Tagesanbruch von t-online

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00:00:01: Lisa Fritsch: Hallo zu Tagesanbruch. Die Diskussion für das Wochenende vom 25. Mai 2024. Ich bin Lisa Fritsch und moderiere diesen Podcast. Diesmal haben wir den Musiker und Produzenten Leslie Mandoki zu Gast. Er hat mit seiner Band, den Mandoki Soulmates, gerade ein neues Album herausgebracht, das die großen Themen unserer Zeit aufgreift Kritik an sozialen Medien, an zu wenig politischer Teilnahme. Ein Grund also für uns zu fragen Wohin steuert unsere Gesellschaft in all den Krisen? Wie wappnen wir uns vor der zunehmenden Gewalt im Netz und auf der Straße? Und welche Rolle spielt dabei die Musik? Und dafür begrüße ich ihn. Zugeschaltet in unser Podcaststudio Leslie Mandoki. Hallo, Leslie. Danke, dass du dir die Zeit nimmst.

00:00:49: Leslie Mandoki: Liebe Lisa und auch lieber Christoph. Ich freue mich sehr, dabei sein zu dürfen und natürlich über dieses Labyrinth der Krisen zu sprechen und herauszufinden in diese wunderbare Momentum vielleicht. Hier finden wir wieder ein Kompass. Raus aus dieser Krise. Finden wir die Fackel am Ende dieser dunkle Tunnel oder irren wir weiterhin?

00:01:10: Lisa Fritsch: Ja, interessante Fragen auf jeden Fall. Und zum Zweiten begrüße ich erst mal auch für die Diskussion unseren Politikchef bei t-online, Christoph Schwennicke.

00:01:18: Christoph Schwennicke: Hallo Leslie. Herzliche Grüße an den Starnberger See und Lisa. Schön, dass ich mal wieder da sein darf.

00:01:26: Lisa Fritsch: Ja, Leslie, du wurdest bekannt mit Songs wie Dschingis Khan oder Moskau. Und in dem neuen Album "A Memory of Our Future", das du zusammen mit Weltstars der Rock und Jazzmusik aufgenommen hast, den Mandoki Soulmates, geht es um die Krisen unserer Zeit. Du hast gerade schon die Frage aufgeworfen Finden wir noch den Kompass? In dem Song Devils Encyclopedia? Fragt ihr zum Beispiel: What the hell we do what the dogs of we are a holling fact innocence is no defence. Da auch noch mal kurz ein Ausschnitt.

00:02:26: Lisa Fritsch: Und das bedeutet auf Deutsch so viel wie Was zum Teufel tun wir, während die Hunde des Krieges heulen? Vorgetäuschte Unschuld ist keine Verteidigung. Also ja, diese Frage stelle ich mir auch oft. Was zum Teufel tun wir hier? Warum nehmen die Krisen immer mehr zu, wenn wir jetzt auf die Ukraine schauen? Die Lage in Gaza spitzt sich jetzt gerade auch noch mal mehr zu. Und auch noch der Tod des Staatspräsidenten Raisi im Iran durch einen Helikopter Absturz. Leslie, die Frage an dich Sollte sich denn Musik überhaupt mit solchen Krisen beschäftigen oder nicht eher eine Flucht aus dem Alltag bieten?

00:02:57: Leslie Mandoki: Das ist natürlich immer Entscheidung der Musiker. Und in meinem Falle ist ganz eindeutig. Ich war erst mal mit 16 von der Bühne aus verhaftet worden, weil ich mich nicht an der Zensur Richtlinien der kommunistischer Unterdrückung, also der russischer Unterdrückung, wenn man so will, beugen wollte. Und ich habe gegen die Zensur unerlaubter Konzerte gespielt und diese Rebellion habe ich im Herzen damals also hinter Der Eiserne Vorhang. Diese Sehnsucht nach Freiheit hat mich eigentlich zum Musiker werden lassen. Und damals war doch so, dass gerade Prog Rock wie auch unser neues Album auch in der Kategorisiert gelegt war. Wie auch später hier mal Studio am Starnberger See mich, als mich Gorbatschow auch bestätigte, auch Henry Kissinger, als er mich ausgezeichnet hat. Prog Rock war eigentlich der Soundtrack der Freiheit, Also so stark diese Sehnsucht nach Freiheit, das hat mich damals zur Flucht getrieben. Mit 22 Und deshalb sage ich dir auf deine Fragen ganz glasklar. Seit Woodstock wissen wir das Musiker haben eine Verantwortung, weil unsere Stimme ist nur so laut wie die Liebe zu uns oder die Liebe zu unserer Musik. Unser Publikum ist uns es gestattet, sein geliehene Stimme von unserem Publikum, das. Mit Demut und Anstand und Verantwortung müssen wir mit diese Stimme auch umgehen. Und gerade jetzt solche dunkele schwermütige Zeiten. Versuche, das Licht, was mir geschenkt kam, von unser Publikum dorthin lenken, wo es nicht eben hell ist, sondern dunkel ist.

