Tagesanbruch von t-online

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00:00:01: Lisa Fritsch: Hallo und herzlich willkommen zu "Tagesanbruch die Diskussion" für das Wochenende vom 22. Juni 2024. Ich bin Lisa Fritsch, moderiere dieses Format, in dem wir tiefgründiger auf ein wichtiges aktuelles Thema blicken, diesmal auf das große Event des Sommers in Deutschland, die EM. Neben den Chancen für die Nationalelf diskutieren wir über die Sicherheitslage, die Gefahr eines möglichen Anschlags und folgende Frage Kann uns die Heim EM nach all den Krisen und Spannungen wieder näher zusammenbringen? Kann aus dem Fußballfieber auch ein Deutschland Gefühl entstehen oder lässt sie den Nationalismus erstarken? Und für die Diskussion begrüße ich t-online-Chefredakteur Florian Harms.

00:00:47: Florian Harms: Ein sportliches Hallo.

00:00:48: Lisa Fritsch: Und den Leiter unserer Sportredaktion bei t-online, Andi Becker.

00:00:52: Andreas Becker: Hallo ihr beiden.

00:00:53: Lisa Fritsch: Ja, bevor wir auf diese große Frage zu sprechen kommen, lasst uns erst mal einen Blick auf die Chancen der Nationalmannschaft werfen. Andi, wie stehen wir denn nach den zwei Siegen gegen Schottland und Ungarn da? Es ist jetzt eigentlich klar, dass wir richtig weit kommen im Turnier? Oder ist es auch so, dass die Konkurrenz nicht schläft?

00:01:10: Andreas Becker: Sagen wir mal so wir stehen sehr beruhigend da. Was wir ja nun, wenn wir ein paar Wochen zurückspulen oder ein paar Monate, nicht unbedingt gedacht hätten. Also das Schottlandspiel war schon sehr, sehr gut. Da hätte ich tatsächlich gedacht, dass es schwerer wird, um in dieses Turnier zu kommen. Dann hast du fünf eins da gewonnen, dann hast du das zweite Spiel jetzt gegen Ungarn auch noch gewonnen. Jetzt stehen wir schon im Achtelfinale nach zwei Siegen, was wir ja auch nicht vorher gedacht hätten. Unbedingt. Wir haben mal wieder zu null gespielt. Das erste Mal seit November 2021 ist auch eine verrückte Zahl. Wir haben so viele Tore geschossen in der EM Vorrundengruppe wie noch nie. Und ein Spiel steht ja gegen die Schweiz am Sonntag noch aus. Und na ja, es geht ja vor allem jetzt gegen die Schweiz auch noch darum zu gucken, dass wir Gruppenerster werden. Weil dann gehst du natürlich schwierigeren Gegner im Achtelfinale aus dem Weg, was Italien oder Spanien wären. Stand jetzt wäre es eben gegen den Zweiten der Gruppe C und das wäre dann glaube ich, einfacher zu machen, als Spanien oder Italien im Achtelfinale zu spielen. Also im Moment läuft es sehr gut. Und es wäre natürlich schön, wenn das noch ein bisschen anhält.

00:02:11: Lisa Fritsch: Und wie würdest du so Schweiz als Konkurrenten beurteilen? Also auf der Fifa-Weltrangliste ist uns dieses Nachbarland ja dicht auf den Fersen. Belegt dort Platz 19, Deutschland Platz 16, Ungarn wiederum auf dem 26. Platz. Ist denn die Schweiz also der stärkste Gegner unserer Gruppe jetzt?

00:02:28: Andreas Becker: Ja, das würde ich schon sagen. Also als die Gruppe ausgelost wurde, hätte ich auch gesagt, die Schweiz ist der stärkste Gegner, weil sie eben viele Spieler mit Bundesligaerfahrung haben oder auch Spieler, die noch in der Bundesliga sind. Das heißt, die kennen die deutschen Spieler auch und also Schottland und Ungarn wären wohl die undankbarsten gewesen. Gegen Ungarn haben wir auch lange nicht gewinnen können. Das konnten wir jetzt zum Glück ändern. Und die Schweiz wird noch mal eine Herausforderung. Deswegen brauchst du natürlich auch noch mal eine Steigerung. Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass Deutschland auch dieses Spiel dann gewinnt und wirklich als ungeschlagen der Gruppensieger ins Achtelfinale einzieht.

00:03:03: Lisa Fritsch: Ja, und es bleibt weiter spannend, was da auch bei rauskommt. Und das Spiel am Sonntag werden ja auch wieder Millionen Fans im Stadion oder beim Public Viewing verfolgen. Auch da gibt es wieder die Chance für Reibereien. Wie bei dem Spiel zwischen England und Serbien am vergangenen Wochenende in Gelsenkirchen, wo es zu einer Schlägerei zwischen Fans kam, bei der die Polizei eingreifen musste. Wir schalten mal zu unserem EM-Reporter William Laing, der auch an diesem Wochenende bei den Spielen vor Ort sein wird und für t-online berichtet. William, herrscht denn jetzt bei allen Spielen so eine aufgeheizte Stimmung oder ist es eher friedlich?

