikTok gegen die Social-Media-Partei schon verloren? Und welche Rolle spielt zivilgesellschaftliches Engagement im Kampf gegen Rechtsextremismus in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus? Diese und viele weitere Fragen klären wir heute. Wir freuen uns, dass Sie zuhören. Erst einmal freue ich mich, dass Sie sich die Zeit nehmen, Herr Begrich. Schön, dass Sie da sind.
00:01:02: David Begrich: Hallo. Schönen guten Tag.
00:01:06: Carsten Janz: Mit mir dabei ist übrigens auch meine Kollegin Annika Leister. Sie ist politische Reporterin im Hauptstadtbüro von t-online und berichtet von hier aus über die AfD. Sie ist eine große Kennerin der Partei. Hallo Annika, schön, dass du dabei bist.
00:01:19: Annika Leister: Hallo, freut mich sehr.
00:01:21: Carsten Janz: In den letzten Umfragen ist die AfD in Sachsen-Anhalt auf 39 Prozent der Stimmen gekommen. Wenn man bedenkt, dass es hier immer noch so Schwankungen von bis zu drei Prozent auswertungsbedingt geben kann, liegt der maximale Wert derzeit vielleicht sogar über 40 Prozent. Ein Wert, der in Westdeutschland eher undenkbar scheint. Ein Wert, der in Westdeutschland eher undenkbar scheint. Fast genau in einem Jahr wird in Sachsen-Anhalt gewählt. Deshalb Herr Begrich, die Frage an Sie: Was sind Ihrer Meinung nach die spezifischen, historischen und soziologischen Gründe dafür, dass Ostdeutschland zumindest derzeit zum Sehnsuchtsland, wenn man es so nennen möchte, der extremen Rechten geworden ist?
00:01:59: David Begrich: Das ist ja keine neue Entwicklung, die wir da sehen, dass Ostdeutschland für die extreme Rechte ein Sehnsuchtsort ist. Das ist im Grunde genommen schon für die 1990er- und 2010er-Jahre so gewesen. Ich will noch mal daran erinnern, dass wir sowohl in den späten 1990er- als auch in den 2010er-Jahren die Situation hatten, dass in einigen ostdeutschen Landtagen rechtsextreme Parteien vertreten waren. Das war damals die DVU, aber dann später eben auch die NPD in Mecklenburg-Vorpommern und in Sachsen, die DVU in Sachsen-Anhalt und in Brandenburg. Das, was Sie jetzt hier beschreiben, spielt sich allerdings bezüglich der AfD auf einem völlig anderen Niveau ab. Da haben Sie völlig recht. Also, die AfD ist 2016 im Landtag in Sachsen-Anhalt, damals mit dem damals höchsten Ergebnis der AfD für einen Landtag bei einer Landtagswahl mit 24,3 Prozent eingezogen. Das war damals, das ist jetzt fast zehn Jahre her, so etwas wie ein Bruch in der Wahlgeschichte auch Ostdeutschlands, weil sie die Ursachen ansprechen. Ich glaube, man muss sich vor Augen halten, dass die ostdeutsche Wählerschaft seit der Wiedervereinigung eine hohe Volatilität aufweist. Was will ich damit sagen? Wir haben die Beobachtung, dass die Bindung der Wählerinnen und Wähler an die Parteien in Ostdeutschland sehr viel geringer ist, als das in Westdeutschland der Fall ist. Und auch in Westdeutschland beobachten wir ja gerade, dass das, na sagen wir mal, in Auflösung begriffen ist oder es da ein Prozess der Erosion gegeben hat. Diesen Prozess gibt es gar nicht in Ostdeutschland, weil die Bindung an die Wähler der Wählerschaft an die Parteien oder auch an bestimmte soziologische Milieus, so es nie gab nach der Wiedervereinigung, sondern wir hatten immer eine hohe Volatilität. Das heißt, wir hatten auch eine Schwankungsbreite, was die, nicht nur was die Wahlbeteiligung angeht, sondern auch was... die Wahlergebnisse angeht. Natürlich gibt es die große Kontinuität der beiden ehemals großen Volksparteien in den ostdeutschen Bundesländern. Nehmen wir mal die Regierungskontinuität für die SPD, etwa im Land Brandenburg oder in Mecklenburg-Vorpommern oder dann für die CDU, namentlich vor allen Dingen in Sachsen, aber auch in Thüringen und Sachsen-Anhalt. All das ist zutreffend. Dennoch, wenn wir auf die Ergebnisse der anderen Parteien gucken, also beispielsweise der FDP in den 1990er-Jahren oder auch der PDS, der späteren Linkspartei, da haben wir eine stärkere Volatilität, haben wir eine stärkere Schwankung. Und wenn wir uns jetzt die AfD und die Geschichte ihres Aufstiegs ansehen, dann muss man eben einfach feststellen, dass die ostdeutsche Wählerschaft der AfD jeden Radikalisierungsschritt dieser Partei bisher mitgegangen ist. Also die drei Landesverbände Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, oder um es präziser einzugrenzen, vor allen Dingen Thüringen und Sachsen-Anhalt, gehörten ja sehr frühzeitig zu den Motoren der Rechtsentwicklung innerhalb der AfD und die Wählerschaft ist diesen Weg mitgegangen.