00:04:26: Lisa Fritsch: Also sie ist auf jeden Fall auch die Musik einer Verantwortung. Wie kann man denn aber mit Musik solche Krisen lösen? Oder wie kann man generell diese Krisen lösen? Indem wir uns beschäftigen. Ich spreche da ja wirklich auch im Album sehr harte Themen an und auch die Bilder in dem Video von Encyclopedia sind wirklich schrecklich. Aus der Ukraine auch direkt.

00:04:46: Leslie Mandoki: Natürlich stellt sich die Frage. 1989 regnete Glück vom Himmel, das dieser Sehnsucht nach Freiheit hat, erst einmal zwischen Ungarn und Österreich der Eisernen Vorhang zerschmelzen lassen. Und dann kam der Berliner Mauer runter, und wir waren alle so was von glückselig. Und wir hätten damals das Paradies auf Erden bauen müssen. Eigentlich eine achtsame, menschliche, ausbalancierte Gesellschaft. Denn natürlich Freiheit und Frieden als Zwillingsbruder ansieht. Und was haben wir daraus gemacht? Erst mal haben wir der Gier, der Spekulation, der Mitte unserer Gesellschaft eingeladen. Da sieht man heute eine der vielen Krisen, die wir nicht erkennen zurzeit ist, dass die Börse von einer Allzeithoch zur andere eilt, mitten in der Rezession. Also wenn das dauert. Also wenn ich heute 22 wäre, würde ich dafür. Man davor für Gerechtigkeit. Das ist nämlich der Ungerechte, dass der der Mehrwert schaffen der Mensch, ob es den Leidenden ist oder Pfleger, ein Busfahrer oder Journalist nicht der Einzige ist der von der Gesellschaft, die wirtschaftlich belohnt wird. Der Spekulant, der damals Peer Steinbrück und das hat Dr. Angela Merkel als systemrelevant genannt hat dabei systemrelevant, sie, die Menschen, diese Lande dieser Welt einfach bewegen und in Bewegung halten. Und das sind so viele.

00:06:04: Lisa Fritsch: Wenn ich da kurz unterbrechen darf: Wie meinst du das genau, dass sich Arbeit nicht mehr lohnt für die Arbeitnehmer jetzt aktuell, oder?

00:06:10: Leslie Mandoki: Das würde ich nicht so dermaßen herunterbrechen, sondern ich will darauf hin, dass es Spekulanten, die netterweise Investmentbanker genannt werden. Die sind eben nicht systemrelevant, sondern die Menschen, die arbeiten, die sind die systemrelevant, die morgen unser Büdchen backen und wenn wir welche haben, das in einer Arztpraxis uns versorgen und und und und weitere solche, die sollten entsprechend in dem Mehrwert erschaffen, dass Assistenz relevant angesehen werden und nicht die Spekulanten. Das man, wenn man.

00:06:40: Lisa Fritsch: Wenn man da jetzt in die weitere Zukunft denkt, also für mich, wenn ich an meine Rente denke, ist der Investmentmarkt und der Aktienmarkt teilweise das einzige, was man noch hat, wo man investieren kann, um überhaupt Rente zu haben in 30, 40 Jahren. Man weiß ja nicht, was bei unserem Rentensystem rauskommt, aber.

00:06:56: Leslie Mandoki: Liebe Lisa, ich würde dir wahnsinnig gerne widersprechen. Kann ich aber nicht in der Sache. Trotzdem ist so, dass du mit deiner wertvolle Arbeit für unser Gesellschaft, weil Journalistinnen und Journalisten sind eigentlich der Katalysator für eine saubere Meinungsbildung und nicht unbedingt soziale Medien, die eher auf sozial pornografische Aspekte anonymisiert, also wahnsinnig viel Dreckschleudern und zur Spaltung der Gesellschaft maßgeblich beitragen. Deshalb habe ich auch schon vor 15 Jahren gesagt in politische Diskussionen Wir müssen sehr viel Obacht geben darauf, dass Journalismus nicht unter den wirtschaftlichen Druck gerät. Gelingt es soziale Medien durch die Verlagerung der Werbebudgets auf soziale Medien, weil urplötzlich Influenza und Depressionen also hier das Sagen haben die, die dafür überhaupt gar keine Qualifikation in irgendeiner Art haben und die Rechercheabteilungen und Dokumentationsabteilungen schrumpfen und dieser Unfug anonymisiert noch dazu nimmt seinen Lauf. Dagegen kann man halt eben und das ist meine Verantwortung durchaus als Musiker Devils Enzyklopädie, Blood in the Water, oder Big Quit zum Beispiel erzählt Hart times creat hart people...