00:03:36: William Laing (EM-Reporter t-online): Hi Lisa, die Stimmung bei den Heimspielen, bei denen ich bisher war, war wirklich sehr ausgelassen. Die Leute feiern zusammen, die Leute freuen sich zusammen. Hier ist wirklich wenig von Aggressivität zu spüren. Gerade bei den Spielen, wo die Schotten dabei sind, ist eine super Stimmung, ein fröhliches Miteinander. Ich war in dem schottischen Fanmarsch dabei und da kam ein Schotte auf mich zu und hat sich noch mal bedankt dafür, dass die Schotten eben hier sein dürfen, dass sie hier feiern dürfen, eine gute Zeit haben dürfen Und das macht einfach super viel Spaß, das zu sehen, auch bei den anderen Nationen. Es ist einfach ein guter Umgang miteinander, was da bei Serbien gegen England passiert ist, in den Straßen von Gelsenkirchen, das wirkt wie eine Ausnahme für mich. Zumindest von den Spielen, die ich bisher mitbekommen habe. Auch bei Österreich gegen Frankreich war es ein sehr gutes Miteinander, harmonisch, viel Spaß dabei. Die Leute sind gut drauf und genießen die EM.

00:04:24: Lisa Fritsch: Ja, danke dir William für diesen ja schon recht positiven Bericht. Trotzdem steckt hinter den EM-Spielen ein riesiger Organisationsaufwand. Allein die Infrastruktur, Bus und Bahn. Nach dem Spiel zwischen England und Serbien mussten auch tausende Fans auf dem Weg zum Bahnhof stundenlang warten, um zurück nach Hause oder in ihre Hotels zu kommen. Da hätte auch locker eine Massenpanik auftreten können. Und laut einer nicht repräsentativen Umfrage auf t-online, bei der aber über 16.000 Menschen abgestimmt haben, sagen 70 %, dass sie sich in Bezug auf die Sicherheit Sorgen machen. Meint ihr, man muss jetzt Angst haben, dass noch etwas Größeres passiert, zum Beispiel ein Anschlag? Oder sind die deutschen Sicherheitsbehörden gut aufgestellt?

00:05:04: Florian Harms: Lisa, ich habe den Eindruck, dass es unterschiedliche Sichtweisen und unterschiedliche Antworten auf diese Frage gibt. Wenn wir mal bei dem Erleben anfangen. Jetzt hat William das gerade geschildert. Ähnlich erlebe ich das auch einfach mal anekdotisch erzählt. In Hamburg war ich rund um das Spiel Niederlande gegen Polen unterwegs und das war wirklich fantastisch, weil wirklich riesige Heerscharen von Oranje Fans durch Hamburg zogen. Bestens gelaunt. Und die Polizei hat da noch mitgemacht. Die hat dann nicht nur die Kreuzungen gesperrt, sondern ihre Polizeiwagen dahin gestellt, eine Box obendrauf gestellt und die Oranje Gassenhauer gespielt. Also die Songs, die die Fans angefeuert haben. Und die Nachbarn stellten Tische vor die Türen und verkauften Bier zu akzeptablen Preisen. Das war eine richtig fröhliche, ausgelassene Stimmung. Ich hab mich dann mit einem Polizisten unterhalten, der mir zum einen erzählt hat, dass die Fifa Vorgaben sehr streng sind, auch für die Städte. Also die müssen fünf Stunden vor diesem Spiel wirklich großräumig die Straßen rund um das Stadion in den Vierteln absperren, durch die die Fans geleitet werden. Es gibt exakte Vorgaben und zugleich hat auch dieser Polizist meinen Eindruck bestätigt, dass wirklich ein Großteil dieser Fans sehr fröhlich mit diesem Ereignis umgeht. Er sagte dann aber auch die anderen Fans bei den Polen, da sind auch schon Hooligans dabei, die werden durch ein ganz anderes Viertel geleitet und da gab es auch ein paar Probleme. Ähnlich wie das, was du gerade von Gelsenkirchen geschildert hast. So, das ist die eine Wahrnehmung, die man haben kann. Also ein sehr fröhliches Fest, bei dem es aber wie bei jedem Massenereignis immer auch Spinner gibt, auch organisierte Spinner. Das wissen wir, dass zum Teil auch Hooligans gezielt einreisen.

00:06:39: Lisa Fritsch: Und in Hamburg ja auch diese Attacke, mit der Spitzhacke.

00:06:42: Florian Harms: Die Attacke, dass ein einzelner durchgeknallter Täter. So was wird man nie vermeiden können. Jetzt komme ich zu dem großen Aber: In der vergangenen Woche vom Verfassungsschutz und von der Innenministerin gehört, dass die Anschlagsgefahr in Deutschland so hoch ist wie eigentlich noch nie zuvor. Also Warnstufe Nummer eins, Großereignis der EM. Nahostkonflikt, Islamisten kommt alles zusammen. Und ich nehme schon wahr, auch in meinem persönlichen Umfeld, dass sich viele Menschen echt Sorgen machen und sich überlegen Kann ich jetzt zu diesem Fanfest gehen? Kann ich auf die Fanmeile gehen? Kann ich meine Kinder da überhaupt hinschicken? Guten Gewissens? Und das legt schon einen gewissen Schatten auf dieses freudige Großereignis.

00:07:21: Lisa Fritsch: Andi, wie nimmst du es wahr? Würdest du da zustimmen? Ist es so gravierend?