00:05:07: Carsten Janz: Es ist ein Grund dafür, sie haben die AfD mal als eine Bewegungspartei charakterisiert, so einen Stempel gegeben. Bewegungspartei ist das deren Vorteil dann auch um dort Wählerstimmen dann abzugreifen. Was bedeutet das genau Bewegungspartei?
00:05:22: David Begrich: Also das ist nicht meine Apostrophierung, sondern das ist sozusagen Teil der innerparteilichen Debatte in der AfD, namentlich des ehemals rechten Flügels, der jetzt die Partei dominiert von Björn Höcke, der sagt, ihm sei daran gelegen, den Prozess der, wie er es nennt, Oligarchisierung der AfD, so lange wie möglich hinaus zu zögern. Und die AfD zu einer Partei zu machen, die in einem Wechselwirkungsverhältnis zwischen Parlament auf der einen Seite und den Aktivitäten im vorpolitischen Raum oder auf der Straße auf der anderen Seite funktioniert. Und wenn wir uns jetzt mal die Konkrete politische Praxis anschauen in diesen Landesverbänden, Sachsen-Anhalt und auch Thüringen, dann werden wir feststellen, dass es dort eine lange Zeit ein deutliches Primat der außerparlamentarischen Sichtbarkeit und Arbeit gegeben hat. Jetzt ist es, na ja, sagen wir mal, ausgeglichen. Man hat sich ja seit zwei Legislaturperioden jetzt auch in den Landtagen etabliert. Aber was geblieben ist, ist das deutliche Interesse der jeweiligen Landesparteien, auch außerhalb von Wahlkämpfen, sichtbar und erkennbar für die Bürgerinnen und Bürger auf der Straße zu sein.
00:06:38: Carsten Janz: Wie nehmen Sie das vor Ort wahr? Also, Sie kennen sich ja jetzt überall aus, aber zum Beispiel in Sachsen-Anhalt, wo Sie sehr präsent sind.
00:06:43: Das zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass die AfD zumindest in der Vergangenheit den Versuch unternommen hat, auch abseits von Wahlkämpfen, Veranstaltungen durchzuführen, Infostände auf den Marktplätzen durchzuführen, kurz: so etwas wie eine Sicht- und Ansprechbarkeit sicherzustellen. Das ist ja nicht gleichzusetzen mit politischer Aktivität oder Arbeit in den Gremien, sondern es geht zunächst erst einmal darum, eine kontinuierliche politische Sichtbarkeit einem sozialen Nahraum zu organisieren, um dann argumentieren zu können, seht ihr: wir sind auch dann präsent, wenn nicht im Horizont ein Wahlkampf erscheint, wie das bei den anderen Parteien der Fall ist, sondern wir sind dauerhaft ansprechbar. Und diese Aktivität oder dieser Versuch sozusagen, sich vor allem außerparlamentarisch zu präsentieren, der hat natürlich einen politischen Effekt, nämlich dass die AfD ja immer wieder auch artikuliert und sagt, unser Handlungsleitendes Interesse besteht darin eben nicht nur im Parlament zu wirken, sondern ganz konkret vor Ort bei den Bürgerinnen und Bürgern anzukommen und deren Resonanzraum anzusprechen. Und diese Aktivität oder dieser Versuch sozusagen, sich vor allem außerparlamentarisch zu präsentieren, der hat natürlich einen politischen Effekt, nämlich dass die AfD ja immer wieder auch artikuliert und sagt, unser handlungsleitendes Interesse besteht darin, eben nicht nur im Parlament zu wirken, sondern ganz konkret vor Ort bei den Bürgerinnen und Bürgern anzukommen und deren Resonanzraum anzusprechen. Und weil ich es gerade Resonanzraum genannt habe: wenn man sich mal die Kernwählerschaft der AfD ansieht, also diejenigen, die die Partei aus Gründen der inhaltlichen Übereinstimmung mit dem Politikangebot oder dem Programm der AfD wählen, dann wird relativ schnell klar, dass die seitens der Partei eigentlich sehr gerne in einem Zustand der dauerhaften Mobilisierung gehalten werden sollen. Also die AfD macht beständig Angebote mit deren Hilfe, also kommunikativ strategische Angebote mit deren Hilfe es gelingen soll, die Kernanhängerschaft in einem Zustand politischer Mobilisierung zu halten. Und das wiederum ist gar nichts Neues oder Besonderes, sondern das kennzeichnet im Grunde genommen alle rechtsextremen, rechtspopulistischen Parteien in Europa, dass sie eine dauerhafte Mobilisierung ihrer Kern-Wählerschaft versuchen.