00:08:07: Lisa Fritsch: Darauf würde ich gern später noch mal eingehen. Lass uns mal kurz an dem auf dem Aspekt soziale Medien. Denn genau bei dem Song, den wir auch gerade schon angespielt haben, da wird es in Encyclopedia übt ihr ja eben diese klare Kritik an sozialen Medien. Wenn wir jetzt noch mal kurz in den Refrain reinhören.

00:08:33: Lisa Fritsch:  Also da sagt ihr genau, die sozialen Medien werden zur Enzyklopädie des Teufels. Übrigens auch eine sehr, sehr gute Formulierung, finde ich. Worauf zielt denn diese Kritik genau ab?

00:08:45: Leslie Mandoki: Dass ich gegen die Spaltung der Gesellschaft, gegen die Spaltung der Welt, gegen diese Hassverbreitung was habe. Ich versuche, Brücken zu bauen und selbst dann, wenn es sehr unpopulär geworden ist, Brücken zu bauen, also selbst dann, wenn die Brückenpfeiler nicht mehr zu sehen sind. Selbst dort müssen wir der Cancel Culture sagt okay, ich bin nicht sicher genug in meiner Meinungsbildung, ich bin nicht sicher genug in meinem Wertekanon. Also mein Gegenüber möchte ich zu Fall erklären und ihn ausschließen. Aussperren. Falsch. Damit werden wir nur die Radikalismus in der rechte und linke Rand der Gesellschaft oder religiöse Art fördern. Wir müssen uns beide reinigen, der Mitte der Gesellschaft Platz schaffen für Widerspruch, für Diskurs. Wir müssen wirklich neu lernen, dass derjenige, der das komplette Gegenteil von mir vertritt, ist nicht unbedingt mein Feind oder jemand, der anderer Meinung ist. Und dann müssen wir wieder streiten, weil der Erkenntnisgewinn was der Gesellschaft weiterbringt, entsteht nur durch diese Auseinandersetzung. Dazu brauchen wir diese Brücken und dass wir nicht jemand aussperren, sondern überzeugen, widersprechen. Das ist die Lösung. Und das meinen wir mit diesem Song, dass wir die Brücken bauen müssen.

00:09:56: Christoph Schwennicke: Der Befund, den den Leslie hier gerade angestellt hat, über die sozialen Medien, den teile ich umfassend. Jetzt geht es für meine Begriffe um die Frage Wie kann man diese Kommunikationskloaken, so würde ich sie mal nennen, diese Kommunikationskloaken, wieder austrocknen? Und das geht meines Erachtens nur, wenn man sie behandeln würde, in rechtlicher Hinsicht wie andere Medien auch. Also ganz konkret unser Chefredakteur Florian Harms, am Ende die ganze Chefredaktion, aber in erster Linie Florian Harms als Chefredakteur, ist verantwortlich im Sinne des Presserechts ViSdP. Das heißt, alles, was auf der Seite von t-online steht, verantwortet Florian Harms persönlich, und zwar selbst jede Leser. Zuschrift, die wir veröffentlichen, für jede muss er haften, am Ende in jeder Hinsicht. Und wenn diese Haftung auch auf die sozialen Medien übertragen wird, dass Herr Musk oder Musk, wie man ihn ausspricht und und und und Herr Zuckerberg persönlich für den Schmutz und Schund verantwortlich werden, der da steht, dann sähe die Sache sofort ganz anders aus.

00:11:00: Leslie Mandoki: Da pflege ich dir hundertprozentig bei und zu diesem Weg, weil der erste kleine Schritt. Unser Gesetzgeber könnte das sehr schnell veranlassen und zwingend vorschreiben. Jeder muss unter seine eigenen Namen seine Meinung veröffentlichen. Und das würde schon vieles, vieles, wie das viele tun. Aber es wird dieser Wahnsinn, diese Kloake für diese Absonderungen mal mit eigenen Namen und eigenem Gesicht und eigene Existenz stehen würde. Da wird es schon mal viele sauber machen.