00:07:24: Andreas Becker: Ich würde insgesamt Florian zustimmen, tatsächlich. Wir versuchen ja auch immer, einen Vergleich mit dem Sommermärchen von 2006 heranzuziehen. Und was man da eben nicht vergessen darf dass 2006 eben die Welt noch eine ganz andere war. Im Vergleich zu heute würde ich sagen, korrigiere mich gern, Florian, aber tatsächlich, diese Anschlagswarnungen gab es nicht. Es gab zwar andere Gefahren, aber dann wurden die Fanmeilen eröffnet und die Leute konnten bedenkenloser irgendwie auch irgendwo hingehen, als es heutzutage der Fall ist. Du wirst natürlich so eine Welle wie jetzt in Hamburg nie ausschließen können und du wirst auch nie ausschließen können, dass Hooligans marodierend durch irgendwelche Städte laufen. Weil es ist ja so ähnlich, wie Florian sagt. Du hast es eben bei Großveranstaltungen in der Regel leider immer so, wenn du die vergangenen Turniere anguckst. Es wird immer irgendwelche Leute geben aus osteuropäischen Ländern, aus den westeuropäischen Ländern, die irgendwo aufeinandertreffen. Du hattest beim Spiel der Türkei gegen Georgien haben sich die Fans im Stadion geprügelt vor dem Spiel. Es sind Szenen und Bilder, die natürlich keiner sehen will, die du aber leider nicht verhindern kannst.

00:08:26: Florian Harms: Vielleicht ergänzend noch. Ich habe aber schon den Eindruck, wenn man mit Sicherheitsbehörden spricht, dass die Sicherheitslage mittlerweile viel stringenter organisiert wird, dass sich auch die Polizeibehörden in den europäischen Ländern viel enger abstimmen und dass man solche brutalen Vorfälle wie der Angriff deutscher Hooligans auf einen französischen Polizisten 1998 bei der Weltmeisterschaft in Frankreich partout verhindern will, alles dafür tut, indem man schon im Vorfeld guckt Wer reißt eigentlich aus? Was sind das für Leute, dass man die Leute dann die Personalien an das Gastgeberland weiter meldet? Dass das dann an der Grenze registriert wird, dass die dann empfangen werden, dass man die quasi in einem Korridor von ihrem Hotel in das Stadion geleitet und wieder zurück, damit die gar nicht auf den Gedanken kommen, marodierend durch die Innenstädte zu ziehen. Also das ist schon alles sehr viel besser organisiert heutzutage. Das schließt nicht aus, dass es natürlich trotzdem Täter geben kann, die es ganz gezielt anlegen auf dieses Großereignis, wie zum Beispiel Islamisten.

00:09:23: Lisa Fritsch: Und du sagst jetzt, die Sicherheitsvorkehrungen der UEFA sind schon gut und die Polizisten sprechen sich gut ab, auch über die Ländergrenzen hinweg. Es sind aber auch wirklich schon Sicherheitslücken in den letzten Tagen sichtbar geworden. Also unter anderem schmuggelte sich ein YouTuber als Maskottchen verkleidet in München ins Stadion. Reichen denn da die Sicherheitsvorkehrungen der Stadien an sich aus? Und zweite Frage Sind unsere Sicherheitsbehörden hier in Deutschland gut genug ausgestattet?

00:09:49: Andreas Becker: Also wenn ich auf den YouTuber kurz eingehen darf ich kenne diese Sicherheitsvorkehrungen. In München war das selber schon, wenn man mit dem Auto da unten ins Stadion reinfährt und die sind da eigentlich sehr penibel. Was er eben gezeigt hat, ist und als er mit dem Auto. Fahren wollte ins Stadion. Ja, ist er auch fast nicht durchgekommen. Es war dann menschliches Versagen in dem Fall, weil jemand ein Verantwortlicher der Supervisor gesehen hat. Okay, der hatten Parkausweis, dann lassen wir den mal rein und dann führte eben eins zum anderen. Ich will jetzt für den YouTuber keine Werbung machen, aber es ist eben schwierig da, weil das sind alles so menschliche Fehler, die dann entstehen können. Leider in dem Fall. Und du wirst es wahrscheinlich nicht verhindern können, dass Leute, die eigentlich nicht ins Stadion gehören, irgendwie ins Stadion gelangen. Dafür sind die Stadien einfach auch zu groß und es gibt zu viele Schleichwege, um ins Stadion zu kommen.

00:10:39: Florian Harms: Und Andi, das heißt ja, dass es hundertprozentige Sicherheit einfach nicht gibt. Wer es darauf anlegt, kann Schlupflöcher finden. Und das hätte natürlich auch nicht ein harmloser YouTuber sein können, sondern auch ein Terrorist, der sich unter so einer Maskottchen-Maske verbirgt und dann in das Stadion gelangt. Das kann sein, Lisa. Kann man nicht ausschließen.

00:10:58: Lisa Fritsch: Ja, genau. Also Islamismus auf jeden Fall auch ein Thema, worüber die Politik ja gerade diskutiert und wir wahrscheinlich nächste Woche im Podcast auch noch mal drüber diskutieren. Also, liebe Hörern Hörer, abonnieren Sie auf jeden Fall den Tagesanbruch Podcast, damit Sie keine Folge hier unserer Wochenenddiskussion verpassen. Und wir kommen jetzt mal zu einem anderen Aspekt, denn durch die Spiele kommen ja auch täglich tausende Fans aus anderen europäischen Ländern nach Deutschland. Bei so einem großen wichtigen Turnier geht es da natürlich auch immer um eine gute Außenwahrnehmung. Ein englischer Fan war erst in München bei einem Spiel und dann in Gelsenkirchen und bezeichnete die Stadt im Ruhrgebiet in den sozialen Medien als Drecksloch in Englisch. Ja toll. Er kann nicht glauben, dass Deutschland EM Spiele dort austragen lässt. Die Stadt hätte nichts zu bieten, sagt er. Wie lässt uns dieses Turnier also in Europa dastehen? Können wir trotzdem mit Städten wie München, Berlin oder Hamburg glänzen?