00:08:49: Annika Leister: Man kann dazu vielleicht auch noch ganz konkrete Beispiele nennen, um es so ein bisschen zu veranschaulichen aus den letzten zwei bis drei Wochen, was die AfD ganz stark macht. In Sachsen-Anhalt gerade sind es eben auch Bürgerdialoge, wo sie einfach in kleine Orte reinfährt, Siegmund dann eben auch auftritt, aus dem Landesvorstand Leute auftreten und dann ein paar Hundert Leute davor sitzen, die Fragen stellen können, die beantwortet werden. Das ist ganz klar eine Wahlkampfveranstaltung. Auch jetzt schon. Ich war vor zwei Wochen auf einer, also da werden ganz klar die Wahlkampfziele genannt. Und letztes Wochenende etwas, was auch, finde ich, immer spannend ist, ist eben, da hat Siegmund ein Familienfest gefeiert mit vielen, vielen Teilnehmern, Kinderschminken, Würstchenbude und so weiter und so weiter. Also da ist eben auch so ... Johannes Hillier hat das mal den Wohlfühlrechtsextremismus genannt. Ja, und das ist, was schon sehr, sehr weit verbreitet, gerade im Osten jetzt schon länger ist, eben diese Familienfeste auch schon seit Jahren.
00:09:49: Carsten Janz: Ulrich Siegmund, den hast du gerade genannt, Annika, das ist der Spitzenkandidat der AfD für die kommende Landtagswahl im kommenden Jahr. In Sachsen-Anhalt, zu dem kommen wir später auch noch mal genauer, aber eine Frage habe ich an dich jetzt Annika auch noch mal. Die AfD propagiert immer wieder derzeit das feste Ziel: Wir wollen alleine regieren. Wie wahrscheinlich ist denn eine Alleinregierung, auch wenn das prozentual gerade gar nicht so schlecht aussieht?
00:10:14: Annika Leister: Ja, dazu würde ich mir ein bisschen Einordnung geben, vielleicht die, glaube ich viele Leute nicht auf dem Schirm haben. In Deutschland gibt es im Moment eine einzige Alleinregierung. Dieses Ziel zu schaffen, jede Partei würde es gerne schaffen. Es ist aber eben nicht sehr leicht, es ist im Gegenteil sehr schwer. Diese eine einzige Alleinregierung gibt es im Saarland unter der SPD, unter Ministerpräsidentin Anke Rehlinger. Die hat in den Landtagswahlen im Jahr 2022 43,5 Prozent geholt. Zum Vergleich: Die AfD hat unter Höcke in Thüringen im vergangenen Jahr ihr bisher bestes Ergebnis geholt. Das waren 32,8 Prozent. Also da sind wir noch ein gutes Stück weit von entfernt. Obwohl auch die AfD in Thüringen Höcke schon als Ministerpräsidenten plakatiert hat. Auch da hat sie diese Schiene total gefahren. Derzeit, hast du ja schon gesagt, liegt die AfD dann bei sehr hohen 39 Prozent in aktuellen Umfragen. Man muss dazu aber, finde ich, auch immer wieder einordnen. Umfragen sind Umfragen und Umfragen können sich auch schnell ändern. Im Wahlkampf in Sachsen-Anhalt zum Beispiel 2021 noch, lag die AfD zeitweise gleichauf mit der CDU. Die CDU hat dann unter Haseloff stark mobilisiert, auch gezielt gegen die AfD. Und am Ende lag die CDU weit vorn, 37 Prozent hatte die CDU, 20,8 Prozent hatte die AfD. Also da war noch mal ein ganzes Stück Abstand dazwischen. Ich will gar nicht die Möglichkeit kleinreden, die definitiv existent ist, ja, dass diese notwendige Prozentzahl erreicht wird, diese Prozentzahl kann variieren. Je nachdem, wie viele kleine Parteien rausfliegen aus dem Landtag, können eben vielleicht schon 42, 43 Prozent genügen, um reinzukommen. Siegmund sagt aber selbst gerade ganz klar, dass er 45 Prozent Plus haben will, um stabil zu regieren. Das ist schon schwer zu erreichen, muss man sagen. Und diese Einordnung fehlt mir eben gerade auch manchmal in der medialen Berichterstattung über die Ziele der AfD in Sachsen-Anhalt. Ich weiß, Einordnung kommt oft ein bisschen zu kurz bei den Medien, Zeitdruck und so weiter. W tendieren dazu gerne auch den Teufel an die Wand zu malen. Aber diese Einordnungen finde ich schon wichtig, um eben nicht der AfD auch noch dieses Narrativ zu schenken, die ganze Zeit, jetzt schon.
00:12:43: Carsten Janz: Aber eine ergänzende Frage noch, dann kommen wir wieder zu Herrn Begrich. Eine Minderheitsregierung oder eine Koalition unter der Beteiligung der AfD?