00:11:26: Christoph Schwennicke: Und ich glaube schon auch, dass das, was wir jetzt auch an Übergriffen auf Politiker erlebt haben, in einem Maße, wie es früher unvorstellbar gewesen war, dass das alles seinen Anfang nimmt bei der Gewalt der Worte, wie sie im Netz, in den sozialen Medien sich präsentiert und wie diese verbale Gewalt dort ausgetragen wird.

00:11:45: Lisa Fritsch: Genau den gleichen Aspekt hatten wir auch in der Diskussion vor zwei Wochen mit dem ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse und Florian Harms. Jetzt auch noch mal genau erklärt, warum das so ist. Also, liebe Hörerinnen und Hörer, Sie können gerne noch mal reinhören in diese Folge. Ich würde gerne aber noch mal auf diesen Aspekt Coachee eingehen. Leslie, den du gerade angesprochen hast, das ja auch so ein Phänomen, das durch die sozialen Medien befeuert wird, dass Künstler für bestimmte politische Aussagen gecancelt werden. Wie stehst du persönlich dazu? Ist es denn gut bei manchen politischen Ausnahmen die Grenze der Kunstfreiheit zu ziehen? Oder ist Musik und Kunst generell dazu da, diese Grenzen auszureizen?

00:12:22: Leslie Mandoki: Ich glaube, solange bis wir Respekt vor. Der grundsätzliche menschliche Wertekanon wurde, wie alle eigentlich einig sein müssten, also dass wir keine Homophobie dulden, dass wir keine Frauenfeindlichkeit dulden, dass wir keinen Antisemitismus. Nun also es gibt es eine Grundstruktur, die wir natürlich alle achten, respektieren und nicht irgendwie außerhalb dieser Grundstruktur durch unseren Wertekanon Intoleranz tolerieren sollten, das ist klar. Aber innerhalb dieser Rahmenbedingungen müssen absolut, ganz glasklar sein, dass wir nicht Ausgrenzung, sondern Widerspruch also. Und ich komme immer wieder zu dem gleichen Aspekt zurück. Ich wünsche mir und mich allen, dass unsere Gesellschaft dadurch wächst, dass der Erkenntnisgewinn durch diese Widerspruchshandlung, durch den Diskurs. Und dafür müssen wir die Freiräume in der Gesellschaft in der Mitte aber bitte in der Mitte vergrößern, vergrößern, vergrößern und dann werden urplötzlich feststellen, dass diese schäbigen Ränder das ob sie dann eine Demonstration oder Kalifat gefordert wurde also Entschuldigung aber etwas Frauenfeindlicheres gibt es ja kaum also oder antisemitisch oder homophob also, dass wir die Dinge einfach mal wieder in Ordnung bringen und dann Krisen einfach benennen und dann Lösungen. Die Problematik ist, dass für mein Empfinden sehr häufig zu viele sie von der Lebensrealität von der Menschen sich entfernt hat. Und wenn dieser Diskussion eine sich so weit immer weiter und weiter weit von der Lebensrealität entfernt, damit öffnen wir die Flanken und das ist falsch. Deshalb muss der Meter sich vergrößern.

00:14:01: Christoph Schwennicke: Und ich glaube übrigens, dass es deswegen auch gut für die politische Balance dieses Landes ist, wenn, wie es im Moment passiert, Friedrich Merz die CDU wieder etwas konservativer ausrichtet und damit den Unterschied zur SPD der anderen, einstmals großen Volkspartei ein Stück weit klarer macht, als das bei Angela Merkel der Fall war. Und dass dann diese Auseinandersetzung auch teilweise in der Sache hart, aber im Umgang miteinander, respektvoll und menschlich, dass diese Auseinandersetzungen in der Sache dann in der Mitte ausgetragen werden und nicht mehr ersatzweise an den Rändern und da dann eben unter, wie soll ich sagen, Missachtung aller Regeln, die auf die Leslie gerade schon hingewiesen hat.

00:14:42: Lisa Fritsch: Aber ein Problem dabei, und da komme ich jetzt zurück auf euren Song Big Quit, den du vorhin schon mal angesprochen hast, ist ja dieses: Haben Menschen überhaupt noch Interesse an der Politik? Denn sie hat mit seiner Band dort dieses Phänomen kritisiert, dass viele Menschen einfach schon aussteigen. Also das. Quit in Englisch aussteigen. Einfach sich nicht mehr mit Politik beschäftigen wollen. Die fehlende Teilhabe. Und jetzt in dieser Woche feiern wir auch 75 Jahre Grundgesetz. Auch ein Tag, wo vielleicht manche Menschen sagen ja, was interessiert mich das? Und da wollen wir mal kurz reinhören in Big Quit.