00:11:48: Andreas Becker: Wenn ich da kurz einwerfen darf, eine persönliche Anekdote vielleicht. Also ich hab in England ein halbes Jahr gelebt und bin auch wirklich durch England schon gereist und also dass ich ein englischer Fan, die englischen Fans, die das hören, mögen es mir bitte nachsehen. Aber wenn ich an eine Stadt wie Blackpool mich erinnere, glaube ich, steht die Gelsenkirchen in nichts nach. Und da dann auf eine Stadt wie Gelsenkirchen vielleicht einzutreten oder zu sagen das ist ein Drecksloch, weiß ich nicht, finde ich da in dem Fall ein bisschen anmaßend.

00:12:18: Florian Harms: Tatsächlich ist es ist ja auch so, dass solche Sprüche dann durch die sozialen Medien natürlich viel zu viel Aufmerksamkeit erlangen. Nur weil irgendein Fan sich irgendwo nicht wohlfühlt, müssen wir dann alle drüber reden. Hm. Aber du hast recht, so eine EM ist ja auch eine Möglichkeit, sich als Land zu präsentieren. Und wir hier in Deutschland, wir sind gegenwärtig sozusagen der kranke Mann Europas. So werden wir auch von der ausländischen Presse wahrgenommen. So wird das zum Beispiel auch auf politischen Magazinen getitelt, schlicht und einfach aus dem Grund, weil wir als stärkstes Land in der EU eigentlich ja die Wirtschaftslokomotive sein sollten, weil wir aber das niedrigste Wirtschaftswachstum haben. Wir sind hier wirklich in einer Krisensituation. Jetzt haben wir diese EM und können eben zeigen nee, wir haben noch Power und wir sind in der Lage, ein kraftvolles, fröhliches Fest für die ganzen Nationen in Europa auszurichten. Und lass uns doch gemeinsam aus dieser Krisensituation herauskommen.

00:13:10: Lisa Fritsch: Wir geben unser ganzes Geld an für den Fußball aus. Toll.

00:13:13: Florian Harms: Aber wir sind einfach ein gut funktionierendes Land, was so was schafft, was einfach ein fröhliches Fest ausrichten kann, was die anderen Nationen mit offenen Armen empfängt.

00:13:22: Lisa Fritsch: Mit der Bahn, wo man immer pünktlich ankommt.

00:13:25: Florian Harms: Lisa will es einfach nicht wahr haben.

00:13:26: Lisa Fritsch: Ich hör jetzt auf. Es war nur von den Fans, bei dem ich auch mal die Woche da war und die sich über die Werbung der Deutschen Bahn lustig gemacht haben in den Stadien.

00:13:33: Florian Harms: Ja das ist ja auch ein Übel mit der Bahn.

00:13:34: Andreas Becker: Und um Florian da zu unterstützen: Wir haben auch eine Umfrage unter Fans gemacht und unter Journalisten aus Spanien, aus der Schweiz. Und bisher ist das Feedback wirklich rundum. Bis auf diese Ausnahmefälle in Social Media ist das Feedback glaube ich, sehr, sehr gut, was die Ausrichtung angeht, die Organisation Deutschlands und auch die Freundlichkeit. Und das darf man, glaube ich, auch nicht unterschätzen. Wenn du von außen kommst und hier feiern willst und eben merkst, du wirst herzlich empfangen und das sollten wir, glaube ich, uns auch mal auf die Fahne schreiben dürfen und sagen dann: Ja, wir können das anscheinend ein guter Gastgeber sein.

00:14:10: Lisa Fritsch: Klingt gut, obwohl man ja auch immer Bedenken hat bei Deutschland, wo jetzt Rassismus und alles ansteigt. Aber schön, dass ihr das über die Umfrage herausgefunden habe, dass es doch so geht, oder? Vor allem in Berlin sagt man ja auch immer alle sind unfreundlich. Berliner Schnauze. Wo ja viele Fans wahrscheinlich ankommen, wenn sie jetzt im Flieger unterwegs sind. Lass uns aber mal zur Ausgangsfrage dieser Diskussion kommen Wir haben durch die Europawahl ja wieder mal gemerkt, wie gespalten Deutschland ist. So viel Frust, negative Schlagzeilen. Da wirkt die EM doch wie ein Hoffnungsschimmer. Ich habe mich mal hier in Berlin umgehört, was die Leute darüber denken, ob dieses Turnier uns zusammenschweißen kann oder ob dadurch Nationalismus gestärkt wird und was durch diese Heim EM entstehen kann.

00:14:50: Straßenumfrage - Person 1: Ich glaube, dass wir vielleicht wieder so ein Verbundenheitsgefühl zwischen den Menschen, dass wir uns gerade wenn man sich die politische Situation anguckt, gerade sehr viel bekämpfen und kriegen und wir vielleicht so wieder zusammenfinden.

00:15:00: Straßenumfrage - Person 2: Ich glaube, das ist immer so, dass ist bei so ein Spielen so ein Gemeinschaftsgefühl entsteht. Ob das dann auch weiterhin anhalten wird, ist immer so die Frage. Aber dabei finde ich es immer na, da ist man ja füreinander da und die da liegt sich im Arm und da passiert es ja, da passiert es unterschiedlich.

00:15:14: Straßenumfrage - Person 3: Woanders prügeln sie sich und in manchen Bereichen, da ist alles Friede, Freude, Eierkuchen. Also es ist gemischt, denke ich mal.