00:12:52: Annika Leister: Das wäre rein prozentual gesehen das realistischere Ziel. Die AfD schließt es aus, aktuell aus zwei Gründen, weil erstens: verspricht sie ihren Wählern ja die Alleinregierung. Koalitionen sind für sie ja auch der Teufel, weil man dann eben Kompromisse eingehen muss. Kompromisse will die AfD nicht eingehen. Auf Kompromisse reagieren die Wähler eben auch sehr allergisch. Und zweitens hat sie eben auch aktuell keinen Koalitionspartner. Man sieht aber, dass das BSW zum Beispiel sich der AfD gegenüber öffnet, zumindest Gespräche, offen ist, Gespräche zu führen mit der AfD. Also da so ein kleines, mögliches Einfallstor bestehen könnte, dass sich je nach strategischer Ausrichtung des BSW vielleicht noch weiter öffnen könnte, zum Beispiel hin zu einer geduldeten Minderheitsregierung.
00:13:47: Carsten Janz: Herr Begrich, was haben Sie da, wenn Sie auf diese möglichen Prozentzahlen gucken? Was ist ihr Gefühl?
00:13:54: David Begrich: Ich würde es ähnlich einschätzen wie Frau Leister und sagen, eine Alleinregierung der AfD halte ich für unwahrscheinlich, auch eine Regierungsbeteiligung der AfD halte ich derzeit für unwahrscheinlich. Allerdings muss man im Hinblick auf das, was ich vorhin zu der Frage der Volatilität gesagt habe, sagen: ausschließen würde ich es auch nicht. Die Situation ist, glaube ich, sehr offen und vieles wird jetzt davon abhängen, wie der Vorwahlkampf beziehungsweise dann der Wahlkampf läuft.
00:14:28: Carsten Janz: Wie kann man denn damit umgehen? Sie haben gesagt, dass im vorpolitischen Raum die AfD sehr aktiv ist und nicht nur auf diese Mehrheiten im Parlament zielt. Wie kann man denn damit umgehen, dass sie eben auf diese Umgestaltung des vorpolitischen Raumes abzielt?
00:14:42: David Begrich: Ich glaube, es lohnt sich dann nochmal genau zu schauen, was sie da tut und was sie propagiert, was sie tut. Ich würde gerne nochmal anknüpfen an das in Rede stehende Familienfest in Wolmirstedt, einer Kleinstadt nördlich von Magdeburg. Diese Strategie sozusagen in einem unpolitischen Kontext sich zu präsentieren. Das ist in Ostdeutschland für die Parteien auch sehr wichtig. Auch andere Parteien führen Familienfeste durch. Ich bin auch dort vor Ort gewesen, habe mir das auch angesehen. Zweifelsohne war diese Veranstaltung sehr gut besucht. Aber was schon auch zu erkennen war, war, dass da viele Teilnehmende auch aus anderen Bundesländern gekommen sind. Ulrich Siegmund, der AfD-Spitzenkandidat, hat ja dann auf der Bühne verkündet, er würde jetzt mal schätzen, an dieser Veranstaltung hätten round about 5000 Menschen teilgenommen. Ich habe mir das auch angesehen. Ich habe auch mal mit Leuten gesprochen, die ein bisschen besser schätzen können, wie viele Leute auf so einen Platz passen. Da waren dann vielleicht am Ende 2500 oder 3000. Das sind immer noch genug, das will ich gar nicht in Abrede stellen. Aber ich glaube, man muss auch so ein bisschen aufpassen, dass man diesen Unbesiegbarkeitsnimbus, den die AfD sehr gerne vor sich herträgt, dass man den nicht noch auch ex negativo sozusagen verstärkt, weil die AfD sehr gut in der Lage ist, Erfolgsgeschichten zu erzählen. Und diese Erfolgsgeschichten haben auch deshalb eine solche Durchschlagskraft, weil die AfD es wie derzeit keine andere Partei vermag auf der Klaviatur der Aufmerksamkeitsökonomie namentlich der Medien zu spielen. Also das muss man ihr lassen. Dazu ist sie tatsächlich sehr gut in der Lage. Sie kann ihre Erfolge verkaufen. Und das führt mich im Grunde noch zu dem nächsten Punkt, nämlich zu sagen, die Misserfolge, die die AfD hat und die es ja durchaus auch gibt. Die finden eben in der öffentlichen Wahrnehmung, auch in der medialen Wahrnehmung, nach meinem Eindruck, sie können da gerne widersprechen, Frau Leister, nach meinem Eindruck zu wenig statt. Und wenn wir uns das angucken, da sowohl in Mecklenburg-Vorpommern als auch in Brandenburg als auch in Sachsen-Anhalt als auch in Sachsen, sind die AfD-Kandidaten für die diversen Ämter, Bürgermeisterämter, Landratsämter und so weiter, letztendlich gescheitert. Und diese Geschichten des Scheiterns, die erfahren wir in der medialen Kommunikation der AfD wenig oder gar nicht. Und so bleibt eben der Eindruck bestehen, die AfD würde auf allen Ebenen von Erfolg zu Erfolg eilen und dieser Erfolg wiederum oder die Nachricht vom Erfolg macht die Partei natürlich wiederum erfolgreich. Also es ist auch ein kommunikativer Erfolgskreislauf, den die Partei aufrechtzuerhalten, in dem die Partei Interesse hat. Und insofern käme es eben darauf an, auch nochmal die Perspektive zu wechseln und die Frage zu stellen und auch zu beantworten, wo die AfD nicht so erfolgreich ist.