00:15:40: Lisa Fritsch: Und Leslie, du hast gerade das Wort Lebensrealitäten erwähnt. Meinst du denn, dieses Problem kommt daher, weil wir einander selbst nicht mehr in den Lebensrealitäten des anderen uns reinfühlen, denken? Oder was meintest du genau damit?

00:15:53: Leslie Mandoki: Er ist so häufig in der virtuellen Welt der sozialen Medien und sonst wo aufhalten, dann verlieren sie den Bezug auf der Lebensrealität und und das ist so unfassbar wichtig und deshalb habe ich diese Song geschrieben Hart times creating hard people. hard people making easy times. Easy times creating easy people. and easy people bring us hard times again. Da sind wir, weil das, was Christoph sehr zutreffend beschrieben hat. Wenn wir die Auseinandersetzung an der Rampe lassen, weil in der Mitte das nicht mehr stattfindet, respektvoll in der Form, aber hart in der Sache, dann haben wir dieses Salat, was wir jetzt so sehen, diese Label in der Krise ohne Kompass. Weil man also auch keine Zutat der dieser Kompass gefunden und wieder in Ordnung gebracht zu haben und keinem mehr zutraut, dieser Fackel am Ende dieser verdammt lange dunkle Tunnel zu haben. Und deshalb ist es so unfassbar wichtig, dass die Lebensrealität vieler Menschen in der Mitte dieser Auseinandersetzung steht. Also dass wir sagen okay, wir, wir befassen uns, da sind wir mit der absoluten Mehrheit der Menschen. Welche Szenarien bedrücken sie? Und das ist dann ist eine pluralistische Gesellschaft.

00:15:53: Wir haben verlernt, eine der große Lehren dieses Grundgesetz, das wir jetzt Freiheit zu haben, das ist eine ganz großartige Grundlage. Unser Gemeinleben, das ist der Pluralismus. Wir sollten das nicht verlernt haben. Das ist, wie wichtig das ist, dass wir unterschiedliche Meinungen nicht als Feindschaft ansehen, sondern sondern Akzeptbeständigkeit und Bereicherung und, und, und. All das ist natürlich. Und auch in Europa, weil wir feiern, ist vieles auf einmal. Die eine ist wichtiger als die andere. Sicherlich ist eine Feierlichkeit zu 45. Jahre. Grundgesetz ist signifikant wichtig, aber der Europawahl stehen an, es ist auch der 20. Jahrestag jetzt von der Osterweiterung der EU. Also das sind alles Dinge, wo wir einfach lernen müssen, mit diesen unterschiedlichen Dingen klar zu kommen.

00:15:53: Ich gebe euch ein winzig kleines Beispiel, die aber sehr tiefe Bedeutung hat. Ich hatte gestern einen Musiker bei mir, er jüdischer Musiker aus Budapest, der tiefst in seiner Seele verurteilt, was Netanjahu in Israel tut, also etwas, das sein persönliche Meinung und das sagte, das ist er nicht in meinem Namen sagte, als er als als gläubiger Jude und sagte dann Aber Leslie, weißt du, ihr Deutschen habt vergessen, dass in Budapest niemals, wo einer jüdische Kindergarten oder jüdische Schule oder jüdische und sogar Synagoge eine Polizei Auto stehen würde oder ein Polizist da eine jüdische Einrichtung bewachen müssen. Denkt ihr mal bitte da mal darüber nach? Das ist auch Europa. Also er und ich musste selber feststellen, ich habe das auch schon ausgeblendet. Deshalb wir müssen diese unterschiedliche Farben, die wir in Europa haben, als ein wunderbarer farbige Gemälde ansehen und und uns darüber freuen, dass wir zwischen Nordschweden und Sizilien und und mich schmerzt, dass England nicht mehr dabei ist, weil die Briten sind nun mal der Erfinder der Demokratie und der Fußball und auch Tennis und Golf und vieles mehr und auch der Rockmusik. Also deshalb ist es sehr, sehr schmerzhaft, dass sie eigentlich kulturell nicht mehr bereichernd in der EU. Und ich wünsche mir Abend zu der Elsass Sie werden dabei und da wird auch der eine oder andere größenwahnsinniger Politiker wieder mal so einen Hinweis aus London bekommen. Also deshalb ist es so wichtig, dass wir diese Pluralismus, diese Farbigkeit, dieser Unterschiedlichkeit feiern.