00:15:23: Straßenumfrage - Person 4: Zusammenhalt, Stolz in der schwierigen Zeit.

00:15:26: Straßenumfrage - Person 5: Ja, vielleicht. Zumindest temporär, aber wahrscheinlich auf lange Sicht eher weniger. Also man hat so ein bisschen das Gefühl, dass die Leute nach meiner Wahrnehmung eigentlich schon seit Corona sich so sehr weit auseinander entwickelt haben und es wäre schön, wenn die EM das schafft, aber ich glaube fast leider nicht.

00:15:43: Straßenumfrage - Person 6: Naja, Fußball verbindet ja eh immer. Deswegen würde ich sagen, dass das auf jeden Fall ein sehr großer Faktor ist, dass man wieder zusammenfindet. Und man sieht ja auch schon in Deutschland, es gibt zwar viele Länder, die gegeneinander spielen, aber man sieht ja auch auf TikTok und den ganzen sozialen Medien, dass sie trotzdem zusammen feiern, zusammen trinken, sich Spiele angucken und das zeigte, dass das die zusammenbringt. So ein bisschen.

00:16:01: Straßenumfrage - Person 7: Ich glaube, Nationalismus ist nie angebracht. Und jetzt so zu tun, als wenn vier Wochen lang alles in Ordnung wäre und vielleicht mit dem Europameisterschaft-Titel das Ganze zu beenden wäre das Schlimmste, was für mich passieren könnte. Politisch gesehen tatsächlich.

00:16:15: Lisa Fritsch: Ja. Also sehr unterschiedliche Meinungen hier vor allen Dingen auch die Äußerung, dass es nur temporär sein kann, das Gemeinschaftsgefühl nach den vier Wochen, dass eigentlich alles wieder zu Ende. Ja, sehr kritischer Ton am Ende und auch unsere YouTube Community habe ich befragt und da haben von 1000 Teilnehmern die Hälfte gesagt, also die Mehrheit der Umfrage, dass kein Gemeinschaftsgefühl entstehen kann. Also auch eher ein ernüchterndes Ergebnis. Was meint ihr denn? Kann uns die WM nach all den Krisen und Spannungen wieder näher bringen? Kann aus der Euphorie für den Sport auch ein Gemeinschaftsgefühl entstehen? Oder lässt das Aufeinandertreffen so vieler unterschiedlicher Nationen den Nationalismus erstarken?

00:16:53: Florian Harms: Ich glaube, beides ist möglich und beides ist wahr. Sicherlich ist das Schöne an einem Großereignis wie einer Fußball EM, das Fußball ja eigentlich unpolitisch ist und dass jede und jeder, der sich auch nur ein bisschen ergötzen kann an tollen Spielzügen und an spektakulären Toren, sich darüber freuen kann. Und Freude ist einfach etwas, was verbindet. Und da kann man sich dann wie gerade gehört, eben in den Armen liegen und kann das feiern. Zumindest mal für die Dauer so eines Turniers. Und an die Du hast ja ganz am Anfang in deiner Antwort immer die erste Person Plural gewählt. Wir wir spielen Und das ist das, was ich bei ganz vielen Leuten auch im Land wahrnehme. Da spielen nicht irgendwelche Kicker, die hoch bezahlt da antreten, sondern das sind eigentlich wir, das ist unsere Nation. Auf der anderen Seite sollten wir nicht den Fehler machen zu denken, dass so ein Großereignis alle unsere Probleme lösen könnte. Und danach seien wir kein polarisiert das Land mehr. Also wir haben an vielen Stellen, auch auf der Online über diese wirklich bestürzende Karte berichtet, die nach der Europawahl veröffentlicht worden ist. Da sah man die Umrisse von Deutschland und sah dann jeweils eingefärbt Welche Partei hat denn die Erststimme bekommen? Und das war eine krasse Zweiteilung. Also es war überwiegend in Westdeutschland die Union, CDU, CSU und es war fast überwiegend in Ostdeutschland die AfD. Einzelne kleine grüne Punkte in den Großstädten wie Berlin, Hamburg, Freiburg und so und da sieht man einfach, dieses Land ist offenbar gegenwärtig politisch dann doch sehr stark polarisiert. Und daran müssen wir arbeiten. Und da reicht nicht nur ein Fußballfest.

00:18:28: Andreas Becker: Das stimmt. Ich hätte da eine Frage an euch beide. Ist das nicht auch irgendwie so ein deutsches Talent? Wieder und das haben die Stimmen ja ganz gut wiedergegeben, gleich so Zweifel einzubauen, anstatt diesen Moment mal einfach zu nehmen und zu sagen die Leute feiern gerade und freuen sich gar nicht aus Nationalstolz, Nationalbewusstsein oder irgendwas. Bloß wenn ich ein paar Wochen zurückspule und das habe ich vorhin schon gesagt, hätte ich nicht gedacht, dass es auf diesem Fanfesten wirklich so fröhlich abgeht. Alle friedlich miteinander feiern. Als die Türkei jetzt gegen Georgien gewonnen hat, war auf dem Ku'damm Stillstand, weil es Autokorsos gab und es gesellten sich andere Fans dazu. Und das sind doch Bilder eigentlich, die wir uns auch mal einfach nehmen können für den Moment, um zu sagen Und wenn es nur für diese vier Wochen oder so ist. Oder aber, dass man einfach sagt okay, wir nehmen jetzt mal diesen Moment und nehmen es einfach auch so schön wahr, wie es teilweise ist und blenden vielleicht dann mal aus, was in vier oder fünf Wochen ist.