00:18:16: Annika Leister: Da würde ich absolut zustimmen. Also da haben wir als Medien schon auch ein Problem. Ich glaube, es hat eben auch mit der Skandalisierung, mit der Berichterstattung insgesamt über diese Partei zu tun, dass es eben dann eine Nachricht ist, oft aus Sicht der Journalisten, wenn es der AfD gelingt, ein Amt zu erringen, weil den Journalisten bewusst ist, dass es noch etwas Besonderes ist. Dadurch, dass diese Negativgeschichten aber nicht erzählt werden, entsteht tatsächlich in der Öffentlichkeit dieses falsche Bild. Also man hat die AfD gerade als so einen Giganten, glaube ich, im Gefühl, gerade auch auf lokaler kommunaler Ebene. Das ist aber eben gar nicht wahr. Es ist immer noch für die AfD etwas sehr, sehr, sehr Besonderes, wenn sie Ämter erringt, wie zum Beispiel Landrat Sesselmann in Thüringen damals. Der stand auf dem Magdeburger Parteitag und hat Unterschriften gegeben. Der hat seinen Parteikollegen Unterschriften gegeben und wurde gefeiert wie ein Popstar, weil das für die Partei ein unfassbarer, besonderer Sieg war, dieses Amt errungen zu haben. Danach ist ihr das einfach nicht mehr gelungen in der Art und Weise. Die AfD ist auf lokaler kommunaler Ebene so ein Scheinriese. Tatsächlich in den Medien würde ich total zustimmen.
00:19:39: Carsten Janz: Anschließend daran, Annika, wir hatten uns im Vorfeld auch über das Potsdamer Kaffeekränzchen unterhalten. Die AfD spielt mit Teilen der Medien dann oder? Also worauf du ja anspielst, ist das Treffen von AfD und auch CDU-Politikern in Potsdam im Landhaus Adlon, wo Ulrich Siegmund eben auch teilgenommen hat, zusammen mit dem Rechtsextremisten Martin Sellner, einer Führungsfigur der identitären Bewegung. Und ich finde da ganz bemerkenswert, weil Siegmund das sehr konstant durchzieht, jetzt schon eine ganze Weile, dass er das eben für die eigene Wählerschaft komplett umgemünzt hat von dieser Skandalerzählung oder von dieser kritischen Berichterstattung der Medien über dieses Treffen, über die Remigrationsdiskussion dort, die ja auch bundesweite Proteste ausgelöst haben, ganz lange, wo in der Partei durchaus auch Sorge bestanden hat, dass man hier nochmal wirklich ein Backlash bekommt. Und Siegmund tritt eben inzwischen schon eine ganze Weile, tritt einfach auf und sagt, na ja, da war dieses Potsdamer Kaffeekränzchen und die Medien und der Verfassungsschutz, sie haben sich alle gegen uns zusammengeschlossen und wollten uns halt kaputtmachen. Ja, weil wir sind ja eben dieser Riese. Und ich beobachte dann bei diesen Veranstaltungen einfach nur sehr interessiert, aber eben auch schon besorgt, auf was für eine extrem breite Zustimmung das stößt, wie eben tatsächlich normale Medien da offensichtlich gar keine Rolle mehr spielen und das Publikum nicht mehr erreichen. Das aber ist vielleicht auch nochmal eine Frage, die Herr Begrich auch nochmal besser verantworten kann, warum gerade mit Blick auch auf die Medien sollte Umkehrerzählungen so gut funktionieren.