00:19:25: Lisa Fritsch: Ja und vor allen Dingen hat ja auch diese Woche die Statistik des Bundeskriminalamts gezeigt, dass eben auch diese antisemitischen Straftaten zugenommen haben, vor allen Dingen auch seit dem Angriff der Hamas auf Israel. Und auch die islamistischen Straftaten oder die religiösen Straftaten, wie das in der Statistik genannt wird. Du hast es gerade schon angesprochen, diese Ausrufung des Kalifats oder die Forderung nach einem Kalifat auf einer dieser Demonstration. Jetzt stellt sich natürlich aber diese große Frage, wer ist dafür in der Verantwortung? Man könnte an vielen Stellschrauben wahrscheinlich noch was drehen. Leslie, was ist da deine Vorstellung? Und danach frage ich Christoph.

00:20:00: Leslie Mandoki: Also ich glaube, Christoph und ich, wir vertreten gerade hier in dieser Runde mit Lisa die zwei Berufsgruppen, die die Verantwortung auch übernehmen. Und es ist auch wichtig, weil, äh, diesem Chaos, was sie angestellt haben, das ist einfach eine Generationsungerechtigkeit, weil ich komme wieder dazu. 1980 regierte nicht vom Himmel und wir haben es nicht geschafft, aus dem Paradies zu bauen für euch, also für die nächste Generation. Und wenn wir Generationengerechtigkeit walten lassen wollen, und das reduziere ich jetzt nicht nur auf der Rentengerechtigkeit und aber das ist ein Teil davon, da müssen wir mal drüber nachdenken, was ist hier alles schiefgegangen ist und für mein subjektives Empfinden ist. Rockmusik ist einer der Antwort gebende Faktor, weil in Kunst ist, sagen wir mal so ein Buchautor, ein Schriftsteller, ein Theaterregisseur oder ein Filmschaffender. Also das ist alles. Die Übersetzung ist es, eine, die Edit sind und ankommt. Es dauert. Aber Journalisten und Rockmusiker stehen unmittelbar in der Früh. Ausgelaugt, damit am Ende bleibt oder online. Das ist ganz, ganz, ganz wichtig, dass diese zwei Berufsgruppen diese Verantwortung übernehmen und tragen.

00:21:12: Christoph Schwennicke: Ich nehme den Ball mal auf. Leslie, ich habe vor einigen Wochen nachgeholt, muss ich sagen, mir anzuschauen eine wirklich einen sensationellen Auftritt von AC, die sie seinerzeit im River Plate Stadium in Brasilien. Ein unfassbares Konzert wurde auch siehst, wie die. Wie die Menschen, die da zu zigtausenden davor sind, wie die ihre Aggressionen, die wir ja auch alle haben und das ist aggressive Musik, wie die hier aber auf eine ja friedliche Art und Weise ausleben. Da waren Pogo Tänzer, die sich da gegenseitig anrempeln, aber das nicht so und das hat mich persönlich nicht bei dem Gedanken ertappt, ob nicht Wladimir Putin vielleicht einfach mal ein bisschen mehr aktiv sie hören sollte. So wie Udo Lindenberg seinerzeit Erich Honecker mal eine Gitarre schenken wollte. Und diese oder jene Lederjacke wollte ich mir schenken, hat gesagt Du bist doch eigentlich auch ein Rocker. Also tatsächlich glaube ich schon. Das meine ich ganz ernst, dass Rockmusik dazu da ist, dieses Aggressive, was wir, dieses Biest in uns, ja auf freundliche Art und Weise ein Stück weit zufrieden zu stellen, so dass ist Punkt 1 und Punkt 2, weil du nach den nach der Kriminalstatistik gefragt hast und nach dem Umstand, dass eben sowohl antisemitische als auch islamfeindliche Angriffe zugenommen haben. Das ist leider das Ergebnis einer unselig aufgeschaukelt und aufgeheizten Situation dieser. Ich glaube beileibe nicht daran, dass in Deutschland wirklich bis zu 20 % Neonazis unterwegs sind, wie die AfD eine Zeit lang ja in den Umfragen mal stand. Aber da sind einfach Dinge passiert und dazu gehört auch die irreguläre Migration über zehn Jahre. Jetzt bald die Leute leider in die Hände falscher, ja falscher Wortführer führen und dann eben sogar zu Gewalt in der Lage sind. Also da hat sich was fürchterlich aufgeschaukelt und ich komme darauf zurück. Ich würde mir nichts sehnlicher wünschen, als dass die politische Auseinandersetzung wieder in der Mitte der Gesellschaft geführt wird. Und das tut sie im Moment nicht.