00:19:18: Florian Harms: An die da hast du bestimmt recht. Und hinzu kommt ja, dass dieses deutsche Team wirklich sehr divers ist, dass er wirklich ein bunt zusammengewürfelte System mit Spielern mit ganz unterschiedlichen familiären Hintergründen und das ist eigentlich klasse. Also mir hat besonders gut gefallen, dieses Fernsehbild während des Spiels Deutschland gegen Ungarn, als Gündogan, der deutsche Kapitän, das Tor geschossen hat und dann der Abwehrspieler Rüdiger Antonio Rüdiger auf ihn zu lief und ihn quasi hoch stemmte, den Torschützen, dann sah man in die Gesichter dieser deutschen Fußballer. War klasse.

00:19:51: Lisa Fritsch: Ja, das ist genau die EM-Euphorie, das Fußballfieber zu sehen. Aber ich glaube, um jetzt auch noch mal deine Frage zu beantworten an die, dass wir Deutschen dann doch sehr viel offener über alles nachdenken und immer was im Hinterkopf haben. Und ich glaube auch diese Umfrage, die wir auf t-online, zwar ist sie nicht repräsentativ, aber ich habe auch mit vielen Freund von mir gesprochen und diese 70 %, die Sicherheitsbedenken haben, ich glaube, das kann man auch nicht unterschätzen. Also klar geht man dann zu so einer Fanmeile hin, aber wir haben es ja auch gerade schon besprochen, was alles in den letzten Jahren passiert ist, wie viele Verrückte da draußen teilweise rumlaufen. Ich glaube, da muss man immer noch in Zeiten Gedanken haben und dieses einfach Carpe diem. Wir genießen den Tag. Schwierig.

00:20:31: Andreas Becker: Aber andererseits machst du, wenn du die ganze Zeit diese Gedanken hast und ich will das niemandem vorwerfen, aber machst du dir das Leben ja unnötig schwer noch, oder? Wenn du die ganze Zeit nur daran denkst, was könnte passieren? Was passiert gerade alles in der Welt?

00:20:43: Lisa Fritsch: Oder du gehst mit offenen Augen durch die Welt.

00:20:46: Andreas Becker: Ich will sie ja nicht verschließen, Das wär auch der falsche Ansatz. Aber man kann es ja trotzdem versuchen, zumindest sich selber. So daran mit der Situation wie sie nun mal ist irgendwie das so zu handhaben, dass ich mich da trotzdem in meinem Leben nicht so beeinflussen lasse. Weil das ist ja auch teilweise das, was viele eben wollen, die es darauf anlegen, der Gesellschaft zu schaden.

00:21:06: Florian Harms: Sehr gut und das spricht etwas an, was mir auch ein Anliegen ist, was ich auch in unserem Tagesanbruch Format versuche immer wieder zu transportieren, nämlich die schlichte, banale Frage Ist das Glas halb voll oder halb leer? Und wir hier in Deutschland, viele in Deutschland, neigen leider dazu, immer das halb leere Glas zu sehen. Das ist ja auch so, dass wir viele Krisen haben, dass wir mit vielen Problemen zu kämpfen haben, dass vieles besser gemacht werden könnte, dass vielleicht auch nicht alle Politiker einen glänzenden Job machen. Alles richtig. Aber wenn wir uns mal internationalen Vergleich anschauen, wo wir da stehen und wie man hier leben kann in Deutschland, dann ist das immer noch Weltspitze. Und das kann man doch auch einfach mal sehen und sagen Nö, eigentlich ist das Glas halb voll und noch ein bisschen mehr rein, bis es ganz voll wird.

00:21:48: Lisa Fritsch: Ja, da stimme ich dir zu. Es geht auch mit einer positiven Grundeinstellung durchs Leben. Aber man muss ja auch immer ein bisschen aufpassen. Ich gehe heute noch zu einem Punkt zum Abschluss kommen. Wir hatten es auch in der Umfrage gehört. Einer der Befragten hat auch was von Nationalstolz und Selbstbewusstsein gesagt. Und wenn man sich Studien dazu anguckt, ist es auch so, dass durch solche Turniere wie die EM der Anteil der Menschen steigt, die stolz auf deutsche Erfolge sind oder stolz sind, Deutscher zu sein. Das fanden zum Beispiel Forscher der Universität Gießen heraus, die sich auf Sportsoziologie spezialisiert haben. Und ein Professor davon, Michael Mutz formulierte im Deutschlandfunk in dem Zusammenhang auch eine Gefahr.

00:22:26: Sportsoziologe Michael Mutz (Quelle: Deutschlandfunk) Also der manchmal eher harmlos und vielleicht auch karnevaleske wirkende Fußballpatriotismus mit den feiernden, geschminkten und in schwarz rot gold gekleideten Leuten, der hat durchaus auch die Tendenz, nationalistische Einstellungen zu fördern. Das ist im Grunde ein ganz schmaler Grat.

00:22:46: Lisa Fritsch: Ja, und auch wenn wir so schön positiv hätten enden können trotzdem die Frage an euch Ist denn diese Gefahr aktuell? Wenn wir uns jetzt noch mal die Ergebnisse der Europawahl ins Gedächtnis rufen, die du mit der Karte schwarz blau ganz gut vorgeführt hast? Florian Den Rechtsruck, den wir in Deutschland erfahren, noch mal anders zu bewerten. Also muss man jetzt gerade noch vorsichtiger sein, was man auch sagt. Oder lässt dieser wachsende Nationalstolz die auseinanderdriftenden Gruppen doch mehr zusammenwachsen?