00:21:39: David Begrich: Das ist eine interessante Frage, zu der ich, glaube ich, nur Fragmente liefern kann. Wenn wir uns mal die auf Ostdeutschland fokussierten sozialwissenschaftlichen Untersuchungen ansehen, dann gibt es... Eine Traditionslinie, die es sich lohnt, anzuschauen, das ist nämlich das Institutionenvertrauen und das Vertrauen in die Medien. Es gibt eine zeitgeschichtlich bedingte Differenz in Ostdeutschland, hinsichtlich der Frage des Institutionen und des Medienvertrauens. Viele Menschen in Ostdeutschland empfinden so etwas wie eine Distanz zu den demokratischen Institutionen der Bundesrepublik. Das heißt nicht, dass sie die Demokratie nicht gut finden. Die Demokratie hat sozusagen als Staatsform sehr, sehr hohe Zustimmungswerte. Aber die Institutionen, die die Demokratie repräsentieren, zu denen empfinden viele aus Deutschland eine Distanz, weil sie den Eindruck haben, sie kommen dort mit ihrer zeitgeschichtlichen Erfahrung, mit ihrer auch kulturellen Erfahrung nicht vor und / oder sind darin unzureichend repräsentiert. Das hat zeitgeschichtliche Ursachen, die jetzt hier aufzuführen, glaube ich, zu weit führen würde. Gleiches, wenn auch nicht in gleichem Maße gilt für die Medien. Auch hier gibt es eine zeitgeschichtliche Differenz, nämlich dass es eine sehr breite gesellschaftliche Erfahrung in Ostdeutschland im Umgang mit den Medien in der DDR gibt, hinsichtlich der Frage, welche Rolle die Medien dort hatten. Und wenn wir uns das nochmal ansehen, wie beginnend mit Pegida und dann später aber auch mit der AfD, ein wiederkehrendes Motiv der Paralysierung zwischen den heutigen Umständen der politischen Kultur und der Bundesrepublik Deutschland, über die man vieles sagen kann, auch vieles kritisieren kann, aber die Paralysierung mit der Endphase der DDR eine wichtige Rolle bei der Beglaubigung des politischen Handelns der AfD und ihres Vorfeldes spielt. Und ich will das nochmal ganz kurz erklären, was ich damit meine, nämlich, wenn wir uns ansehen, wie die AfD oder Vertreter der AfD, auch Björn Höcke, aber auch andere auf Wahlkampfveranstaltungen in Ostdeutschland agieren. Dann haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder beobachten können, dass dort nicht nur der Versuch gemacht wird, sondern das auch zum Teil sehr erfolgreich funktioniert, die ostdeutsche Erfahrung anzutriggern. Das ist interessant, weil Höcke ein westdeutsch-sozialisierter Politiker ist. Aber er spielt eben mit dieser oder triggert die ostdeutsche Erfahrung an, um sie dann mit der heutigen politischen Kultur zu parallelisieren und zu sagen, die Ostdeutschen wissen, was es bedeutet, in einer Meinungsdiktatur zu leben und die heutige politische Situation trüge ähnliche Züge wie damals. Und das fasst eben zwei Mechanismen ab. Es greift die kulturelle Erfahrung eines Teils der Ostdeutschen von anderthalb Generationen Kohorten auf, also vor allem die älteren. Aber es parallelisiert im Grunde genommen auch die politische Kultur in der demokratischen Gesellschaft der heutigen Bundesrepublik mit der Erfahrung in der DDR und sagt: Das haben die Ostdeutschen den Westdeutschen voraus, dass sie angeblich diese Mechanismen von Manipulationen, von Einseitigkeiten, von Ideologisierung usw. in der Lage sind, zu durchschauen, weil sie das in der DDR schon mal erlebt haben, während die Westdeutschen aufgrund ihrer jeweiligen medialen und politischen Erfahrung das gar nicht registrieren könnten. Ich glaube, das ist ein sehr geschickter Schachzug, um einen bestimmten Teil der Wählerschaft sozusagen dort abzuholen, wo sie stehen, nämlich an der Schnittstelle zwischen ihrer kollektiven biografischen Erfahrung in der DDR und ihrer heutigen kollektiven biografischen Erfahrung mit der politischen Kultur.
00:25:49: Annika Leister: Dazu vielleicht einfach nur ergänzend: Auf dem, ich habe gerade noch mal ein Foto nachgeguckt, auf dem Bürgerdialog, wo ich vor zwei Wochen war, saßen dann Siegmund und die AfD-Vertreter umrandet von so ungefähr zehn bis zwölf Deutschlandflaggen und hinten auf dem Transparent ganz, ganz groß: "Für unsere Heimat! Blaue Wende 2026, sei dabei." Also auch da genau dieses Motiv den Erfahrungshorizont abholen, Ostdeutschland ganz klar die Wende adressieren.
00:26:21: Carsten Janz: Wir könnten noch weiter darüber sprechen, aber ich würde gerne noch zu einem Punkt kommen, der ganz wichtig ist, gerade bei der AfD in Sachsen-Anhalt, nämlich ihre Stärke. In den sozialen Medien, Ulrich Siegmund, kann man sagen, ist der Star bei TikTok. Wenn ich öfter mal an Schulen bin und dort auch zum Beispiel über Journalismus spreche, frage ich immer: Kennt ihr Ulrich Siegmund? Dann kennen die Schülerinnen und Schüler die nicht. Wenn man ihnen den dann zeigt, dann kennen sie ihn. Weil er nämlich bei TikTok rauf und runter gespielt wird, teilweise Videos mit 3,1, 4,1 Millionen Impressionen. Ich würde gerne einmal wissen, Herr Begrich, wie diese Stärke, wie sie das einschätzen, wie die zustande kommt von Siegmund auf TikTok zum Beispiel?