00:23:13: Lisa Fritsch: Und diese Radikalisierung ist ja eben auch durch die sozialen Medien noch viel einfacher geworden.

00:23:16: Christoph Schwennicke: Genauso ist es ja.

00:23:18: Lisa Fritsch: Dass wir gerade angesprochen haben. Leslie, da kommen wir aber auch auf deine Story wieder zurück. Du bist ja auch in den 70er Jahren aus Ungarn nach Westdeutschland geflohen. Und in einem Interview 2017 hast du Angela Merkel mal für ihre Flüchtlingspolitik Respekt ausgesprochen, die, ähm Christoph hier glaube ich gerade ein bisschen kritisiert hat. Denkst du denn immer noch so oder hat sich an deiner Meinung in den letzten Monaten oder Jahren etwas geändert?

00:23:39: Leslie Mandoki: Lisa da muss ich dich hinterfragen. Hast du dieses Interview von damals Willy durchgelesen? Weil ich sehe, ich habe es respektvoll, kritisch, beleuchtet. Nämlich ich habe meine eigene Migrationsgeschichte dagegen gestellt, damals wie heute, also 1975. Ich komme illegal durch die grüne Grenze, ich spreche kein Wort Deutsch, bestelle etc. Also Bewerber. Ein Antrag auf politisches Asyl. Selbstverständlich war ich die richtige Angaben auf der Idee, dass falsche Identität war. Oder Geburtstag. Also Comic alle. Nach drei Wochen spielte ich auf Lohnsteuerkarte also völlig also bereits schon zu der Mehrwert dieses Landes beitragen und Schlagzeug in der Schwäbische Landestheater. 90 Tage später hatte ich meine deutsche Asyl Pass ist erlernten Deutsch, so dass ich hatte nie einen Integrationskurs oder Deutschkurs besucht. Aber auf der linken Seite, auch wenn es dieses Forum einen Tisch gefunden habe, war die Süddeutsche Zeitung auch der Rechte war der Frankfurter Allgemeine Zeitung. Damals war sie in allen Bereichen völlig konträr. Meinung. Äh, worüber soll ich denn jetzt gerade nur noch schmunzeln können? In der Mitte war ein Wörterbuch und ich habe, egal wie lange ich wohne, wo auch immer gespielt habe. Wir haben erst einmal vier vier Stunden auf jeden Fall Deutsch gelernt von diesem Wörterbuch und von der zwei Tageszeitungen also, und da sage ich jetzt was unpopuläres Wort, gleich wir beide möglicherweise auf der Stirn runzeln. Müller. Integration ist eine Bringschuld der Migranten. Punkt. Ende. Also ich bin hier angekommen. Ich habe mir hier, ich habe von Deutschland nichts erwartet, sondern, dass ich hier in Freiheit mein Leben gestalten darf. Und ich bin unendlich dankbar, dass ich diese Chance bekommen habe. Ich bin nur deutsche Staatsbürger, weil ich eine doppelte Staatsbürgerschaft das Phänomen ablehne, eben dieses Land verpflichtet. Ich habe die Chancen von diesem Land bekommen und ich werde immer alles tun, dass dieses Land in Freiheit, in Toleranz und in seine Werte kann. Und die vor 75 Jahren der Mütter und. Väter des Grundgesetzes so wunderbar niedergelegt haben, was wir heute zu Recht freier erleben kann, und das ist meine Migrationsgeschichte und das ziemlich konträr zu dazu, was wir heute erleben.

00:25:50: Lisa Fritsch: Also das ist ja eigentlich gleich noch mal eine andere Frage auf. Es ist denn schwerer geworden, heutzutage als Flüchtling nach Deutschland zu kommen. Weil das klingt jetzt relativ easy, so wie du es beschreibst.