00:23:13: Florian Harms: Also mich verwundert diese Aussage dieses Forschers. Ich nehme das nicht so wahr. Was wir schon sehen in Europa, ist ja eine gewisse Rückbesinnung auf das Nationale. Das sehen wir in Frankreich, das in Polen, das sind wir auch in Teilen Deutschlands, auch im Hinblick auf die EU, dass man sagt, wir wollen nicht weniger gemeinsam zusammenarbeiten, wir wollen sozusagen unsere eigenen Länder wieder stärker machen. Da gibt es viele, die so denken. Aber das, was wir da in den Fußballstadien sehen und auf den Straßen, auf den Fanmeilen, ist für mich schon eher ein gesunder sportlicher Patriotismus und einfach eine Fröhlichkeit. Und unsere Nationalfarben sind nun mal einfach Schwarz Rot Gold und dann kann man sich das auch ins Gesicht malen, genauso wie ein Franzose sich die Trikolore ins Gesicht malen kann. Also ich sehe da nicht das Problem, ehrlich gesagt.

00:23:59: Lisa Fritsch: Und dadurch, dass immer diverser wird, das hat mir jetzt auch schon angesprochen, könnte es doch immer wieder mehr Aneinanderreibungen geben.

00:24:06: Florian Harms: Also wenn man den Fußball schätzt und diese Mannschaft toll findet, dann ist man ja Fan einer höchst diversen Mannschaft, die noch nie so unterschiedlich zusammengewürfelt gewesen ist wie heutzutage. An die. Wir haben damals noch die Fußballweltmeisterschaft 1990 erlebt in Italien. Das war eine rein weiße Mannschaft, völlig anders als heutzutage. Und da kann man schon sagen, wir können heute stolz sein auf eine sehr diverse deutsche Nationalmannschaft, wo der Kapitän einen türkischen Familienhintergrund hat.

00:24:38: Andreas Becker: Ich finde, das ist ein sehr guter Punkt. Also nur weil ich stolz bin auf das, wie die Mannschaft spielt, muss ich ja jetzt nicht sagen, dass ich stolz auf Deutschland bin oder stolz, Deutscher zu sein oder wenn man das dann so pathetisch unbedingt sagen wollen würde. Also um dieses Patriotismus Gefühl zu leben, glaube ich, kann man auch einfach alles andere vielleicht mal für vier Wochen ausblenden, um zu sagen, es ist eben nur Fußball, wie Florian das gesagt hat. Und dann einfach ins Stadion zu gehen und schöne Spiele zu sehen. Und es ist nun mal so und um einmal noch sportlich zu werden es ist ja auch wirklich toll, wie diese Mannschaft gerade auftritt, also sportlich. Und wir haben ein Gemeinschaftsgefühl in dieser Mannschaft. Was wir, wenn man die letzten Turniere zurückblickt seit 2016, also wir haben jedes Turnier mit darüber geredet, die Spieler konnten mit denen nicht und der spielte Playstation bis in die Nacht. Und Julian Nagelsmann hat es einfach jetzt in kürzester Zeit nach zwei Fehlgriffen im November mit zwei Niederlagen gegen Österreich und der Türkei wirklich geschafft. Anscheinend, da elf Spieler ohne Rücksicht auf Verluste wie Mats Hummels oder Leon Goretzka einfach elf Spieler zu finden, plus 15 andere noch, die auf der Bank sitzen und da so ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen, was eben nach außen super repräsentativ ist für für Deutschland. Und ich glaube, darauf kann man dann durchaus auch wirklich mal stolz sein. Einfach um zu sagen am Ende und wenn wir Europameister werden jetzt sage ich bewusst wieder wir, dann lasst uns doch auch einfach mal freuen darüber, dass wir Fußball Europameister geworden sind, ohne alles, was da sonst immer drumrum diskutiert wird. Das teilhaben lassen daran.

00:26:07: Florian Harms: Und Andi, wenn ich das jetzt übertrage, diesen Gedanken des Stolzes auf das Gesellschaftliche, dann ist es doch so Stolz kann man auf etwas sein, was man erreicht hat. Also es ist schwer zu sagen, Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein, weil da kann ich ja nicht viel dazu beitragen. Bin halt geboren worden. Aber ich kann stolz sein auf das, was dieses Land darstellt, nämlich eine funktionierende Demokratie, ein liberaler, pluralistischer, toleranter Staat, ein Rechtsstaat, der funktioniert mit einer tollen Kultur, mit fröhlichen, netten Menschen, die andere Menschen aus Europa mit offenen Armen empfangen. Da bin ich echt stolz drauf.

00:26:42: Lisa Fritsch: Ja, aber diese Fragen, die sind ja immer von Forschern so formuliert, damit die Leute auch relativ einfach antworten Ja.

00:26:47: Florian Harms: Mei, die Forscher lassen wir da mal.

00:26:49: Lisa Fritsch: Mal, aber ich habe es zum Beispiel auch so in der Fanzone erlebt, im Biergarten. Das waren sehr viele junge Fans und hinter uns die grölenden typisch deutschen, schon relativ alkoholisiert, denken sehr nationalistisch.

00:27:03: Florian Harms: Klar, die Dumpfbacken gibt es immer.

00:27:04: Lisa Fritsch: Ja, aber dann vor mir andere ähm eher diversere Gruppe sitzend, die dann zurück gucken mit so einem Blick. So, öh muss das jetzt schon wieder.