00:27:03: David Begrich: Also ich glaube, dass man ein Stück weit früher anfangen muss, nämlich... noch mal zurückgehen muss in die Entstehungsgeschichte der AfD. 2013, 2014, wo die Partei die erste war, die wirklich eine nicht nur zufällige oder nebenbei, sondern eine strategische Kommunikation bei einem Netzwerk geführt hat, von dem die Jüngeren gar nicht mehr wissen, dass es das gibt, nämlich Facebook. Facebook war für den Aufstieg der AfD, glaube ich, ein ganz wichtiges soziales Netzwerk. Und daraus hat die Partei gelernt und hat bei jedem neu auftretenden Social-Media-Format sich sehr darum bemüht, dort breit aufgestellt zu sein und eben nicht mal sozusagen kursorisch oder nebenbei oder zufällig dort präsent zu sein, sondern man hat die Präsenz dort wirklich strategisch aufgebaut, hat da drauf gesetzt, dort verankert zu sein, hat da, glaube ich, auch Geld und Manpower investiert. Ich glaube, das ist das Erste, was man wissen muss und darauf beruht in gewisser Weise diese uneinholbare Dominanz der AfD in den sozialen Netzwerken. Und dann kommt noch was Persönliches bei Ulrich Siegmund, nämlich dass, wenn man sich mal anschaut, wie er diese Videos macht. Er ist ausgebildeter und studierter Wirtschaftspsychologe. Das heißt, er weiß auch, wie man Menschen anspricht. Die Wortwahl, das Setting, in dem diese Clips gedreht sind – nichts davon ist zufällig, aber gleichzeitig wirkt es alles sehr locker. Es wirkt sehr so, dass man nicht den Eindruck hat, dort ist ein Politiker, sondern da wird vermittelt, das ist ein Mensch wie du und ich. Die Sätze sind nachvollziehbar, es werden keine komplizierten Sachverhalte in komplizierte Sätze gepackt. Die Videos sind nicht zu lang. Das heißt, es gibt bei ihm eigentlich alle Zutaten dafür, dass er in diesen Social-Media-Netzwerken sehr erfolgreich ist. Aber jetzt komme ich mal zu einem für Sachsen-Anhalt nicht ganz unwichtigen Punkt. Natrülich ist Ulrich Siegmund, der uneingeschränkte TikTok und Instagram-König in Sachsen-Anhalt. Gar keine Frage. Das wird sich auch von den anderen Parteien, egal was sie da jetzt tun, nicht einholen lassen. Der Punkt ist nur ein anderer. Wenn wir uns den demografischen Querschnitt der Wählerinnen und Wähler in Sachsen-Anhalt anschauen, dann ist das dort nicht, nicht die Generation TikTok und Instagram, sondern das ist die Generation Superillu und die Generation Fernsehabend. Auch das soll es noch geben, nämlich Menschen, die um 19 Uhr oder um 20 Uhr oder um 20:15 Uhr das lineare Fernsehen einschalten und gucken, was dort kommt und darüber ein Großteil ihrer medialen Wahrnehmung und politischen Wahrnehmung artikulieren. Und das heißt, wenn das so ist, dann wird es für die AfD in ihrer strategischen politischen Kommunikation im Wahlkampf nicht ausreichen, auf die sozialen Netzwerke zu setzen. Also kurz gesagt: die Wahlen in Sachsen-Anhalt werden nicht in den sozialen Medien gewonnen. Das muss man ganz deutlich so sagen, sondern über Sichtbarkeit und Ansprechbarkeit. Und damit sind wir bei einem Punkt, der nicht unwichtig ist, nämlich den Punkt des guten alten Wahlplakats. Das Wahlplakat ist in einem Bundesland, in dem Die Mehrheit der Menschen, nicht in einer Metropole wohnt, sondern in Klein- und Mittelstädten oder in ländlichen Regionen wohnt, ist das Wahlplakat, meiner Ansicht nach, ein nicht zu vernachlässigender Faktor der politischen Kommunikation.
00:30:45: Annika Leister: Und das weiß die AfD auch und nutzt es auch enorm. Also wie viele Helfer auch aus dem Westen im letzten Jahr bei den Landtagswahlen in Thüringen und in Brandenburg in den Osten geströmt sind und zum Teil da übernachtet haben bei Parteikollegen, gerade die Parteijugend, um zu plakatieren bis aufs hinterletzte Dorf hinein. Die AfD ist an den Laternenmasten extrem präsent. Zu TikTok würde ich noch eine Sache sagen wollen, ein bisschen ergänzend und vielleicht auch einschränkend zu dem, was Herr Begrich gesagt hat. TikTok hat einen ganz großen Vorteil als Medium, und zwar, dass man von TikTok mit nur ein oder zwei wirklich ganz geringfügigen Klicks die Videos runterladen und verschicken kann und zwar als Datei einfach direkt aufs Handy verschicken kann, per WhatsApp, per Telegram, per Signal. Das sind dann eben doch auch wieder Messenger, die auch die älteren sehr wohl benutzen, die auch meine Mutter benutzt, die auch Oma, Opa und so weiter benutzen. Da hat TikTok dann eben den weiteren Vorteil, dass die Videos, die dann von vielleicht jüngeren oder eben Social-Media-Affineren weitergeleitet werden, die kommen bei dieser Wählergruppe an, durch ein Filter, der ein sehr persönlicher ist. Also da wird das Video weitergeleitet von einem Freund, von einer Freundin, von der Tante, von jemandem, der eine Vertrauensperson aus dem engsten Kreis ist. Das ist tatsächlich ein großer Vorteil von TikTok. So wie das Medium gerade noch funktioniert, ist immer die Frage, wie lange sich das so noch hält.