00:26:01: Leslie Mandoki: Also Verzeihung, die grüne Grenze, wo ich reingekommen bin durch den Wald, er wird nie Zug. Er machen wir. Dazu müsste ein Zaun um Deutschland gezogen werden. Also viel komplex. Also das ist heute genauso kompliziert oder genauso wenig kompliziert. Also das ist aber wohl so lächerlich, wie Sie reden. Die Grenze sind zu, wenn halt ein Polizist oder Grenzbeamte an der Autobahn beim Fenster steht. Das ist. Also ich bin völlig illegal durch den Tunnel aus russischer Unterdrückung geflüchtet und weil ich wollte der Zensur und der Folter, der Bespitzelung, der Schießbefehl entkommen. Und ich hatte ganz klare Vorhaben, mit meinen Freunden und der anderen der Gabel zu beugen. Nach Amerika gegangen, hat das gemacht, was ein ungarischer junger Filmemacher war soll. Er war genauso 22 wie ich damals und hatte Studio gegründet. Und sein erster Welterfolg war Simpsons. Also weil er dick. Also wir wollten nichts anderes als ohne uns entfalten dürfen und ein anständiger Bürger ein neues Landes werden zu dürfen. Und heute? Seit 20 Jahren Verfassung. Ich bin ein Verfassungspatriot und ich bin stolz, eine deutsche Verfassungspatriot geworden zu sein oder werden zu dürfen.

00:27:13: Lisa Fritsch: Ja, also du rufst ja auf jeden Fall ganz klar auf. Man ist selbst auch in der Bringschuld. Das fand ich eine sehr interessante Aussage, vor allen Dingen auch die Sprache hast du angesprochen und auch in Bezug aufs Grundgesetz, dass man sich auch wirklich dem klar ist, in was für einer Ordnung demokratischen, freiheitlichen Ordnung man hier lebt und diese auch anzunehmen und sich auch nicht radikalisieren zu lassen von Strömungen, die in diese Ordnung eben nicht reinpassen und teilweise auch sogar schon verfassungsfeindlich sind. Damit müssen wir leider schon zum Ende kommen. Die Zeit ist rum. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Dir, Leslie Mandoki, für Deine Zeit, für das tolle Gespräch und auch Christoph für deine Einordnungen Beiträge. Du hast jetzt bestimmt noch einige Termine. Leslie rund ums neue Album Was steht in den nächsten Tagen an?

00:27:55: Leslie Mandoki: Das neue Album ist weltweit synchron veröffentlichen. Insofern Meine Tage fangen einen Synthie dafür an, also mit Japaner des Interviews und und und. Nachts um zwei mit Los Angeles. Und ich liebe es und ich freue mich sehr. Und ich danke jedem, der in sein Herz und seine Seele unsere Musik lässt und damit ein Wir ein Teil eures Lebens sein dürfen mit unseren Botschaften. Die entsprechen unsere Zeit also auch nicht immer nur einfach und spaßig sind also durchaus mit der Lebensrealität, mit dieser Kompliziertheit leben, in der Krisen sich befasst. Und versuchen wir mit diesem Album Memory of Our Future von uns einer kleinen Kein wenig ein Kompass beizusteuern.

00:28:35: Lisa Fritsch: Ja, super. Und auf jeden Fall auch dieser Aufruf mehr auch mal andere Meinungen auszuhalten. Den Pluralismus, den angesprochen hast. Sehr interessant. Vielen Dank für Deine Beiträge. Und wenn Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, diese Folge gefallen hat, abonnieren Sie unbedingt den Tagesanbruch Podcast und lassen Sie uns auch gerne eine Bewertung da. Bis zu fünf Sterne sind möglich, zum Beispiel über Spotify, Apple Podcasts. Und wenn Sie noch eine Anmerkung oder Frage zum Thema haben, schreiben Sie uns gerne an Podcasts@t-online.de und damit bedanke ich mich bei Ihnen fürs Zuhören. Ciao!

00:29:05: Christoph Schwennicke: Tschüss, liebe Lisa und tschüss Leslie, das war eine große Freude mit dir.

00:29:09: Leslie Mandoki: Danke schön, dass Sie bei euch sein dürfen. Und ich wünsche allen, die uns heute zugehört haben, einfach mal das Beste und das wir bald dieses Licht am Ende des Tunnels sehen.

Über diesen Podcast

Der Nachrichtenpodcast von t-online zum Start in den Tag.

Im „Tagesanbruch“ ordnet t-online-Chefredakteur Florian Harms im Wechsel mit seinen Kolleginnen und Kollegen die wichtigsten Themen des Tages ein, analysiert und kommentiert – am Wochenende in einer tiefgründigeren Diskussion zu einem aktuellen Thema der Woche. Neue Folgen gibt es montags bis samstags ab 6 Uhr morgens.

Fragen, Anregungen und Kritik gerne an: podcasts@t-online.de

Den Tagesanbruch gibt es auch zum Nachlesen unter https://www.t-online.de/tagesanbruch

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von und mit Florian Harms

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