00:27:13: Florian Harms: Ja, verstehe ich auch. Und umgekehrt genauso. Also es gibt auch krasse türkischstämmige Nationalisten, die grauen Wölfe, die dann so das Gefühl haben, die Türkei steht über allem. Auch total bizarr.

00:27:24: Andreas Becker: Du wirst das eben leider nie verhindern können, Wenn du da Leute hast, die diese Großveranstaltung verfolgen und eben in dem Fall für Deutschland sind, wirst du es leider nie verhindern können, dass es da eben Dumpfbacken gibt, wie man so schön sagt, die dann eben ihren geistigen Unsinn preisgeben müssen. So, und das gab es leider schon immer. Ich wünschte, es wäre anders und du könntest das ausblenden. Ich befürchte bloß, du wirst immer diese Dumpfbacken haben.

00:27:50: Florian Harms: Und die Frage ist ja, was man damit macht. Bleibt man still und wendet sich ab oder setzt man dem was auch entgegen? Jetzt muss man immer sagen, man kann nicht mit jedem reden. Wenn man den Eindruck hat, jemand ist aggressiv, dann sollte man den vielleicht nicht Kontra geben. Aber das wir insgesamt wir als jetzt verwende ich auch den Plural, wir als fröhliche, vernünftige, aufgeklärte Bürger dieses Landes lauter werden und sagen, wir haben ein Interesse daran, dass dieses Land nicht in Grund und Boden geredet wird, dass es nicht immer noch stärker polarisiert wird, dass hier nicht die Dumpfbacken übernehmen. Da müssen wir halt lauter werden.

00:28:24: Lisa Fritsch: Also er appelliert auf jeden Fall an Nüchternheit, das auch mit einer gewissen Gelassenheit,...

00:28:29: Florian Harms: Auch Fröhlichkeit.

00:28:30: Lisa Fritsch: Positivität, Problemen zugewandt. Und ein zweiter Punkt, den ich daraus mitnehme auch. Wir können ja auch stolz darauf sein, dass wir in Deutschland alles sagen dürfen. Also ich glaube, es gibt auch andere Fanzonen in Europa, wo man sich jedes Mal überlegen muss Kann ich jetzt diese Sache sagen, laut oder nicht?

00:28:47: Florian Harms: Wobei Lisa, da sprichst du was an! Ich glaube, leider haben viele in unserem Land den Eindruck, man darf eben nicht mehr alles sagen. Es gab jetzt gerade in den vergangenen Tagen die Diskussion über einen Soziale-Medien-Post von Katrin Göring-Eckardt. Kurz gesagt hat sie gesagt: Guck doch mal, diese diverse deutsche Nationalmannschaft. Wie sähe die Nationalmannschaft wohl aus, wenn da nur Weiße wären? Dann ist ja Rassismus vorgeworfen worden, also sozusagen etwas verquer. Aber viele haben sich dann in sozialen Medien darüber aufgeregt, dass sie das überhaupt thematisiert hat. Und dann hat sie den Tweet gelöscht und sich dafür entschuldigt. Und das bei vielen Leuten der Eindruck entstanden ja, hier darf man halt nicht mehr alles sagen.

00:29:23: Lisa Fritsch: Wie fandest du das, dass sie es gelöscht hat?

00:29:25: Florian Harms: Ich fand ehrlich gesagt die Aufregung total übertrieben. Ich kann es verstehen, wenn Menschen sagen so sollte man das nicht ausdrücken. Aber der ganze Wirbel, das Bohei drum herum ist mal wieder typisch deutsch. Typisch bizarr.

00:29:37: Lisa Fritsch: Ja, damit kommen wir zum Ende dieser Folge und ich bedanke mich ganz herzlich bei Euch, Florian und Andi. Andi, Du wirst mit deinem Team heute und in den kommenden Tagen alle Facetten rund um die EM beobachten, analysieren und kommentieren. Alle Spielberichte, Liveticker und kuriose Fälle aus den Fanzonen lesen Sie dann auf t-online.de oder in unserer App. Und wenn Sie noch eine Anmerkung oder Frage zu dieser Folge haben oder zu anderen Dingen rund um das Thema Podcasts auf t-online, schreiben Sie uns eine E-Mail an podcasts@t-online.de. Und wenn Sie es noch nicht getan haben, abonnieren Sie den "Tagesanbruch"-Podcast, um keine neue Folge zu verpassen. Damit bedanke ich mich fürs Zuhören und wünsche Ihnen ein schönes Fußballwochenende. Tschau.

00:30:16: Andreas Becker: Tschüss! Vielen Dank!

00:30:16: Florian Harms: Vielen Dank auch von mir. Tschüss! Und ich magister zwar die Schweizer sehr, sehr, aber ich wünsche mir den nächsten Cantersieg als letztes Gruppenspiel für die deutsche Nationalmannschaft. Tschüss und bleiben Sie uns gewogen.

Über diesen Podcast

Der Nachrichtenpodcast von t-online zum Start in den Tag.

Im „Tagesanbruch“ ordnet t-online-Chefredakteur Florian Harms im Wechsel mit seinen Kolleginnen und Kollegen die wichtigsten Themen des Tages ein, analysiert und kommentiert – am Wochenende in einer tiefgründigeren Diskussion zu einem aktuellen Thema der Woche. Neue Folgen gibt es montags bis samstags ab 6 Uhr morgens.

Fragen, Anregungen und Kritik gerne an: podcasts@t-online.de

Den Tagesanbruch gibt es auch zum Nachlesen unter https://www.t-online.de/tagesanbruch

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von und mit Florian Harms

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