00:32:25: Carsten Janz: Also es gibt schon die Argumentation, die nachvollziehbar ist, der Wahlkampf wird in Sachsen-Anhalt nicht auf TikTok entschieden, aber es spielt auf jeden Fall auch eine Rolle, gerade wenn man da so einen Social-Media-Star hat, wie Ulrich Siegmund. Wir kommen jetzt zum Schluss. Ich würde gerne einmal fragen, Ihre Organisation, Sie arbeiten bei Miteinander e.V., wird von der AfD in Sachsen-Anhalt extrem angegriffen, Herr Begrich. Und deshalb die Frage an Sie, welche Rolle spielen in solchen Organisationen, Zivilgesellschaften im Kampf gegen Rechtsextremismus? Und wie wichtig ist das dann vor Ort auf dem Land, wie Sie gesagt haben, zum Beispiel in Sachsen-Anhalt?
00:33:05: David Begrich: Wir sind ja Teil eines erweiterten Netzwerkes von Initiativen, Vereinen, Einzelpersonen, vielen Menschen, die sich in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus für Demokratie einsetzen und gegen Rechtsextremismus engagieren. Das muss man sich in Ostdeutschland so vorstellen, dass dieses Engagement vor Ort in der Regel nicht von großen Organisationen getragen wird, sondern von Netzwerkstrukturen, in denen dann unter Umständen vor Ort Einzelpersonen oder kleine Gruppen, die eigentliche Arbeit leisten. Unsere Aufgabe besteht es darin, diese Menschen zu unterstützen, ihnen fachliche Impulse zu geben, ihnen auch strukturellen Support zu geben, sie zu beraten, sie auch zu begleiten. Das machen wir seit vielen Jahren und das ist, denke ich, auch messbar erfolgreich an Schulen, an Jugendeinrichtungen überall dort, wo wir tätig sind. Aber man muss auch ganz klar sagen, und da muss man auch nicht darüber hinwegreden, natürlich gibt es im Hinblick auf die Landtagswahlen, bei diesen Kooperationspartnern, Befürchtungen hinsichtlich der Frage, was wird, wenn die AfD noch stärker wird, als sie es ohnehin schon ist? Und wie wird sich die gesellschaftliche Situation, die gesellschaftliche Atmosphäre dahingehend ändern? Da entstehen auch Ängste, da entsteht wahrscheinlich auch so etwas wie eine Bedrohungslage, die vor allen Dingen natürlich für Menschen besteht, die aus einem migrantischen Kontext kommen. Nichtsdestotrotz, glaube ich, gilt es noch einmal, sich in Erinnerung zu rufen, die Landtagswahlen sind noch ein Jahr entfernt. Wir haben es natürlich mit einer starken AfD zu tun, die aber auch ein handlungsleitendes Interesse daran hat, die Erzählung aufrecht zu erhalten. Sie sei die erfolgreichste Partei in Sachsen-Anhalt und sei faktisch unbesiegbar. Ich glaube, es wird jetzt darauf ankommen, dass die anderen Parteien, aber nicht nur die anderen Parteien, sondern auch die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den Positionen der AfD geschärft werden, auch stattfinden, damit möglichst viele Menschen in der Lage sind, sich ein eigenes Bild davon zu machen, was es bedeutet, wenn es einen Machtzuwachs für die AfD gibt, ganz konkret für diejenigen, die davon im Land betroffen sein werden.
00:35:36: Carsten Janz: Ja, vielen Dank, Herr Begrich, dass Sie sich die Zeit genommen haben und natürlich auch an dich, Annika vielen Dank. Da endet heute dann der Tagesanbruch die Diskussion. Vielen Dank an Axel Krüger für die Produktion und Ihnen da draußen fürs Zuhören. Wenn Ihnen diese Folge gefallen hat, abonnieren Sie den Tagesanbruch Podcast, zum Beispiel auf Spotify oder Apple Podcast. Auf diesen Plattformen können Sie die Folgen auch herunterladen und auch ohne Internet unterwegs anhören. Wenn Sie noch eine Anmerkung oder Frage haben, schicken Sie uns am besten eine Sprachnachricht oder eine E-Mail an podcast.at-online.de und damit wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende.